Donnerstag, März 28, 2024

Pensionsraub ist Wirklichkeit – Wie NEOS, ÖVP und Wirtschaftskammer diesen relativieren und wie sie dabei falsch liegen

ZackZack.at deckte exklusiv auf: Die überbetrieblichen Pensionskassen verspekulierten im Jahr 2018 rund 1 Milliarde Euro am Finanzmarkt. Geld, das Arbeiter und Angestellte jahrelang eingezahlt haben. Jetzt wird es von Valida, VBV und Co. verzockt. Doch den Aufdeckern von JETZT kam heftiger Gegenwind entgegen. Von den NEOS bis zur Wirtschaftskammer: viele Freunde der Finanzmärkte rückten aus, um die 1 Milliarde Verlust als Kleinigkeit abzutun. Zusammen mit JETZT-Topökonom Bernd Nussbaumer präsentiert ZackZack.at einen weiteren Hintergrundbericht zur „2. Säule“ der Pensionsvorsorge und zeigt den skrupellosen Pensionsraub von Raiffeisen, Uniqa und Co., den Eigentümern der überbetrieblichen Pensionskassen. Wenn alle anderen Parteien dazu schweigen, zeigen sie nur, für wen sie Politik machen: für Banken und Versicherungen.

Wien, 19. September 2019 / Nach der Kritik von JETZT an der 2. Säule der Pensionsvorsorge schlug der kleinsten Oppositionspartei im Parlament ordentlich Gegenwind entgegen. Der Fachverband Pensionskassen der Wirtschaftskammer verweist auf die gute Performance der Pensionskassen der letzten Jahre und verteidigt die private Pensionsvorsorge. Die eine Millarde Verlust 2018 wäre demnach nicht so schlimm. Mag. Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes, wehrt sich folgendermaßen: „Dass Schwankungsrückstellungen teilweise ‚aufgebraucht‘ seien, wie Pilz es formulierte, ist für den Fachverband nichts Ungewöhnliches.“ Eine Milliarde Verlust am Finanzmarkt – nichts Ungewöhnliches!

Die Finanzmärkte und Pensionen

Hintergrund: Schwankungsrückstellungen sind über Jahre aufgebaute Rückstellungen, die aus dem Vermögen der PensionistInnen und AnwärterInnen gebildet werden. Also deren Vermögen, zusammengeschafft durch die Beiträge der Arbeitnehmer. Es ist das Geld jener, die Pension beziehen werden, nicht das Geld der Eigentümer der Pensionskassen. 2018 hat die Valida 81,8%, VBV 86,7% und APK 93,3% der Schwankungsrückstellungen aufgebraucht. Über 80% von Rückstellungen aufzubrauchen ist „nichts Ungewöhnliches“?

Pensions-kasse Jahr Schwankungs-rückstellung Veränderung Prozent
Valida 2015 311,725
Valida 2016 337,171 25,446 8,16%
Valida 2017 431,309 94,138 27,92%
Valida 2018 78,381 -352,928 -81,83%
VBV 2015 284,898
VBV 2016 263,422 -21,476 -7,54%
VBV 2017 430,675 167,253 63,49%
VBV 2018 57,067 -373,608 -86,75%
APK 2015 150,024
APK 2016 210,084 60,06 40,03%
APK 2017 322,228 112,144 53,38%
APK 2018 21,442 -300,786 -93,35%

Wie sich die Jahre für die Bezieher der überbetrieblichen Pensionskassa entwickelt haben, zeigt der Schutzverband der Pensionskassenberechtigten vor.

Wahnsinn! Hier sehen Sie ein Beispiel einer betroffenen Pension:

© Grafik: PEKABE – Schutzverband der Pensionskassenberechtigten

Die wirtschaftliche Lage der letzten Jahre

Als weiteres Argument bringen die Gegner von JETZT und die Politiker der Banken die Lage der Finanzmärkte ein. Blicken wir also auf die Lage der Finanzmärkte im Verhältnis zum Anlagenergebnis der Pensionskassen. Der Zustand der Finanzmärkte lässt sich anhand des Dow Jones, dem Aktienindex der Wall Street, ablesen.

Hintergrund: Der Dow Jones lag am 30.12.2015 bei 17.603, am 30.12.2016 bei 19.762, am 29.12.2017 bei 24.719 und am 31.12.2018 bei 23.327. Dies sind jeweils die letzten Handelstage der Jahre 2016, 2017 und 2018. Der Anstieg lag daher 2016 bei 12,3%, 2017 bei 25.1%, der Verlust 2018 bei 5,6% und der Anstieg von 2016 bis 2018 bei 32,5%. Dies ist kein Plädoyer dafür, dass die Pensionskassen mehr am Aktienmarkt investieren sollen, sondern soll nur als Vergleich dafür dienen, wie die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Zeitraum war. Der Euro-Dollarkurs hat zu den gleichen Zeitpunkten am 30.12.2015 1,0926, am 30.12.2016 1,0525 (-3,67%), am 29.12.2017 1,2005 (+14,06%) und am 30.12.2018 1,1438 (-4,72%) betragen.

