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Thiem-Spektakel gegen „Djoker“ – Nach Tennis-Thriller steht Österreicher im Halbfinale

Nach dem Sieg über Roger Federer musste Thiem gestern gegen Novak Djokovic ran. Thiem ging keinesfalls als Favorit in die Partie. Doch mit einer unglaublichen Leistung setzte er sich nach einem hochklassigen Drama in drei Sätzen durch. Damit ist Thiem der erste Österreicher, der sich bei den ATP-Finals für das Halbfinale qualifiziert.

Wien/London, 13. November 2019 / Vor zwei Tagen rauschte die österreichische Nummer 5 der Welt über die Allzeitgröße Roger Federer drüber (7:5 7:5). Gestern Abend durfte sich Thiem mit dem serbischen Tennis-König messen: Novak Djokovic. Der kam in Bestform nach London: Das letzte große Turnier des Jahres, in Paris, gewann er in fast unanständiger Leichtigkeit. Auch die erste Runde beim Final-Turnier glich für Djokovic einem Spaziergang: Italo-Jungstar Matteo Berrettini machte nur 3 Games, verlor 6:2 6:1.

Fulminantes Match

Dominic Thiem, geladen mit Selbstvertrauen vom Wien-Sieg und in der Form seines Lebens, bäumte sich nun vor dem „Djoker“ auf. Und was sich dann gestern Abend in der größten Tennishalle der Welt abspielte, ließ die Sportwelt staunen: ein Match – für viele Kommentatoren das hochklassigste Best-of-3-Match des Jahres – zum Staunen.

Zwar kam Thiem keinesfalls verschlafen auf den Platz, jedoch erwischte Djokovic den besseren Start. Sofort fand der Weltstar Zugriff auf den Aufschlag Thiems, dagegen war der Return des Österreichers noch nicht kalibriert. So kam es, wie es kommen musste: Das erste Break ging an Djokovic. Doch gleich darauf zeigte auch Djokovic menschliche Züge und kassierte postwendend das Re-Break. Das Ball-Geballere führte zum 6:6 Tie-Break – Thiem musste bis zu diesem Resultat noch brenzlige Situationen abwehren, Djokovic blieb souverän. Das drückte sich auch im Tie-Break aus: Der Serbe war immer den kleinen Hauch voraus, und entschied den ersten Satz für sich: 7:6 (5).

Thiem legt noch mal zu und biegt den „Djoker“

Dem Zuschauer war klar: Thiem muss zulegen, man fragte sich aber wie. Denn seine Leistung schien nah am Plafond. Doch Thiem gelang das scheinbar Unmögliche. Er spielte noch schneller, machte dabei nicht mehr Fehler, und lud nun seine Rückhand voll durch. Immer wieder knallte die Rückhand-Longline fast fehlerlos auf Djokovics Hälfte ein. Dieser wehrte sich, bewies, warum er der mit Abstand beste Defensivspieler der Welt ist. Doch Thiem zeigte sich entfesselt: Er stellte früh auf 3:0 und brachte diesen Vorsprung ins Ziel. Der Satz endete 6:3 und brachte den Satzausgleich – ein Entscheidungssatz musste her.

Der Djoker wirkte angezählt. Er schien teilweise überrascht, mit welcher Wucht ihm die Bälle um die Ohren flogen. Thiem holte sich sofort ein Break und blieb zu Beginn des letzten Satzes weiter in der Zone: Er stellte auf 3:1. Der halbe Weg zum Glück war gemacht. Aber einen Djokovic biegt man nicht so schnell. Bekanntlich hasst er die Niederlage wie kein anderer. Thiem spürte den Druck und Djokovic erhöhte noch mal sein Niveau. Plötzlich stand es 4:3 für Djokovic. Trotzdem holte sich Thiem noch mal den Vorsprung, machte ein Break zum 6:5. Doch aufgrund unbeschreiblicher „Djoker“-Returns ging es dennoch in das entscheidende Tie-Break.

Halbfinale!

Die 17.000 Zuseher sahen dort ein Drama. Djokovic stellte schnell auf 3:0, sowie auf 4:1. Doch dann drehte Thiem auf, den zweiten Matchball verwertete er zum 7:5. Einen Entscheidungssatz kann er aktuell kaum verlieren: Die letzten 7 Entscheider holte sich alle der Österreicher. Dieser war aber besonders: Damit ist er erstmals im Halbfinale der ATP-Finals – das gelang noch keinem Österreicher zuvor. Zudem hat er wieder eines bewiesen: Er ist der Mann, der die „Big 3“ so richtig fordert. Im Jahr 2019 steht die Bilanz bei 6:2 für Thiem (1:1 vs. Nadal, 2:1 vs. Djokovic, 3:0 vs. Federer).

Für Thiem haben die Finals damit so richtig begonnen. Möglicherweise stellt sich ihm in wenigen Tagen ein spanischer Tennis-Gott mit dem Namen Rafael Nadal in den Weg. Für den euphorisierten österreichischen Passiv-Sportler ist klar: Jetzt ist alles möglich!

(wh)

Titelbild: APA Picturedesk

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