“Verharmlosung des Nationalsozialismus”
Am Montag präsentierte die FPÖ jenen “Historikerbericht”, der durch die sogenannte Liederbuchaffäre angestoßen wurde. Wer nach Vorlage des Berichts noch behaupte, die FPÖ sei Nachfolgeorganisation der NSDAP, verharmlose den Nationalsozialismus, sagte Andreas Mölzer.
FPÖ-Generalsektretär Christian Hafenecker, der blaue Chefideologe Andreas Mölzer und der FPÖ-nahe Historiker Thomas Grischany präsentierten heute einen 700 Seiten starken Historikerbericht zu historischen Verbindungen der FPÖ zum Nationalsozialismus. Zwei wesentliche Bereiche fehlen. Der Teil zu personellen Überschneidungen sei “noch nicht fertig”, die Geschichte der Burschenschafter wird gar nicht aufgearbeitet.
“Niemand hat das jemals gesungen”
Der FPÖ-nahe Historiker Thomas Grischany bestätigte offen ein “Naheverhältnis der FPÖ zum Nationalsozialismus”. Gleichzeitig bezeichnete er die Liederbuchaffäre um FPÖ-Mandatar Udo Landbauer als “Einzelfall”. Jene Stellen aus Liedern schlagender Verbindungen, in denen sich über den Holocaust lustig gemacht wird, habe “niemand, schon gar nicht der Herr Landbauer, jemals gesungen.”
Grischany betonte, dass die FPÖ “formal nicht Nachfolgerin der NSDAP” und auch nicht bloß “Wurmfortsatz einer Sammlungsbewegung von Ehemaligen (Nationalsozialisten)” sei.
“Wenn man das mit einem gewissen Wohlwollen liest, kann man nicht glauben, dass nationalsozialistisches Gedankengut die FPÖ in ihrem Innersten zusammenhält.”, fasste Grischany die Ergebnisse zusammen.
Wichtige Bereiche fehlen
Der Teil über personelle Überschneidungen zwischen NSDAP, rechtextremistischen Organisationen und FPÖ fehlt im Bericht, er sei nicht rechtzeitig fertig geworden.
Über das Verhältnis zu Burschenschaften, das ursprünglich Grund für die Einsetzung einer Historikerkommission war, gibt es im Bericht keine konkreten Ausführungen. Schlagende Verbindungen seien “keine Vorfeldorganisationen der FPÖ.” 19 von 51 FPÖ-Mandataren im letzten Nationalrat waren Burschenschafter. Man habe aber schon aufgrund der Datenschutzgrundverordnung die Archive von Burschenschaften nicht verwenden können, sagte Hafenecker.
Lob für “fleißige Burschenschaftler”
Auf Nachfrage, ob die FPÖ Burschenschaften um Zusammenarbeit ersucht habe, antwortete Hafenecker: “Es nicht Aufgabe der FPÖ, in die Archive von privaten Vereinen zu schauen.” Die schlagenden Burschenschafter hätten aber, so ist im Bericht zu lesen, “in ihren Verbindungen eine Schule an Fleiß und Persönlichkeitsbildung hinter sich gebracht.”
“Österreichische Österreicher”
Zum aktuellen Bekenntnis der FPÖ zu einer deutschen Kultur- und Volksgemeinschaft sagte Mölzer, dass die Verbindung zwischen Österreich-Patriotismus und deutscher Kultur problemlos sei. Es gäbe zum Beispiel in Kärnten “slowenische Österreicher und österreichische Österreicher.”
FPÖ lehne Rassismus “seit jeher ab”
Christian Hafenecker schreibt in seinem Beitrag zum Bericht: “Die freiheitliche Partei mit ihren Mandataren lehnt seit jeher jegliche Gewalt, Totalitarismus und Rassismus strikt ab.” Der neben Hafenecker sitzende Andreas Mölzer hatte in der Vergangheit die Europäische Union als “Negerkonglomerat” bezeichnet und gefragt, ob der “pechrabenschwarze” ÖFB-Star David Alaba ein “wirklicher Österreicher” sei.
Kickl fordert Aufarbeitung “linksextremer” Verbindungen
In seinem Vorwort zum Bericht betonte FPÖ-Klubchef Herbert Kickl, die Ablehnung “extremistischer Tendenzen” sei in der FPÖ “gelebte Praxis”. Dagegen forderte er SPÖ und Grüne auf, sich der “Aufarbeitung ihrer linksextremen Vergangenheit und Gegenwart zu widmen.”
Der Historikerbericht ist auf der Website der FPÖ abrufbar.
(tw)
Titelbild: APA Picturedesk
