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Erdogan droht Trump – Luftwaffenbasis vor dem Aus?

Luftwaffenbasis vor dem Aus?

Als Reaktion auf mögliche US-Sanktionen wegen des Kaufs eines russischen Luftabwehrsystems seitens der Türkei, reagiert Erdogan jetzt mit einer Vergeltungsmaßnahme. Die Schließung von Incirlik hätte nicht nur für die USA weitreichende strategische Folgen.

Ankara, 16. Dezember 2019 / Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den USA mit der Schließung der Luftwaffenbasis Incirlik gedroht. Diese wird von den USA genutzt und hat enorme strategische Bedeutung. Sollte die Schließung angesichts drohender US-Sanktionen und wegen der Anerkennung des Völkermords an den Armeniern durch den US-Senat nötig werden, könne er sich dazu gezwungen sehen, sagte Erdogan am Sonntagabend. Auch die US-Radarstation Kürecik könne er schließen.

Droht Spaltung der NATO?

Die Beziehungen zwischen Washington und Ankara werden derzeit unter anderem dadurch belastet, dass die Türkei trotz scharfer Kritik seines NATO-Partners USA das russische Luftabwehrsystem S-400 gekauft hatte. In diesem Zusammenhang könnten die USA weitere Sanktionen gegen Ankara erlassen.

“Wenn sie uns mit der Umsetzung dieser Sanktionen drohen, müssen wir reagieren”,

sagte Erdogan in einem Interview mit dem Sender A Haber. Die US-Regierung befürchtet unter anderem, dass Russland über das empfindliche Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten des US-Kampfjets F-35 gelangen könnte. Ankara war Partner beim Bau des Kampfjets und wollte zahlreiche Flugzeuge kaufen. Wegen des Rüstungsdeals mit Moskau haben die USA die Türkei aus dem F-35- Programm ausgeschlossen. Harte Sanktionen blieben bisher aber aus.

Doch es geht auch um Armenien: nachdem das US-Repräsentantenhaus hat auch der US-Senat die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord anerkannt. Eine entsprechende Resolution war am Donnerstag verabschiedet worden. Das stößt der Türkei massiv auf. Der türkische Staat als Nachfolger des Osmanischen Reichs, das für den Völkermord während des Ersten Weltkrieges verantwortlich war, weigert sich gegen die Anerkennung des Genozids.

Strategische Bedeutung der Luftwaffenbasis

Die Türkei ist seit 1950 NATO-Partner der USA. An der türkischen Luftwaffenbasis in Incirlik lagern die USA Atomwaffen. Auch Deutschland hat mit der Türkei ein Abkommen, wonach seit Januar die Verlegung mehrerer Aufklärungsmaschinen von Hamburg nach Incirlik möglich ist. Incirlik wurde 1955 während des Kalten Krieges mit US-Hilfe als wichtigster NATO-Stützpunkt der “Südostflanke” des Militärbündnisses gebaut. Mehr als 60 Jahre lang diente die Basis als Abschreckung gegen eine mögliche sowjetische und später russische Expansion. Sie stellte sich ebenfalls als wertvoll während verschiedener Krisen im Nahen Osten heraus. Beispielsweise auch im Syrienkrieg: Als sich die Türken 2014 der Anti-IS-Koalition anschlossen, bot Ankara Incirlik als Drehscheibe und Stützpunkt für Kampfeinsätze gegen den sogenannten Islamischen Staat an (IS).

Rolle Russlands: Neuer Kalter Krieg?

Um die strategische Bedeutung sowohl von Incirlik, als auch der Türkei als NATO-Partner „zwischen den Fronten“ weiß auch Russland. Der Verkauf des Luftabwehrsystems an die Türkei kommt deshalb nicht von ungefähr. Russland hat seit jeher ein Interesse an einer Spaltung der NATO, um mittelfristige neue, für sich selbst vorteilhafte Allianzen zu ermöglichen. Seit der Krim-Annexion und den westlichen Sanktionen orientiert sich Russland verstärkt Richtung China, Türkei und Iran. Durch die Bildung einer neuen Entwicklungsbank sogenannter Schwellenländer versuchte man sich, vom westlichen Finanzsystem unabhängiger zu machen. Auch militärisch setzt man gerade in Syrien Zeichen und füllt das Vakuum, das die USA militärisch im Nahen Osten hinterlassen haben. Experten diskutieren schon seit Jahren über die Möglichkeit eines neuen Kalten Krieges. Schwierig an dieser These ist allerdings die Einordnung alter und neuer Mächte. Von dem Westen kann man wohl spätestens seit der Wahl Donald Trumps nicht mehr sprechen. Durch den Aufstieg Chinas gibt es zudem wohl in Zukunft mehr als zwei Machtpole, wie zur Zeit des Kalten Krieges der Fall. Die Rechnung, die viele Experten anstellen, ist einfach: je mehr Player, desto weniger Übersichtlichkeit und Berechenbarkeit und desto mehr Unsicherheit.

NATO mit Gegen-Patrouillen im Nordatlantik

Unterdessen reagierte die NATO auf eine, wie sie selbst verlauten ließ, ungewöhnlich hohe Konzentration an russischen U-Booten im Nordatlantik und der Norwegischen See. Es sei die höchste Dichte an russischen U-Booten seit Ende des Kalten Krieges. Russland verstärke kontinuierlich seine Operationen unter Wasser, sagte NATO-Sprecherin Oana Lungescu dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Allein bei einer Operation rund um Norwegen im Oktober habe das westliche Bündnis bis zu zehn russische U-Boote gleichzeitig beobachtet. Die NATO werde darauf reagieren, zitiert das RND die Sprecherin weiter. Das westliche Bündnis plane unter anderem mehr Patrouillen im Nordatlantik. Zudem werde man in moderne U-Boot-Bekämpfung aus der Luft investieren.

 (wb/APA)

Titelbild: APA Picturedesk

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