Freitag, April 19, 2024

Kommentar: Planet 9 – „Medienstar“ Schwarzes Loch

Planet X geistert seit Jahrzehnten durch die Presse. Nachdem Pluto 2006 zum Zwergplanten zurückgestuft wurde, sind wir auf der Suche nach Planet Nummer 9. Derzeit ist dieser ominöse Planet nicht mehr, als eine statistische Auffälligkeit in einer Gruppe transneptunischer Objekte. Diese Auffälligkeit ist für sich genommen aber kaum schlagzeichentauglich. Doch die Forschung darüber ist voller Sensationen und noch mehr Spekulationen.

Wien, 15. Oktober 2019 / Eine Anzahl von Objekten, die weit draußen, nämlich außerhalb der Bahn des Neptun, die Sonne umkreisen, haben eine spannende Eigenschaft. Sie kreisen so, als ob sie von einem massereichen Objekt in ihre Bahn gezwungen worden wären. Das kann alles möglich sein. Geht es nach den beiden Astronomen Konstantin Batygin und Michael E. Brown, dann liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Planeten handelt, bei 90%. Allerdings gibt es noch eine andere Möglichkeit: dass die merkwürdigen Umlaufbahnen der freistehenden Objekte und die von ihnen gebildeten Cluster eine reine Täuschung sind, eine zufällige Übereinstimmung genau in dem Moment, in welchem Astronomen hinsehen.

Supererde oder Gasplanet oder Schwarzes Loch

Aus den Bahndaten der Objekte kann nun auf die Bahn und die Masse des möglichen Planeten geschlossen werden. Es muss sich dabei um einen ordentlichen Brocken handeln, denn er ist mindesten 10 Mal so massereich wie die Erde! Es könnte damit eine sogenannte Supererde sein, falls es ein Gesteinsplanet ist, oder es könnte sich mit höherer Wahrscheinlichkeit um einen Gasplaneten etwas kleiner als Neptun handeln. Mit einer Umlaufzeit von 20.000 Jahren ist er sehr weit draußen anzusiedeln. Vier Lichttage oder 700 Astronische Einheit (AE) soll der Abstand zur Sonne betragen. Eine Astronische Einheit ist, salopp gesagt, der Abstand zwischen Sonne und Erde.

Bisher wurde aber kein Planet entdeckt, auch wenn er recht groß zu sein scheint. Astronomen haben mit unseren leistungsfähigsten Teleskopen Objekte im Kuipergürtel jenseits der Plutobahn entdeckt, die gerade einmal 35 Kilometer groß sind. Auch einen 500 km großen Körper in Abstand von 120 AE. Nun könnte es sehr dunkel sein und sehr kalt, dann wird er wohl erst mit Teleskopen der nächsten Generation zu entdecken sein oder es gibt ihn nicht.

Planet 9 als Schwarzes Loch

Vorletzte Woche ist dann eine weiter Theorie zum Thema Planet 9 dazugekommen. Wenn er doch so unauffindbar ist, könnte es sich dann nicht um eine Schwarzes Loch handeln? Diese These haben Jakub Scholtz und James Unwin vorgeschlagen und gleich das Loch in Originalgröße auf einer Seite ihrer Arbeit veröffentlicht: Fünf Zentimeter beträgt der Durchmesser des ominösen Schwarzen Lochs. Schwarze Löcher sind sehr klein und praktisch nicht zu entdecken, denn sie fangen alles ein. Dazu gehört auch Licht. Eine gute Lösung für den unentdeckten Planeten mit einem kleinen Schönheitsfehler.

Das Problem „primordiales“ Schwarzes Loch

Schwarze Löcher können nicht beliebig klein sein. Sie müssen mindestens 2,5 Sonnenmassen besitzen. Das ist viel zu groß für Planet 9 mit geschätzten zehn Erdmassen. 1970 hatte Stephen Hawking die Idee, dass es kleine sogenannte „primordiale“ Schwarze Löcher geben könnte, die direkt nach dem Urknall entstanden sein könnten. Bisher gibt es aber keinerlei Beweise oder Hinweise, dass es primordiale Schwarze Löcher überhaupt gibt. Und dann müsste auch noch der Zufall mitgespielt haben, dass die Sonne dieses Loch von der Sonne eingefangen wurde. Das ist übrigens ungefähr so unwahrscheinlich, wie die Möglichkeit, dass ein echter Planet als Nummer 9 eingefangen wurde.

Das Problem der Gazetten mit dem Schwarzen Loch

Schwarze Löcher sind immer für Schlagzeilen gut. Das wissen auch wir bei ZackZack.at und deshalb schreiben wir auch schon mal einen Artikel darüber. Aber eine Theorie, die sich auf wenig bis nichts stützt und die auf Grundlage von vielen hypothetischen Annahmen fußt, einfach zu einer Sensation zu erklären, dass ist die eine Sache. Die andere Sache ist die Tatsache, dass praktisch kaum eine Redaktion auf die Probleme, die mit dieser Theorie einhergegangen sind, auch nur am Rand hingewiesen hat.

Und ja, auch für den Autor dieser Zeilen hat die Idee, dass wir ganz nahe an einem Schwarzen Loch sein könnten, durchaus eine gewisse Faszination. Aber nach kurzer Überlegung war klar, dass das sehr, sehr unwahrscheinlich ist. Der Gedanke an eine Bierlaune der beiden Astronomen ist auch interessant.

(sm)

Titelbild: Lsmpascal – CC2.5

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