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Putin und Erdogan teilen Land unter sich auf, Kurden außen vor. Syrien-Deal der Schande

Nahezu alle Medien berichten vor allem über die Verlängerung der Waffenruhe in Nordsyrien bis zum 29. Oktober. Der Deal, der dahintersteckt ist das eigentlich Spannende: Putin und Erdogan teilen bei einem Treffen in Sotschi Syrien unter sich auf. Neben den beiden profitiert vor allem Syriens Präsident Assad. Die Verlierer des Deals: die Kurdenmiliz YPG.

Sotschi/Wien, 23. Oktober 2019 / In einem Gesprächsmarathon am Dienstag haben der russische Präsident Putin und der türkische Präsident Erdogan ein weitreichendes Übereinkommen zur Zukunft Syriens geschlossen. Darin enthalten sind unter anderen Abmachungen zur Kontrolle umkämpfter Territorien, gerade im Norden Syriens, eine verlängerte Waffenruhe sowie die endgültige Anerkennung Assads als legitimen Herrscher des Landes. Dagegen hatte sich die Türkei in der Vergangenheit noch verwehrt.

Trump macht Weg frei: Russland neue Ordnungsmacht

Der Deal bedeutet, dass es weltpolitisch zu tektonischen Machtverschiebungen kommt. Über Jahrzehnte waren die USA die globale Ordnungsmacht im Nahen und Mittleren Osten. Nun, nach dem Rückzug der Trump-Truppen, steht Putin bereit: Russland übernimmt! Dabei hat Russen-Präsident Waldimir Putin einmal mehr strategisches Geschick bewiesen. Er wusste: Wenn seine Marionette Assad die volle Kontrolle über Syriens Territorien zurückerobern soll, braucht er den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Denn diesen braucht er für eine tragfähige Nachkriegsordnung. Auch zur Spaltung der NATO ist der „Sultan vom Bosporus“ nützlich für Putin. Die Frage vor dem Gipfel war daher, ob Putin bereit ist, Territorium „abzutreten“.

Erdogan erkennt Assad endgültig an

Das sogenannte Memorandum of Understanding bleibt zwar an manchen Punkten vage, aber die Richtung ist klar – mit weitreichenden Folgen über die Region hinaus. Die Eckpunkte:

  • Erdogan erkennt Assad an: Die Türkei respektiert die politische Einheit und territoriale Integrität Syriens
  • Putin billigt im Gegenzug de facto Erdogans Militäroperation: Auf Basis des „Adana-Abkommens“ kann die Türkei weiterhin „Anti-Terror-Operationen“ im türkisch-syrischen Grenzgebiet durchführen
  • Verlängerung der Waffenruhe um 150 Stunden
  • Pufferzone ermöglicht Kurdenmiliz YPG, sich gänzlich aus dem umkämpften Gebiet in Nordsyrien zurückzuziehen. Hier setzt sich also Erdogan durch!
  • Einen Teil der Pufferzone, zwischen den Städten Tal Abyad und Ras-al-Ain, darf die türkische Armee bewachen
  • Östlich und westlich davon übernehmen Putin und Assad die volle Kontrolle, türkische Truppen dürfen lediglich „mitpatrouillieren“.
  • Assad soll nach dem Willen Putins künftig direkt die Gespräche mit den Kurden führen

Neues weltpolitisches Zeitalter?

Damit ist klar: Putin siegt auf ganzer Linie. Erdogan und Putin-Vasall Assad bekommen große Stücke des Kuchens, die Kurden gehen leer aus. Nach den USA hat nun auch Erdogan die IS-Besieger fallen lassen. Assad sah lange Zeit als Verlierer des Syrienkrieges aus. Nun ist klar, dass er den Krieg gewonnen hat – mit freundlicher Unterstützung der russischen Regierung. Diese ist damit endgültig globale Ordnungsmacht. Bislang redeten Experten immer von regionalen Einflussgebieten Putins, vor allem im Kaukasus und Teilen Osteuropas. Das hat sich mit dem Syrien-Deal nun geändert. Nachdem sich die USA immer mehr zurückziehen: Wird Russland jetzt die neue Weltpolizei?

 (wb)

Titelbild: APA Picturedesk

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