Rund jeder 15. im deutschsprachigen Raum tut es: er oder sie ist Follower von Bianca Heinicke. Knapp 7 Millionen folgen “Bibis Beauty Palace” in den Sozialen Medien. Ihre Videos werden millionenfach aufgerufen. Sie ist eines der Idole der Teenager-Generation. Und sie ist zum zweiten Mal schwanger. Diese Tatsache wird von ihr auch beinhart vermarktet. Die Frage, die sich stellt: Wie viele ihrer Follower wollen jetzt auch schwanger werden?
Wien/Köln, 11. November 2019 / Influencer sind die Filmstars des beginnenden 21. Jahrhunderts. Social Media hat eine neue Form von massentauglichen Ikonen hervorgebracht. Bibis Beauty Palace ist seit 2012 am Start und hat mittlerweile fast sieben Millionen Follower auf allen Kanälen. Bianca Heinicke hat als Bloggerin zu den Themen Schönheit und Mode begonnen. Dann hat sie gemerkt, dass Privates ein riesiges Thema ist und seither macht sie ihr Privatleben immer mehr zum Teil ihrer Show.
Das Leben als Inszenierung
Als sie zum ersten Mal schwanger wurde, war sie sich wohl einen Augenblick unsicher, ob das ihrer Karriere vielleicht schaden könnte. Doch dann ist sie in die Offensive gegangen und hat einen regelrechten Event aus ihrer ersten Schwangerschaft gemacht. Beim zweiten Mal ist nun alles schon perfekt inszeniert: von den ersten Andeutungen und „Quasi-Leaks“ ihres Mannes, bis hin zum Outing auf Youtube in einem absolut biederen Ambiente.
Ein Trend, der seit 20 Jahren erfolgreich ist
Sein Privatleben quasi zu streamen, ist nicht neu. In den späten 1990er Jahren ist dieser Trend in Japan und den USA entstanden, als Antwort auf eine vom Fernsehen beherrschte Welt. Vielen Erwachsenen ist dieser Trend bis heute geblieben, doch die Werbewirtschaft hat dann auch in Europa diesen Trend erkannt und ist aufgesprungen. Kim Kardashian ist der lebende Beweis, wie man relativ talentfrei unglaublich bekannt und berühmt werden kann. Es genügt, salopp gesprochen, ein öffentliches Leben zu führen und mit bestimmten Elementen die Menschen über soziale Kanäle zu beeinflussen.
1,2 Millionen Jahreseinkommen
Bianca Heinicke und ihr Mann Julian Claßen alias Julienco leben im Prinzip ein sehr bürgerliches Leben, das sich vor allem um sie selbst dreht. Dabei wird ihr Lebensstil in Social Media vermarktet. Große Reichweiten bei YouTube sowie Produkttests und Produktplacement schaffen die Grundlage für Werbeeinahmen. So sollen jeden Monat rund 100.000 Euro Einkommen zusammenkommen. Das ist der Traum von vielen jungen Menschen – einmal erfolgreicher Influencer werden.
Generation: Nachahmer der Vorbilder
Bibi ist damit ein wichtiges Vorbild einer ganzen Generation. Ihr Umgang mit der Schwangerschaft und ihr letztlich konservativer Lebensstil zeigen, was die junge Generation sympathisch findet und wohin sich eine große Mehrheit der heutigen Teenager offensichtlich orientiert. Doch wie weit geht der Einfluss von Influencern? Werden jetzt Teenager schwanger, weil es sich bei ihrem Vorbild so toll anfühlt?
Informationsdefizit
Das Internet gibt zu dieser Fragestellung leider keine Auskunft. Offenbar ist das gar kein Thema. Im Allgemeinen sind Teenager-Schwangerschaften in westlichen Ländern seit 1970 rückläufig. Das hat mit den Umständen zu tun, dass Familienplanung Teil der Schulbildung geworden ist und Verhütungsmittel relativ leicht zugänglich sind. Wo das nicht der Fall ist, ist die Anzahl der Teenager-Schwangerschaften auch höher. Rund 1 Prozent aller Teenager werden in Deutschland schwanger. In Österreich sind es wenige mehr. Die höchste Rate weist dabei Großbritannien mit 2,3 Prozent auf. In den Entwicklungsländern ist die Welt eine andere, das hat aber wenig mit Bibi und viel mit Armut, Bildungsdefiziten und Zugang zu Verhütungsmitteln zu tun.
Entwarnung
Nachdem schon bei der ersten Schwangerschaft von Bibi nicht viel in Bezug auf Nachahmungstäterinnen passiert ist, wird das wohl auch diesmal so sein. Das deckt sich übrigens mit aktuellen Studien zum Thema Jugend und Teenager: Ungefähr die Hälfte der deutschsprachen Teenager kann man grob als wertkonservativ beschreiben, während die andere Hälfte eine eher hedonistische Haltung an den Tag legt. Bei beiden ist das Thema “Kinder bekommen” im Lebensabschnitt vor dem 20sten Lebensjahr kein Burner.
(sm)
Titelbild: Screenshot YouTube / Bearbeitung ZackZack-Grafik
