Samstag, April 20, 2024

Wirt rechnet mit Regierung ab: “Habe seit Anfang Dezember kein Geld vom Staat erhalten”

“Habe seit Anfang Dezember kein Geld vom Staat erhalten”

Das Jahr 2021 hat bereits einigen Wirtshäusern endgültig das Genick gebrochen. Umsatzersätze kommen nicht an oder reichen bei weitem nicht fürs Überleben aus, Perspektiven für die Zukunft gibt es wenige. Aber viele Wirte kämpfen weiter beherzt um ihr Beisl. ZackZack hat einen von ihnen besucht.

 

Wien, 3. März 2021 | Die Leute im Grätzl nennen ihn auch den „sozialen Nahversorger“. Fritz Walzer (58) führt seit sechs Jahren das Kinzer Stüberl in Wien Floridsdorf, für seine Gäste sind er und sein Lokal mehr als nur Gaststätte, vielmehr ein zweites Zuhause. Im vergangenen Jahr durfte Walzer an 178 Tagen nicht aufsperren. Bedeutet insgesamt ein halbes Jahr kein Schnapsen, kein Darts, kein Politisieren am Stammtisch.

Viele würden Walzer heutzutage als den klassischen „Wut-Wirten“ bezeichnen. Anfreunden kann er sich mit diesem Begriff aber ganz und gar nicht. Er sei nur ein einfacher Kleinunternehmer, der sich um die Zukunft seines Lokals sorgt und sein Einkommen wieder selbst erwirtschaften will.

Fritz Walzer ist studierter Betriebswirt und seit sechs Jahren Besitzer des Kinzer Stüberls. Gemeinsam mit Wirtenhund “Charly” ist er für seine Gäste Wirt, Seelsorger und Freund in einem.

“Wäre ich auf Zuschüsse angewiesen, wäre ich schon weg”

Das Kinzer Stüberl hatte es in den letzten Jahren alles andere als leicht. Begonnen hat es bereits 2019 mit der Einführung des Rauchverbots. Damals hat Walzer sämtlichen Politikern der SPÖ und ÖVP ein Lokalverbot erteilt, womit er medial für großen Wirbel gesorgt hat. Die Corona-Krise und die einhergehenden Maßnahmen für die Wirte haben dafür gesorgt, dass er endgültig das Vertrauen in die Politik verloren hat. Die Regierung sei längst rücktrittsreif, wäre nicht mal in der Lage, “einen Kleinbetrieb aufrecht zu erhalten, würde sie ihn so wie den Staat führen”:

„Nimmt man die ganze Corona-Zeit her, sind die Gastronomie und die Hotellerie die, die am meisten draufgezahlt haben. Wenn ich nur auf den Umsatzersatz und den Fixkostenzuschuss angewiesen wäre, würde es mich und das Kinzer Stüberl schon nicht mehr geben.“

Walzer lebt derzeit zum größten Teil von seinem Ersparten. Das Ziel des 58-Jährigen war es eigentlich, mit 65 in Pension zu gehen. Wegen der massiven Ausfälle bei den Auszahlungen der Beihilfen rückt sein geplanter Pensionsantritt aber von Monat zu Monat in weite Ferne. Unvorstellbar: In zwei Monaten, wo sein Lokal geschlossen ist, geht sein Erspartes für ein Jahr drauf. Denn seine Fixkosten laufen weiter, da würden ihm auch die Stundungen nichts bringen.

„Sozialversicherung, Lokalmiete, Strom – keiner fragt, wie ich das alles bezahlen soll. Noch dazu, wenn die finanziellen Unterstützungen nicht zeitgerecht ankommen. Den Fixkostenzuschuss für Mai, Juni und Juli konnte ich erst Ende November beantragen. Bis heute habe ich davon keinen Cent gesehen.“

“Ist es dringend, oder eskaliert es schon?”

