Samstag, April 20, 2024

Österreich-Ticket nur PR-Gag?

Das 1-2-3-Österreich-Ticket ist das grüne Leuchtturmprojekt auf Seite 122 des Regierungsprogramms. Damit soll man in einem Bundesland für ein 1 Euro pro Tag, zusätzlich im Nachbarbundesland für 2 Euro und in ganz Österreich für 3 Euro fahren können. Doch wie realistisch ist ein solches Ticket und wann soll es kommen? ZackZack.at hat sich das genauer angeschaut.

Wien, 8. Jänner 2020 / Es klingt gut: man kauft sich ein günstiges Ticket und fährt mit allem, was der öffentliche Verkehr zu bieten hat, sorglos durch ganz Österreich – und das ohne schlechtes Gewissen.

Ticket statt Autoversicherung

Das Ticket soll also für ein Bundesland 365 Euro pro Jahr kosten – wie in Wien, nur zusätzlich in allen anderen acht Bundesländern. Will man zu Wien das Burgenland oder Niederösterreich hinzufügen, muss man 730 Euro zahlen. Für ganz Österreich kommt man nach den Plänen der Regierung auf 1.095 Euro – sozusagen “all inclusive” für den Preis einer Autoversicherung mit NOVA.

Finanzierung komplett offen

Dadurch wäre das 1-2-3-Österreich-Ticket weitaus billiger als bei den Eidgenossen in der Schweiz, wo ein vergleichbares Ticket 3.466 Euro kostet. Natürlich hinkt der Vergleich etwas, wenn man das Schweizer Lohnniveau berücksichtigt. Die ÖBB-Österreichcard, die im wesentlichen alle ÖBB-Züge und einige wenige Busse inkludiert, kostet 1.964 Euro. Der zur ÖBB gehörige Postbus ist allerdings nicht dabei.

Subventionen könnten explodieren

Eine extrem abgespeckte Version des angestrebten 1-2-3-Österreich-Tickets kostet also 900 Euro mehr. Im Umkehrschluss heißt das, dass der Bund den ÖBB für jedes 1-2-3-Österreich-Ticket 900 Euro für die Zug-Nutzung und nochmals einen ungewissen Betrag für die Postbus-Nutzung zahlen muss. Verständlicherweise wollen alle anderen Nah- und Regionalverkehrsträger auf ihre Einnahmen nicht verzichten. Denen muss der Bund auch den enstandenen Verlust ausgleichen. Wieviel das ist, kann niemand sagen, auch nicht die Grünen. Es wird von “einigen hundert Millionen” ausgegangen. Tatsächlich dürfte es sich aber um Milliarden handeln.

Verkehrsmilliarden Strohfeuer?

Im Regierungsprogramm ist von zwei Milliarden Euro für den Nah- und Regionalverkehr die Rede. Wieviel bzw. ob davon noch etwas nach der Subventionierung übrig bleiben wird, ist schwer zu sagen. Es sollen die Finanzierungsregelungen von Finanzausgleich, Familienlastenausgleichsfonds und dem Öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs-Gesetz geändert und zweckgebunden an die Bundesländer überwiesen werden. Dadurch soll die Neuaufstellung des Öffi-Verkehrs sichergestellt werden. Für eine solche Änderung würden die Stimmen von von Türkis-Grün ausreichen. Die Reaktion der Bundesländer dürfte, gelinde gesagt, verhalten sein.

Zeitpunkt ungewiss

Wann genau das Ticket kommen soll, konnte niemand sagen. Werner Kogler wollte sich am  Mittwoch im Ö1-Morgenjournal nicht festelegen. Der Vizekanzler sprach von zwei bis drei Jahren als möglichem Zeithorizont bis zur Einführung, aber: “Ich bin nicht vom Fach.” Zusammenfassend kann gesagt werden, dass derzeit weder der Zeitpunkt noch die Finanzierung für dieses Projekt feststehen.

(fr)

Titelbild: www.oebb.at

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