Im gleichen Zeitraum haben die Pensionskassen ein Veranlagungsergebnis, abzüglich Zuweisung zur Schwankungsrückstellung und Betriebsaufwendungen, in folgender Höhe erzielt:

Pensionskasse Jahr Veranlagungs-ergebnis Dow Jones
Valida 2016 2,93% 12,3%
Valida 2017 3,55% 25,1%
Valida 2018 -7,67% -5,6%
VBV 2016 3,04% 12,3%
VBV 2017 3,85% 25,1%
VBV 2018 -6,25% -5,6%
APK 2016 3,48% 12,3%
APK 2017 3,94% 25,1%
APK 2018 -6,07% -5,6%
Bundes-PK 2017 3,67% 25,1%
Bundes-PK 2018 2,58% -5,6%

Zum Vergleich: Die Bundespensionskasse hatte 2017 ein Veranlagungsergebnis von 3,67% und 2018 2,56%! Also auch 2017 erwirtschaftete die Bundespension ein besseres Ergebnis als die hochriskante Valida, obwohl die Finanzmarktlage besser war als 2018!

Brisant: Weil die überbetrieblichen Pensionskassen keinerlei Anreiz haben, im Sinne der Pensionisten und Anwärter zu veranlagen, entstehen zwar horrende Verwaltungskosten, aber das Veranlagungsergebnis ist in Summe katastrophal.

Wechsel in die Sicherheitspension?

Befürworter der Pensionsspekulation bringen noch die sogenannte Sicherheitspension in die Debatte ein. Seit 2012 ist dieser Wechsel möglich. Gerald Loacker (NEOS) sagt diesbezüglich: „Wer das Risiko des Kapitalmarktprodukts Pensionskasse nicht mag, kann bis zu seinem Pensionsantritt entweder in eine Sicherheits-VRG oder in eine betriebliche Kollektivversicherung umsteigen. Dass ein Kapitalmarktprodukt Wertschwankungen unterliegt, liegt in der Natur des Produkts.“ Loacker ignoriert hier unangenehme Tatsachen. Diese Tatsachen veranschaulichen ein Beispiel:

Grafik: PEKABE – Schutzverband der Pensionskassenberechtigten

In diesem Beispiel wurde ursprünglich mit 5% Verrechnungszins geplant. Die Bezieherin ist 2012 in die Sicherheits-VRG gewechselt, das bedeutete 33% Verlust! Damit zeigt sich, dass auch ein Wechsel in eine Sicherheitspension einen großen Verlust darstellt. Somit ist klar: Die Bezieher der überbetrieblichen, privaten Pension sind Verlierer! Doch es gibt auch Gewinner: Unternehmen, Banken und Versicherungen!

Das Geschäft der Banken

Es gibt sie also, die Gewinner der Pensionskassen – es sind die Pensionskassen und deren Eigentümer. Die Eigentümer sind hauptsächlich Großbanken und Versicherungsgesellschaften. Hier sehen Sie die Gewinne von Valida, VBV und APK von 2015 bis 2018:

Pensions-kasse Jahr Vergütung zur Deckung der Betriebs-aufwendungen Gewinn-rücklage Zuwachs
Valida 2015 26,773 25.297.000
Valida 2016 27,022 30.297.000
Valida 2017 28,517 34.227.000
Valida 2018 30,261 34.227.000 8.930.000
VBV 2015 21,091 38.300.000
VBV 2016 22,897 44.300.000
VBV 2017 23,635 48.700.000
VBV 2018 23,963 51.900.000 13.600.000
APK 2015 7,916 22.040.000
APK 2016 8,303 22.964.849
APK 2017 8,846 26.300.092
APK 2018 9,508 27.802.928 5.762.928

Gewinnrücklagen– Anstieg von 2015 – 2018, spiegeln den Wert der Pensionskasse für die Eigentümer wider:

Valida: +8.9 Mio. auf 34,2 Mio. Euro

VBV: +13,6 Mio. auf 51,9 Mio. Euro

APK: + 5,8 Mio. auf 27,8 Mio. Euro

Das Problem mit den Pensionskassen ist nicht neu. Die Politik hat sich bisher nur nicht darum gekümmert! Stattdessen relativiert die Politik gerne das Problem. Wie man sieht, sind die Relativierungen allerdings völlig substanzlos. 2018 wurde eine Milliarde verspekuliert – dies ist genauso dramatisch, wie es klingt! Betroffene wenden sich an uns, weil wir die einzigen sind, die ihre Probleme ernst nehmen. JETZT fordert eine 1,5% Mindestertragsgarantie (Mindestverzinsung pro Jahr). So tragen die Eigentümer der Pensionskassen das Risiko und nicht, wie derzeit, die Pensionisten und Anwärter.

Wählt man am 29.9. JETZT – Liste Pilz, gibt man der einzigen Partei, die den Pensionsraub von Raiffeisen und Uniqa ansprechen, eine Stimme!

(bn/wh)

Titelbild: Adobe Stock

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