Der Umgang, den man mit ihm auf sämtlichen Hotlines des Finanzamts pflegt, bringt Walzer besonders auf die Palme. Dort würde es bei Nachfragen nach dem Geld heißen: „Wie dringend ist es? Eskaliert es bei Ihnen schon?“ Umsatzersatz für Dezember, den er im selben Monat beantragt hat, habe er auch noch nicht bekommen. Generell hat der Vollblut-Wirt seit Dezember kein Geld mehr vom Staat erhalten, womit auch viele andere Lokalbesitzer derzeit zu kämpfen haben würden. Die jüngsten Verkündungen, dass die Gastro frühestens Ende März in Form der Schanigärten aufsperren darf, haben ihm den Rest gegeben und ihn dazu gebracht, wieder vor die Medien zu treten.

„Geh‘ ma testen zum Wirt’n“

Walzer will aufsperren. Dabei ist er alles andere als einer, der das Virus wegleugnen will. Im Gegenteil: Die Gesundheit seiner Gäste liegt ihm besonders am Herzen. Die Impfung legt er jeden ans Herz, auch er wartet bereits sehnlichst auf seine. Da so viel getestet wird im Land, versteht er nicht, warum nicht auch er als Wirt die Chance bekommt, seine Gäste beim Eingang zu testen:

„Da wir ja Test-Weltmeister und Impf-Versager sind, verstehe ich nicht, warum ich die Tests nicht hier vor meinem Lokal machen darf. Aber das kann auf Dauer natürlich auch nicht die Lösung sein, Ziel muss es sein, dass alle geimpft werden.“

Dass sein Vorschlag „Geh’ ma testen zum Wirten“ kein Gehör findet, ärgert ihn. Es würde ganz einfach zu bewerkstelligen sein, und würde den Menschen wieder etwas Lebensfreude zurückgeben.

Das Kinzer Stüberl im 21. Wiener Gemeindebezirk ist eine Institution für seine Gäste. Es wird auch das „Stüberl in der roten Burg“ genannt. Denn das Beisl gehört zum Bieler-Hof, einem denkmalgeschützten Gemeindebau aus den 1920er-Jahren und damalige Hochburg der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Auch heute noch beheimatet es eine Sektion der SPÖ, die SPÖ Donaufeld, welche direkt neben dem Kinzer Stüberl angesiedelt ist.

“Die Leute wollen raus aus ihren Käfigen”

Denn vor allem seine Stammgäste, viele ältere Bewohner aus dem Grätzl und den umliegenden Gemeindebauten, würden unter der Situation leiden. Diese wären in ihren 50m2-Wohnungen eingesperrt wie im Käfig und würden nichts lieber tun, als wiedermal ihren Freund und Lieblingswirten zu besuchen.

„Besonders traurig bin ich über einen ehemaligen Stammgast. Er war schon ein alter Mann, hat sich aber hier beim Schnapsen jeden Stich gemerkt. Die Corona-Krise und die Isolierung hat seine Demenz so weit vorangetrieben, dass er schließlich ins Spital musste, wo er dann vor ein paar Wochen leider verstorben ist.“

Man merke auch an der “Aggressivität der Leute”, dass ihnen ihr Beisl und die sozialen Kontakte fehlen, so Walzer. Hier im Beisl hätten die Menschen “Entspannung” vom Alltag gehabt. Eine Runde Schnapsen, Darts oder Würfelpoker – das würden alle Altersschichten bei ihm lieben.

Walzer hat das Glück, über einen großen Gastgarten zu verfügen. Trotzdem ist die geplante Öffnung der Schanigärten nur ein schwacher Trost für ihn.

Auf die Frage, wie er sich während der Schließungen die Zeit vertreibt, antwortet er ganz locker und zeigt, dass er trotz der schweren Situation seinen Schmäh nicht verloren hat: “Ich habe glaub ich neun Kilo zugenommen die letzten Monate. Ich vertreib mir die Zeit daweil damit, das Lokal neu zu gestalten und die Fenster mal zu streichen. Ich habe mir auch überlegt, Bilder von Babyelefanten aufzuhängen, aber dadurch, dass die immer größer werden, habe ich das dann gelassen.”

