Samstag, April 20, 2024

Neues Religionsgesetz in Montenegro sorgt für Wirbel

Das neu beschlossene Kirchengesetz in Montenegro löst scharfe Reaktionen der Serbisch-Orthodoxen Kirche aus. Deren Priester führen in mehreren Städten Montenegros Proteste an.

Wien/Podgorica/Belgrad, 10. Jänner 2020 / Am Mittwoch trat in Montenegro ein neues Religionsgesetz in Kraft. Das Gesetz soll die volle Religionsfreiheit für alle Gläubigen und die Gleichstellung aller Religionsgemeinschaften in Montenegro garantieren. Ebenso soll die volle Glaubensfreiheit für alle nicht-gläubigen Bürger sichergestellt sein. Das führte zu heftigen Reaktionen der Serbisch-Orthodoxen Kirche (SOK). Das Gesetz sieht auch vor, alle religiösen Gegenstände, die das kulturelle Erbe repräsentieren und vor dem Verlust der Unabhängigkeit im Jahr 1918 Eigentum des Staates Montenegro waren, als staatliches Eigentum anzuerkennen.

Heftige Reaktionen der serbisch-orthodoxen Kirche

Die SOK fürchtet mit der Gesetzesänderung nicht nur die Verstaatlichung ihrer Güter, sondern auch den Verlust des Einflusses in Montenegro. Im mehreren Städten Montenegros haben serbisch-orthodoxe Priester Proteste angeführt, weil sie die Gesetzesänderung als einen „Angriff auf das Eigentum“ sowie auf die SOK selbst ansehen. Das SOK-Kirchenoberhaupt, Patriarch Irinej, hatte zuvor gesagt, dass “große Dinge” geschehen in Montenegro und “Serben stecken in Montenegro in einem ziemlich großen Problem”.

Ausschreitungen im Montenegro

Bereits bei der Gesetzesabstimmung am 27.Dezember 2019 kam es zu Ausschreitungen. Die Plenarsitzung wurde kurz nach Mitternacht unterbrochen, als es zu einer Auseinandersetzung kam, nachdem pro-serbische Oppositionsmitglieder im Saal Rauchgranaten anzündeten und daraufhin aus dem Saal entfernt wurden. Einige Oppositionelle drohten mit zivilen Konflikten, falls das Gesetz in Kraft tritt. Oppositionsführer der Demokratischen Front Mandić:

“Ich fordere alle meine Kriegskollegen von ’91 und ’99 auf, bereit zu sein. Sie können sich auf das Schlimmste verlassen. Wenn Sie das nicht aufgeben, werden wir uns prügeln.”

Der Sprecher der Demokratischen Front, Marko Kovacević, wurde am selben Tag bei einem Protest gegen das Gesetzes in das Niksić-Sicherheitszentrum gebracht. Kovacević trug die serbische Flagge und wurde festgenommen, weil er die Symbole eines anderen Landes vor sich hergetragen hatte.

Reaktionen der montenegrinischen Regierung und des Metropolit

Auch die montenegrinische Regierung reagiert und weist die Behauptungen der SOK mit der Begründung zurück, dass das Gesetz alle Religionsgemeinschaften in Montenegro in die gleiche Position bringe und mit internationalen Standards im Einklang sei.

Der Metropolit der montenegrinischen-orthodoxen Kirche (MOK), Mihailo, stellt klar

“Die internationale Gemeinschaft und die Venezianische Kommission haben die Fragen des kirchlichen Eigentums untersucht, die dem montenegrinischen Staat bis 1920 gehörten. Montenegro beschlagnahme daher nicht alle bis 1918 geschaffenen Kirchengüter, sondern gibt sie rechtmäßig an sich zurück.“

Die MOK kämpft bereits seit langem wieder für ihre Unabhängigkeit. Wurde aber bisher nicht von der SOK anerkannt.

(rc)

Titelbild: APA Picturedesk

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