Dienstag, April 23, 2024

Chinas Krieg gegen NBA – Sieben Wörter kosten Milliarden

Sieben Wörter kosten Milliarden

Wenn man an chinesischen Sport denkt, fallen einem die typischen Sportarten ein: Tischtennis, Badminton und diverse Kampfsportarten. Was die chinesische Bevölkerung, aber wirklich vor den TV-Geräten fesselt ist Basketball. Der größte Absatzmarkt der amerikanischen Basketballliga (NBA) droht nun komplett einzubrechen. Auslöser waren sieben Wörter: „Fight for Freedom, stand with Hong Kong“.

Wien/Peking/Houston, 13. November 2019/ Basketball genießt in der Volksrepublik China einen Sonderstatus. Als eine der wenigen westlichen Sportarten wurde die Ballsportart in den 1950er-Jahren vom kommunistischen Regime nicht gebannt. Die Popularität des Sportes sollte bis heute höher ansteigen als im ursprünglichen Herkunftsland der USA. 300 Millionen Chinesen bezeichnen sich als aktive Basketballspieler, das sind fast so viele wie die gesamte Bevölkerung der Vereinigten Staaten.

China als Markt der unbegrenzten Möglichkeiten

Einen besonderen Schub erhielt die Sportart im Jahr 2002. Das Jahr zuvor trat China der Welthandelsorganisation (WTO) bei, wodurch andere Staaten einfacher in Handelsbeziehungen mit dem Riesenland und seiner Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen treten konnten. Amerikanische Unternehmen witterten ihre große Chance auf Milliarden von Dollar. Mit dabei: die amerikanische Basketballliga NBA. In einem ausgeklügelten Schachzug nahmen die Houston Rockets den 21-jährigen Chinesen Yao Ming als ersten „Draft“ unter Vertrag. Die chinesische Bevölkerung konnte ihr Glück nicht fassen, dass erstmals ein Chinese als Starspieler zu einem amerikanischen Team wechselte. Der Ming-Hype erreichte ungeahnte Höhen, sein Debüt wurde im Heimatland von 200 Millionen Menschen verfolgt. Zum Vergleich: das Finale der NBA desselben Jahrs, verfolgten in den USA „nur“ zehn Millionen Zuseher.

Milliarden für TV-Rechte

Als andere amerikanischen NBA-Teams erkannten, wie erfolgreich Basketball in China ist, und vor allem, wie viel Geld man damit durch Werbeeinnahmen erzielen konnte, entsandten sie ab 2004 ihre Teams in den fernen Osten. Der Erfolg der sogenannten China-Tour war überwältigend und die NBA entschied sich, dem chinesischen Internetriesen Tencent für mehrere Milliarden Dollar die Streaming-Rechte zu verkaufen. Auch das staatliche chinesische Fernsehen sprang auf den NBA-Zug auf. Allein letztes Jahr verfolgten über Tencent fast 500 Millionen Chinesen die NBA. Am 4.Oktober dieses Jahrs erlebte Basketball in China aber den großen Einbruch.

Ein Tweet, der alles veränderte

Der Manager der Houston Rockets Daryl Morey sendete über den Kurznachrichtendienst Twitter eine kurze Nachricht mit gravierenden Folgen: „Fight for Freedom, stand with Hong Kong“ („Kämpft für Freiheit, steht Hong Kong bei“.) Morey unterstützte damit die anhaltenten Proteste der Hong Konger Bevölkerung gegen die drohende Vereinnahmung durch China und kritisierte die übermäßge Gewalt der Regierung gegen die Demonstranten. Der Manager sollte damit eine der vier ungeschriebenen Regeln für ausländische Unternehmer in China brechen: „Sprich nicht über Tibet, Tiananmen, Taiwan oder Hong Kong“.

Der Tweet, der für die NBA alles veränderte

Chinas volle Härte trifft die NBA

Der lange Arm Chinas sollte mit voller Härte zurückschlagen. Basketball wurde komplett aus dem staatlichen Fernsehprogramm gestrichen. Tencen strich sämtliche Spiele und die Vorsaisonspiele aus seinem Programm. Die Einbußen für Tencen dürften sich auf einen sechsstelligen Millionenbetrag belaufen. Die Houston Rockets ließen sich durch die drohenden Verluste einschüchtern und verpflichteten ihre Spieler zu Pro-China-Statements. Ranghohe NBA—Funktionäre entschuldigten sich unterwürfig vor der chinesischen Regierung. Tencen nahm Basketball wieder in sein Programm, doch dem staatlichen chinesischen Fernsehen war die Entschuldigung noch nicht genug. Es ist wohl anzunehmen, dass die NBA aufgrund der drohenden Verluste kleinbeigeben wird. Ein Dreipunkter für das Geld, ein Nuller für die Menschenrecht.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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