(mst)

Titelbild: ZackZack

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Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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17 Kommentare

  1. Pressefreiheit hat ihren Wert.

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  2. Man hänselt uns von einem Monat in den nächsten!
    Schluß damit – wir lehnen jeden Test und jede Impfung ab!

    Baut vor, daß Euch die Ärzte die Covid-19-Medikamente (z.B. Ivermectin+3) bei Bedarf verschreiben.
    Die GK sorgt für den Vorrat zu fairen Preisen.
    Stärkt ärztlich beraten Euer Immunsystem (z.B. Vitamine C, D, .. Zink etc).
    Masken schaden – wir wollen selber darüber entscheiden.
    Haltet Abstand.
    Sofort zum Arzt bei verdächtigen Anzeichen!

    Wenn es uns nicht gelingt, die “Corona- Plandemie” scheitern zu lassen – SIND WIR VERLOREN.
    Wir bezahlen mit den jährlichen Impfungen unsere Zerstörer selber – sie werden mehr und unermeßlich reich.

    NS: Impfen ist riskant und wird kaum helfen – keinesfalls schnell – leben wir doch mit den Viren!

  3. Klar, die Aggressionen steigen rasant und das auch bei mir. Schuld sind das ewige Fetzen ins Gesicht ziehen und besondere Angsthasen die dauernd mahnen und brüllen. Erwürgen könnt man diese. Leider haben wir da noch die korrupte (unschuldsvermtg.) Regierung die da noch diese lebensfeindliche unsichere Zukunft ankündigt.

    • Ihre Diktion hier verhindert leider, dass ich Sie ernst nehmen kann. “Fetzen”, “Angsthasen”, “Erwürgen” ….. Wie soll man da seriös diskutieren?

  4. Szene aus dem heutigen U-Ausschuss: BK-Berater Steiner wird gefragt, ob die kolportierten 33.000 Euro/Monat stimmen. Der ÖVP-Abgeordnete Fürlinger meint daraufhin, Steiner wäre privater ÖVP-Berater und die Bezahlung würde niemanden etwas angehen, auch wenn sie aus Steuermitteln erfolgt.

    Das müssen wir schon einsehen, dass österreichische KMUs sich da hinten anstellen müssen, bis sich die PR-Armee des Kanzlers am Trog sattgegessen hat.

  5. Na ja, evidenzfrei und medizinisch unbegründbar ergeht sich die Faschistische Regierung im Ausmärzen der Kultur am Rande des demokratischen Modelles. Die Grünen Futtertrogbesetzer grunzen dazu und dem VdB at’s die Sprache verschlagen. … viel gerühmtes undsoweiter …

  6. Eins verstehe ich noch nicht. Alle paar Jahre eine Krise. Dann reden die Politiker blablabla und am Schluß: Rekordverschuldung, Rekordarbeitslosigkeit und die gleichen Günstlinge sind wieder reicher geworden. Nur so ein Beispiel: Es sterben lt. WHO mehr Leute an nicht sauberen Trinkwasser. Mit 100 Milliarden wäre das weltweit gelöst. Aber hier werden Billionen verschleudert und am Schluß kommt nichts raus außer, wie beschrieben, die Reichen reicher. Die Welt dreht durch oder mit dem Internet bekommt man viel mehr mit. Danke an die ÖVP Wähler.

  7. Lieber Wirt! Dein Frust ist berechtigt und verständlich! Auch ich habe in meiner Familie einen Wirt der ebenso zu kämpfen hat! Nur, spielt dem Kurz nicht in die Hände mit dem Testen und dem Impfen! Nur die Wenigsten werden für ein schnelles, sporadisches Bier pausenlos zum Testen rennen und sich mit einem Impfstoff impfen lassen welcher nicht ausgereift ist. Um Etwas zu bewirken geht auf die Straße! Mit MN Schutz, Abstand und einer gehörigen Anzahl an Teilnehmern kann man die Richtung möglicher Weise ändern, weg vom falschen Pfad Richtung Diktatur eines Narzissten! Und nein, ich bin nicht “blau/braun” angehaucht! Ich bin ein Mensch der seine Freiheit, seine Entscheidungsfreiheit nicht verlieren möchte!

