Freitag, April 19, 2024

Wer ist Ulrike Lunacek?

Der Grüne Phönix

Wien, 10. Jänner 2020 /

– geboren 1957 in Krems an der Donau, damit ein „alter Hase“ im türkis-grünen Regierungsensemble

– Spitzenkandidatin bei der historischen Wahlniederlage der Grünen 2017

– Staatssekretärin für Kunst und Kultur im Vizekanzleramt

Profil:

Ulrike Lunacek ist für österreichische Verhältnisse ein echter „Wandervogel“ – und damit prädestiniert für eine europäische Karriere. Nach ihrer Volksschulzeit in Amstetten und Wien, ging sie während ihrer Zeit am Gymnasium im 2. Wiener Gemeindebezirk für einen einjährigen Schüleraustausch in die Staaten nach Iowa. Mitte der 70er Jahre begann sie ein Dolmetscherstudium an der Uni Innsbruck in den Sprachen Englisch und Spanisch. Das brachte ihr Jobs in der Entwicklungspolitik, Flüchtlingshilfe und im Journalismus ein. Auch bei der OSZE dockte sie zwischenzeitlich als Wahlbeobachterin an.

Lunaceks politische Karriere nahm 1996 an Fahrt auf, als sie Bundesgeschäftsführerin der Grünen wurde. In ihren ersten Jahren im Nationalrat konzentrierte sie sich vor allem auf Außen- und Entwicklungspolitik, aber auch auf Gleichstellungsagenden. In den „Nullerjahren“ ging dann alles ganz schnell: 2006 wurde sie Ko-Vorsitzende der Europäischen Grünen, nur drei Jahre später stellvertretende Klubobfrau der Grünen im Nationalrat in Wien, um dann ein Jahr später Spitzenkandidatin für die Europawahl 2009 zu werden und wieder nach Brüssel zu wechseln. Nach ihrer Funktion als grüne Delegationsleitung bestritt sie abermals eine Europawahl als Spitzenkandidatin. Bei dieser erreichten die Grünen 14,52 Prozent, das immer noch beste Ergebnis einer grünen bundesweiten Kandidatur. Die Belohnung: Lunacek wurde eine der Vizepräsidentinnen des Europaparlaments.

Doch die Grünen in Österreich lockten sie zurück nach Wien. Schließlich unterbrach Lunacek ihre „Brüssel-Festspiele“, um 2017 als Spitzenkandidatin für die Nationalratswahl einzuspringen. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Nachdem die glücklose Eva Glawischnig nur Monate vor der Wahl überraschend zurückgetreten war, ging es mit den Grünen in den Umfragen stetig bergab. Am Anfang des Wahlkampfes lag die Partei noch stabil über 10 Prozent, doch am 15. Oktober kam der Schock: 3,8 Prozent. Die Grünen waren erstmals seit 1986 nicht mehr im Nationalrat vertreten. Lunacek trat daraufhin zurück und verabschiedete sich aus der aktiven Politik in Österreich. Dass sie nur zwei Jahre später als Staatssekretärin in eine Koalition mit grüner Beteiligung auf die politische Bühne zurückkehren sollte, ist ohne Zweifel eine Überraschung.

Interessantes:

Die Nominierung Lunaceks für den Bereich Kunst und Kultur ließ aufhorchen. Nachdem Gernot Blümel, unter Türkis-Blau auch für die Kulturagenden zuständig, relativ glücklos in diesem Bereich agierte, ist nun mit Lunacek wieder keine Expertin am Werk. Das gab sie am Grünen Bundeskongress, der die Regierung Kurz II abnickte, offen zu:

„Ja, im Bereich Kunst und Kultur bin ich neu.“

Dass Lunacek nicht ihre Leib- und Magenthemen Europa oder Äußeres bekam, liegt wohl am türkisen Koalitionspartner. Warum Werner Kogler sie nicht als Frauenministerin durchsetzte, liegt allerdings an den Grünen selbst: aufgrund der eigens auferlegten, strikten Geschlechterparität und einer vorher ausgemachten „Ministerformel“ mussten die Grünen auf das Frauenministerium verzichten. Quote statt Gestaltungsmacht. Die Grünen bekamen schließlich einen Staatssekretärsposten im Vizekanzleramt und hoben den „Grünen Phönix“ aus der Asche.

(wb)

Titelbild: APA Picturedesk

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