Freitag, März 29, 2024

Filmkritik: Star Wars IX

Filmkritik:

J. J. Abrams kann man keine Vorwürfe machen. 142 Minuten wird der Zuseher durch den Kampf der Rebellen gegen die Erste und letzte Ordnung gejagt. Das ist, wovon Disney erwartet, dass es dem Publikum gefällt. Tut es aber offenbar nicht. Der knapp zur Hälfte gefüllte Kinosaal in der Startwoche spricht Bände.

Wien, 20. Dezember 2019 / Stars Wars 9: Wo Charakterentwicklung möglich wäre, treten recycelte und schon fast vergessene Helden aus längst vergangenen Tagen mit flach dargebrachten guten Ratschlägen und Zuspruchsbekundungen auf. Wo der Geist der Jedi die Galaxie durchfluten könnte, tritt ein sichtlich müder von den „Toten“ auferstandener Skywalker an, eine Rey (Daisy Ridley) an der Hand zu nehmen, deren offensichtliche „Nichtselbstverzweiflung“ keinerlei Input brauchen würde. Was sie in dieser Szene spielt, daran kann nicht einmal sie glauben. Und die Musik wird zum orchestralen Heavy-Metal-War-Soundtrack, der den ohnehin schon wenigen subtilen Momenten noch ihre letzte Dramatik raubt. Viel hilft viel – das war wohl die letzte Hoffnung der Jedi. Nützt leider nichts.

Flach as flach can

Die Erwartungshaltung war hoch. Der Film wurde einem statistisch relevanten Publikum so lange in verschiedenen Varianten vorab vorgeführt, bis das ultimative Streamlining erreicht wurde. Daisy Ridley als Protagonistin Rey, die ihre Sache trotz flachem Drehbuch durchaus gut macht, kann einem Luke Skywalker aus den großen Tagen von Georg Lukas und Mark Hamill letztlich wenig entgegensetzen. Über das Fehlen von Han Solo, dem leider ein Comic-Auftritt verordnet wurde, ganz zu schweigen.

Allen schauspielerischen Möglichkeit beraubt

Während Finn (John Boyega), der Erste-Ordnung-Deserteur und sehnsüchtiger Rey-Lover, im ersten Teil der Trilogie VII-IX noch den durchaus witzigen Antihelden mit dem Herz am rechten Fleck geben durfte, fiel er diesmal durch absolute Witzlosigkeit und völliger geistiger Flachheit auf. Über Poe Camerons (Oscar Isaac) Rolle sollte man besser nicht nachdenken. Stereotyper geht es kaum. Überhaupt zeichnen sich diesmal die Dialoge durch einen unglaublichen comicsprachlichen Tiefgang aus. Disney scheint hier die Messlatte klar in Richtung Limbotanzen geschoben zu haben.

Der letzte Schauspieler

Einzig Adam Driver als scheinbarer Bösewicht Kylo Ren/Ben Solo gefällt diesmal besser als in den vorherigen Folgen und schafft es, so etwas wie Tiefe und Charakter in die zwei Stunden Action zu bringen. Seine Wildheit und sein Wissen um die wahren Umstände von Rey führen ihn emotional sehr nahe und beinahe liebevoll an Rey heran. Das spürt auch der Zuschauer. Es zeigt sich, dass Regie und Drehbuch nicht sämtliche schauspielerische Leistung zerstören konnten.

Und – soll man sich den Film schauen? Wer eine opulente Bilderflut von Actionszenen mag, wird auf seine Kosten kommen. Wer perfekt übersteigerte Landschaftsbilder und state-of-the-art gerenderte Kulissen mit schönen Schauspielern darin liebt – ebenfalls ja. Wer auf Comicverfilmungen im Allgemeinen steht, der ist sicherlich auch noch gut bedient. Wer sich aber eine zeitgemäße Fortsetzung der Abenteuer von Luke, Han und Leia im Kampf gegen die dunkle Seite Macht erwartet, der wird vermutlich enttäuscht sein – (noch) mehr als bei den beiden vorangegangen Teilen.

(sm)

Titelbild: APA Picturedesk

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