Alarmierende Nachrichten aus Deutschland wurden gestern über den Verein „Original Play“ veröffentlicht. Mitglieder des Vereins werden in Kindergärten eingeladen, um mit den Kindern zu kuscheln und zu raufen. Laut Experten ist dies eine Einladung zum Missbrauch für die nicht pädagogisch ausgebildeten Vereinsmitglieder. Laut mehrerer Eltern kam es bereits zu blauen Flecken, verängstigten Kindern und konkreten Hinweisen von mutmaßlichem Missbrauch. In Deutschland gibt es bereits Ermittlungen, die Behörden warnen. Auch in Österreich ist der Verein aktiv.

Wien, 25. Oktober 2019 / Eine gemeinsame Recherche der ZIB2 und des deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ARD ergab erschreckende Neuigkeiten. In mehreren Kindergärten in Deutschland und Österreich ist der Verein „Original Play“ (z.D.: ursprüngliches Spiel) aktiv. Völlig abstoßend: Erwachsene des Vereins werden von Kindertagesstätten eingeladen, um mit fremden Kindern zu raufen. Die praktizierende Tätigkeit des Vereins ist laut der Trauma-Expertin Michaela Huber „eine Einladung zur Übergriffigkeit an Kindern“. Körperbetontes Spielen mit Kindern sei zwar wichtig, solle jedoch von den Kindern nahestehenden Personen, wie etwa den Eltern, vollzogen werden.

De facto nicht ausgebildete “Lehrlinge”

Für die Kurse benötigen die sogenannten „Lehrlinge“, die das „Spiel“ mit den Kindern praktizieren, gerade einmal einen zweitägigen Besuch eines Workshops. Kaum ist dieser abgeschlossen, können diese von Pädagogen, ohne Einverständnis der Eltern, in Kindergärten eingeladen werden.

Schwere Vorwürfe gegen Vereinsmitglieder

In Deutschland wurden bereits Ermittlungen gegen Mitglieder des Vereins gestartet. Konkret gab es Missbrauchsvorwürfe gegen vier Männer, die als Trainer für „Original Play“ das „Rangeln“ ausübten. Einer von Ihnen soll auch in Österreich tätig gewesen sein. Mehrere Eltern erzählten von ihren Erfahrungen mit den verstörenden Praktiken des auch in Wien aktiven Vereins. Kinder berichteten von blauen Flecken und konkreten sexuellen Handlungen. Auch Videos eines solchen Kurses kursieren derzeit im Internet über die unorthodoxen Methoden von „Original Play“. Vor Gericht ist es jedoch oft so, dass Eltern ihre Kinder schützen wollen, beziehungsweise Kinder zu schüchtern sind, die erlebten Handlungen der Justiz zu schildern.

Bildungsministerium hat keinen Überblick

Das österreichische Bildungsministerium hat keinen Überblick darüber, welche externen Vereine, wie etwa „Original Play“, in den österreichischen Kindergärten ihre fragwürdigen Methoden praktizieren. Dies sei die Aufgabe der Länder und Gemeinden, in letzter Instanz kann der zuständige Pädagoge darüber entscheiden, wer in den Kindergarten eingeladen wird. In Deutschland und Österreich sprechen sich bereits viele Experten für ein Verbot des Vereins aus.

(bf)

Titelbild: Screenshot/orf.at