Mittwoch, April 24, 2024

Straßennamen in St. Pölten – Künftig nur noch geschlechtsneutrale Neubenennungen

Künftig nur noch geschlechtsneutrale Neubenennungen

Im roten St. Pölten hätten diese Woche einige Verkehrsflächen neu benannt werden sollen. Dabei wäre von 13 Straßen-Neubenennungen nur eine nach einer Frau erfolgt. Nach Kritik aus der Opposition wurde die Umbenennung verschoben – mit einer überraschenden Konsequenz: Künftig will SPÖ-Bürgermeister Matthias Stadler nur noch geschlechtsneutrale Straßennamen vergeben.

Wien, 13. Dezember 2019 / In St. Pölten hätten diese Woche einige Verkehrsflächen neu benannt werden sollen. Dabei wäre von 13 Straßen-Neubenennungen nur eine nach einer Frau erfolgt. Der Tagesordnungspunkt zur Neubenennung von Verkehrsflächen in St. Pölten wurde gleich zu Beginn der Gemeinderatssitzung durch das SPÖ-Stadtoberhaupt von der Tagesordnung abgesetzt. ÖVP-Gemeinderat Florian Krumböck und Regina Eendl, Obfrau von „Wir Niederösterreicherinnen – ÖVP Frauen in St. Pölten“ hatten die fast ausschließlich männliche Benennung der Straßen bereits im Vorfeld heftig kritisiert.

“Frauen verdienen den gleichen Respekt wie Männer. Es ist zum Genieren, wenn man seitens des Magistrats und der Mehrheitsfraktion kaum Frauen für dieses ehrende Gedenk vorschlägt”

sagte Regina Eendl im Gespräch mit dem “Kurier”.

SPÖ schießt am Ziel vorbei

SPÖ-Bürgermeister Matthias Stadler begründete die Absetzung des Tagesordnungspunktes folgendermaßen und unterstellt der ÖVP, dass sie den geringen Anteil an Benennungen nach Frauen als politisches Forum nutzt:

„die ÖVP, die bislang lediglich Vorschläge für Straßenbenennungen nach Männern eingebracht hat, den zu geringen Benennungsanteil nach Frauen nunmehr als politisches Forum nutzt und der Gemeinderat unseres Erachtens nach nicht der Ort sein sollte, um hier Verdienste von Männer und Frauen abzuwiegen, haben wir diesen Punkt von der Tagesordnung abgesetzt.“

Stadler sieht in der Kritik durch die ÖVP eine Unannehmlichkeit gegenüber den Angehörigen der Persönlichkeiten, die den Straßen ihre neuen Namen geben hätten sollen. Seine Konsequenz: Er möchte künftig nur noch geschlechtsneutrale Straßennamen vergeben. Dass das bestehende St. Pöltner Straßennetz dadurch dennoch zum überwiegenden Großteil männlich benannt bleibt, ändert sich dadurch nicht.

„Die Familien und Angehörigen dieser Persönlichkeiten haben es sich nicht verdient, dass öffentlich darüber diskutiert wird, ob nicht ein anderer Name für eine Straße besser geeignet wäre und damit die Leistungen der Namensgeberin bzw. des Namensgebers in Frage gestellt wird.“

Der Bürgermeister hat den zuständigen Fachbereich beauftragt, Kriterien für eine geschlechtsneutrale Benennung von Verkehrsflächen zu erstellen und einen neuen Antrag für die anstehenden Benennungen vorzubereiten.

Image-Trick der ÖVP?

Laut SPÖ-Bürgermeister hätte die ÖVP also noch nie Vorschläge für weibliche Straßenpatroninnen eingebracht. ÖVP-Gemeinderat Florian Krumböck twitterte den Bericht des “Kurier” mit einem Foto, auf dem er mit Regina Eendl zu sehen ist: beide halten Schilder mit weiblichen Straßennamen hoch. Sie setzen sich also zumindest in der Öffentlichkeit für Gleichberechtigung durch Benennung von Straßen ein – Herr Krumböck war für eine Stellungnahme, ob die ÖVP dabei auch die notwendigen Schritte im Gemeinderat setzte, leider nicht erreichbar.

Michael Krumböck twittert zum Vorgehen der SPÖ: “…what the fuck…”

Wien zeigt, wie’s geht

Seit einigen Jahren achtet die Bundeshauptstadt darauf, mehr Frauennamen in den nach wie vor sehr männlich dominierten Stadtplan zu bringen. Dabei werden Neubenennungen bis auf wenige Ausnahmen seit 2012 mehrheitlich mit Frauennamen vorgenommen. So wurden in der neu entstandenen Seestadt Aspern fast alle Verkehrsflächen nach Frauen benannt. Der Genderatlas zeigt mit Stand 2015, wie die Benennung von Straßen nach Männern bzw. Frauen in Wien verteilt ist – in der Zwischenzeit sind ein paar mehr Benennungen nach Frauen dazugekommen.

(lb)

Titelbild: APA Picturedesk

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