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Einsamer roter Alki am Rande des Sonnensystems

Am Rande des Sonnensystems

Nun hat er endlich einen offiziellen Namen. Lange hat es gedauert, bis der „Herumtreiber“ 2014 MU69 endlich offiziell bezeichnet werden kann. In 6,7 Milliarden Kilometer Entfernung zieht Arrokoth, wie er nun heißt, seine beinahe kreisförmige Bahn um die Sonne. Gerade einmal 32 km groß ist das am weitesten von der Erde entfernte Objekt, das jeweils mit einer Raumsonde untersucht wurde. Und er hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich, denn Arrokoth ist für einige Überraschungen gut.  

Wien, Laurel – Maryland, 05. Dezember 2019 / Schon allein die Tatsache, dass eine Raumsonde ein gerade einmal 30 Kilometer großes Objekt in mehr als 6 Milliarden Kilometer Entfernung besuchen kann, ist schon faszinierend. Das es sich dann aber nicht um einen langweiligen, gefrorenen Schutthaufen aus den Anfangstagen des Sonnensystems handelt, das war erst nach dem Besuch der Raumsonde „New Horizons“ klar. 2014 MU69, wie seine Katalogbezeichnung ist, hat die Wissenschaftler in vielerlei Hinsicht überrascht.

Arrokoth erhält seinen Namen

Am 12. November hat Arrokoth in einer feierlichen Zeremonie seinen Namen erhalten. Arrokoth bedeutet in der Sprache der Powhatan-Indianer „Himmel“. Die Namenszeremonie wurde deshalb stilvoll von Häuptling Nick Miles mit traditionellen Gesängen im NASA-Hauptquartier eröffnet. Am 26. Juni 2014 wurde Arrokoth vom Weltraumteleskop Hubble entdeckt und erhielt die Katalognummer 2014 MU69. Damals war die 2006 gestartete Raumsonde schon acht Jahre zum eigentlichen Ziel der Mission, dem Zwergplaneten Pluto, unterwegs. Die Forscher hofften nach dem Vorbeiflug am Pluto noch ein weiteres Objekt im Kuipergürtel „besuchen“ zu können. Der Kuipergürtel ist ein flacher Ring an Objekten, die sich in außerhalb der Neptunbahn in 30- bis 50-fachen Erde-Sonne-Abstand um unser Zentralgestirn bewegen.

Vorbeiflug zu Neujahr

Am 01. Jänner 2019 war es dann soweit. Mit einer Geschwindigkeit von 17 km/s näherte sich New Horizions bis auf 3.000 Kilometer an Arrokoth oder Ultima Thule, wie er damals noch inoffiziell genannt wurde. Schon bei der der Annäherung war klar, dass 2014 MU69 für einige Überraschungen gut sein würde. Doch die Ergebnisse der bisher übermittelten Daten zeigen ein faszinierendes Bild.

Kein Schneemann, dafür Alki?

Arrokoth besteht aus zwei miteinander verbundenen Teilen, die jedoch nicht kugelförmig sind, sondern eher an zwei Pfannkuchen erinnern. Er besitzt eine unglaublich rote Oberfläche, viel roter als zum Beispiel der Mars. Diese Färbung entsteht durch komplexe organische Moleküle. Die Oberflächenstruktur ist überraschenderweise sehr glatt und wenig von Einschlagkratern zerklüftet. Und jetzt kommt noch eine weitere Überraschung. Auf der Oberfläche konnte Methanol, also Holzalkohol, nachgewiesen werden. Diese Tatsache ist insofern erstaunlich, denn so weit von der Sonne entfernt, ist bisher nur wenige Male Methanol nachgewiesen worden. Die Datenübertragung ist auf Grund der weiten Entfernung von New Horizons zur Erde noch lange nicht abgeschlossen. Erst 2020 wird es soweit sein. Damit ist Arrokoth noch für die eine oder andere Überraschung gut.

Reise zu Arrokoth nur wenig empfehlenswert

Anmerkung am Rande: Falls Alkoholliebhaber Arrokoth besuchen wollen, sind zwei grundlegende Dinge zu beachten. Methanol ist für den Menschen giftig und führt zu schweren Vergiftungen, die auch tödlich verlaufen können und/oder zu Blindheit. Falls sich jemand mit seinem Sportwagen, der konstant 200 km/h fährt, dorthin aufmachen sollte, wird er einige Zeit einplanen müssen. Die Reise würde rund 3.800 Jahre ohne Zwischenstopp dauern.

(sm)

Aus Aufnahmen der Raumsonde New Horizons vom Anflug und der dichtesten Annäherung an Arrokoth wurde dieses Video produziert.

Titelbild: ZackZack-Grafik / OW

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