Donnerstag, April 25, 2024

Holz statt Erdöl: Plastikersatz auf Erfolgskurs

Plastikersatz auf Erfolgskurs

Plastik ist in den letzten hundert Jahren zu einem unverzichtbaren Material geworden. Wohin man blickt, überall Plastik: Von der Yoga-Leggings übers Klebeband, bis hin zum Kinderspielzeug. Das könnte sich nun ändern: Ein neues Studierenden-Startup der TU Hamburg entwickelt Plastik-Ersatz aus Lignin, dem Hauptinhaltsstoff von Holz.

Wien, 27. Jänner 2020 / Die “Süddeutsche Zeitung” berichtet heute über ein junges Startup, das von Studenten der Technischen Universität Hamburg gegründet wurde. Es spezialisiert sich auf die Entwicklung eines Bio-Plastikersatzes aus dem Holz-Rohstoff Lignin. Im Rahmen ihres Studiums entdeckten die Studenten so viel Potenzial im nachwachsenden Rohstoff, dass sie nun das Startup “Lignopure” gründeten. Damit wollen sie dem wachsenden Anteil an Mikroplastik in unserer Nahrung und unserem Wasser Einhalt gebieten.

Lignin – ein billiges Abfallprodukt

Holz besteht im Wesentlichen aus drei Bestandteilen: Zellulose, Hemicellulose und Lignin. Lignin ist dabei so etwas wie der natürliche „Klebstoff“ in Pflanzen und Bäumen, der den Stielen, Stämmen und Blättern ihre Festigkeit gibt. In der Holzindustrie und Papierproduktion fallen Millionen von Tonnen als Abfall an. Der wird meist verbrannt. Das ist billig – und umso mehr eine realistische Konkurrenz für Plastik.

Eigentlich ein alter Hut

Lignin ist als Rohstoff eigentlich nichts Neues und wird seit Jahrzehnten verarbeitet. Meist wird dem Stoff allerdings sehr viel Chemie zugesetzt, um ihn biegsam und haltbar zu machen. Sogenannte Bioplastik-Verpackungen enthalten zum Beispiel oft auch Lignin, sind aber aufgrund der zugesetzten Chemie bzw. des zugesetzten Plastiks weder nachhaltig, noch biologisch abbaubar. Der Begriff „Bioplastik“ ist nicht geschützt, daher kann schnell einmal Bio draufstehen. Ob es dann tatsächlich Bio ist, ist eine andere Geschichte. Der Rohstoff, den das junge Startup herstellt, ist wirklich „Bio“ – und zu 100 Prozent abbaubar.

Patent gegen das Stink-Problem

Lignin müffelt nach Schweißfuß. Das war in der Produktion zunächst ein großes Problem: niemand möchte zum Beispiel eine Auto-Innenverkleidung, die in der Sommerhitze zu stinken beginnt. Das Startup ist allerdings im Begriff, auch dieses Problem zu lösen: “Lignopore” hat ein Patent zur „Entstinkung“. Damit wird dem Bioplastik der Weg in die herkömmliche Produktion geebnet. Eine Firma interessiert sich gerade dafür, Lignin-„Leder“ für ihre Motorradsitze zu verwenden.

Kein Mikroplastik mehr in Klebeband und Sonnencreme

Jährlich landen rund 14.000 Tonnen Sonnencreme in den Meeren. Nun testet ein Sonnencreme-Hersteller gerade den weltweit ersten Sonnenschutz mit Lignin statt Mikroplastik. Mirkoperlen aus Lignin könnten Mikroplastik auch in Peelings oder Duschgel ersetzen, meint Joana Gil, CEO von Lignopore, gegenüber der “Süddeutschen Zeitung”. Der Klebeband-Hersteller Tesa hat mit Hilfe von “Lignopore” ein nachhaltiges Klebeband aus Lignin und anderen Biokomponenten entwickelt, das heuer getestet werden soll.

Nachhaltigkeit: Auf zum Holzweg!

Lignin ist nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus ökologischer Sicht nachhaltig – und könnte zur Lösung des weltweiten Problems von Mikroplastik in der Umwelt beitragen. Mehrere Forscher haben den “Holzweg” bereits beschritten: so arbeitet die TU Dresden zum Beispiel an einem Verfahren, mit dem aus Lignin Hochleistungsfasern hergestellt werden können. Damit könnten sogar Carbon-Fasern in Autos und Windturbinen ersetzt werden. Die Hamburger Rösterei “Maya” ist einen Schritt weiter: Sie verwendet Lignin bereits als ökologische Alternative zu Kaffeekapseln. Gute Neuigkeiten also auch für alle umweltbewussten Hipster-Bobos: Der Weg zur Yoga-Hose aus Holz statt Erdöl ist nicht mehr weit.

(lb)

Titelbild: APA Picturedesk

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