Mittwoch, April 24, 2024

Trump kuscht vor Erdogan – Kommentar

Noch vor zwei Wochen drohte Trump Erdogan, er werde die türkische Wirtschaft “auslöschen”, falls Erdogan die Kurden in Syrien angreift. Jetzt zeigt sich: Der Präsident der USA ist ein außenpolitischer Maulheld. Trump hebt die Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei schon wieder auf. Die politische Niederlage Trumps könnte die geostrategische Position der USA nachhaltig beschädigen. Das freut Erdogan und Putin.

Wien, 24. Oktober 2019 / Die USA heben sämtliche Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei auf. Lange haben sie nicht gehalten. Rund zwei Wochen lang hatte das US-Finanzministerium unter Stephen Mnuchin immerhin die Fassade einer wirtschaftspolitischen Antwort auf die türkische Invasion in Syrien aufrechterhalten. Nun ist selbst das vorbei. Die USA gestehen damit ihre Niederlage im Nahen Osten ein. Dass die ungleich mächtigeren USA vor Erdogan in die Knie gehen, hat unmittelbar mit der außenpolitischen Dummheit ihres Präsidenten zu tun.

Trump-Politik ein katastrophales Geschäft für USA

“Trump ist eben ein Geschäftsmann” – so rechtfertige der amerikanische Botschafter in der Ukraine jüngst das Verhalten seines Chefs. Offenbar ist er ein schlechter Geschäftsmann. Denn die einzige Frage, die Trump zu interessieren scheint, ist: Profitieren die USA unmittelbar von ihrem Engagement in Syrien? Bringt es Trump Geld und Ruhm, seine Verbündeten im Nahen Osten zu verteidigen? Nein. Was Trump nicht bedenkt: Sein Rückzug wird der USA langfristig viel kosten.

Trump lobt auf Twitter seine eigene Weisheit und droht der türkischen Wirtschaft mit “Auslöschung”. Bild: Screenshot Twitter

Die Türkei und vor allem Russland haben nun Syrien unter sich aufgeteilt. Wer Syrien kontrolliert, hat Einfluss auf die Hisbollah im Libanon und steht den Israelis am Golan unmittelbar gegenüber. Außerdem stärkt der amerikanische Rückzug den Iran, der nun seine alte Achse zu Syrien wiederbeleben kann. Nichts davon nützt den USA. Im Gegenteil: Sie haben jetzt eine russlandfreundliche Türkei und ein zunehmend imperialistisches Russland mitten im Nahen Osten sitzen. Die Region ist für die USA von allergrößter strategischer Bedeutung. Es geht um Öl. Selbst Donald Trump müsste eigentlich einsehen, dass die Verteidigung so wichtiger außenpolitischer Interessen auch etwas kosten.

USA isoliert sich selbst

Die amerikanische Präsenz in Syrien war für die USA ohnehin spottbillig. Bescheidene Militärhilfe und das Drohpotenzial der US-Airforce – das war alles, was es brauchte, um die mit den USA verbündeten Kurdenmilizen zu beschützen. Spätestens seit in der Schlacht von Mogadischu 18 US-Soldaten ums Leben kamen (und dabei rund tausend ihrer Gegner töteten), ist die amerikanische Öffentlichkeit nicht mehr bereit, Verluste an Menschenleben hinzunehmen. Daher brauchen die USA für ihre Militäroperationen lokale Verbündete.

In Zukunft wird es sehr schwierig, solche zu finden. Schließlich hat Trump in Syrien bewiesen, dass sich seine Verbündeten nicht auf ihn verlassen können.

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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