Freitag, März 29, 2024

Autocluster Graz – Kurz und Schützenhöfer am Zug

Kommentar

Die Autoindustrie ist in der Krise. Nicht erst seit gestern. Nach Jahren des großen Reibachs gehen die liebgewonnenen Konzepte nicht mehr auf. Statt Innovation herrscht Schockstarre und Verdrängung des Dieselskandals. Nun überbieten sich die deutschen Autokonzerne beim Stellenabbau. Und wie sieht es in Österreich aus? Was machen Türkis-Star Kurz und sein steirischer Vasall Schützenhöfer in der Krise?

Wien, 28. November 2019 / Die Zahlen machen Angst. 9.600 Stellen werden bei Audi abgebaut. 1.100 Führungskräfte sind es bei Daimler. Darüber hinaus fordert die Konzernleitung alle Mitarbeiter auf, auf eine Tariferhöhung zu verzichten. 3.600 Menschen werden beim Zulieferer Continental ihre Arbeit verlieren. Und BMW will überhaupt 12 Milliarden Euro einsparen, kürzt die Prämien radikal und will die Verträge fast aller Leiharbeiter nicht mehr verlängern. Auch in Österreich, als ein wichtiges Zulieferland, ist die Krise zu erkennen.

Was passiert in Graz?

Vor der steirischen Landtagswahl hat der Kurier berichtet, dass 1.800 Stellen bei Magna Steyr gestrichen werden sollen. Sofort rückte die SPÖ mit der Soziallandesrätin Doris Kampus aus:

“Wir haben Magna und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Automotive-Stiftung unterstützt, als es zu wenig qualifiziertes Personal gab. Das Hilfsangebot gilt auch nun, wenn es wiederum Probleme geben sollte.”

Und FPÖ-Landesrat Kunasek sprach in einer Aussendung von einem „Risiko für den ganzen Wirtschaftsstandort”. Belohnt wurde das Engagement bei der Landtagswahl dann nicht. Detail am Rande: Schon zu Jahresbeginn wurden im Motorenwerk von BMW in Steyr 150 Leasingarbeiter abgebaut.

50.000 Jobs im Auto-Cluster

Noch sind auf der steirischen ÖVP-Website die Jubelmeldungen aus dem März 2016 zum Auto-Cluster zu lesen. Gerade die deutschen Automobilhersteller werden mit Lob überschüttet. Von 50.000 Arbeitsplätzen ist die Rede. Damals war aber schon klar, dass der Dieselskandal weltweit nachhaltige Auswirkungen zeigen wird. Spätestens Mitte 2018 wurde immer klarer, dass es zu massiven Einbrüchen bei den Autoverkäufen kommen wird. Nicht einmal eine Steuersenkung auf Autos im Boomland China brachte die erhoffte Erholung für den Automarkt.

Klimaschutz und Arbeitsplätze – Kurz ist gefordert

Die beiden letzten Wahlen hat die ÖVP klar gewonnen. Es gehört zu einer guten Standortpolitik, dass Bund und Länder an einem Strang ziehen. Nun muss der Türkis-Star Sebastian Kurz beweisen, dass sein Führungsanspruch über Schönwetterpolitik in einem wirtschaftlich stabilen Umfeld hinausgeht. Er und Schützenhöfer müssen ganz schnell eine Antwort auf die Krise der Autoindustrie finden. Sonst könnte ein wirtschaftlicher Flächenbrand drohen. Aber vielleicht passiert das gleiche wie in der Klimafrage: ignorieren und hoffen, das Österreich verschon bleibt. Düstere Aussichten sind das.

 (sm)

Titelbild: APA Picturedesk

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