    • Na sicher werden wir im Freien mit Maske gehen…. eh klar. Alles Gute dabei.
      Alles richtig gemacht. Danke Rudi. Danke Messias.

      Hoffentlich gehen möglichst viele in Konkurs und Arbeitslose – dann wird das Regime sehr rasch stürzen.

      • “Hoffentlich gehen viele in Konkurs und Arbeitslose” ???? Finde diese Aussage sehr menschenverachtend, das ist ja kein Spiel, sondern bittere Realität für manche.

  8. Meine These hinsichtlich der Gastro-Schließungen war schon letztes Jahr die: Die Politiker fürchten sich vor den Stammtischen, dass dort zu viel diskutiert wird und sich der Zorn vieler aufschaukeln könnte und dann von dort aus “Gefahr zu erwarten” wäre. Ich wünsche den Wirten alles Gute. Ob die Öffnung der Schanigärten aber nicht ein Hintertürl für die Politik ist, die Förderungen nicht weiter auszahlen zu müssen? Auch wenn sie eh nicht ankommen. Schauen wir mal 🙂

    • Die Regierung fürchtet sich vor jeder Art von kritischem Meinungsaustausch. Daher Demoverbot, keine Kulturveranstaltungen und keine Geselligkeit….

      Wir sind schon lange im Faschismus angelangt.

      Danke Grüne. Danke ÖVP.

      • Tja, vielleicht ist das eh schon perfekt auf den Punkt gebracht: Mir stellt sich die Frage, wie tief wir drinnen sind. Denn wenn wir quasi jetzt die Tür aufgemacht haben und erkennen, dass das vielleicht doch keine so gute Sache ist, dann wäre der Lerneffekt groß. Jetzt wird soviel über Korruption diskutiert, dass das wirklich eine reinigende Kur sein kann, vielleicht ähnlich zum Weinskandal in den 80er (?) Jahren.

        Wenn man sich alleine die Börsenkurse der Lenzing AG seit gestern anschaut und die internationalen Berichte dazu, dann ist (für die Lenzing) Feuer am Dach. Die können sich so einen Sumpf nicht leisten. Und dieser (internationale) Druck wird letztlich den kleinen Kurz regelrecht zerquetschen (um zu einer drastischen Metapher zu greifen).

        Und für einen kritischen Meinungsaustausch könnte ich z.B. das ZackZack-Forum empfehlen ;-). Was freilich den Besuch beim Wirten nicht ersetzen kann …

        • Das ist meine große Hoffnung.
          Dass wir langfristig lernen können.
          Ich bin derzeit noch nicht so überzeugt. Es gibt so viel zu tun.

          Und ja- hier können wir Meinungsaustausch pflegen. Das ist sehr wichtig. Kann aber auf Dauer den Kontakt zu anderen Menschen nicht ersetzen.

  9. Ja Herr Wirt ,so ist halt die gewünschte ” Transformation”. In einer Planwirtschaft ist halt kein Platz für Sie!

    Eines würde mich noch interessieren,haben Sie eh den Sozialismus gewählt? Den tollen Ludwig -oder die tolle R.Wagner? Oder die GRÜNEN??

    Alle sind für den LD -und zwar noch immer…..Und dann noch der Basti!!

    Könnte es sein,dass alle für die Agenda ID 2020 sind?
    Lockstep 2010 ….

    • Ich habe eh nie verstanden, wenn kleine Wirte/Unternehmen, kleine Beamte und kleine Angestellte die ÖVP wählen. Das haben sie nun leider davon. Mit den Lockdown haben sie Österreich ruiniert und die Haberer und Milliardäre reich gemacht. Bravo ÖVP Wähler.

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