Donnerstag, März 28, 2024

UK: Staat kauft Eisenbahnen zurück

Das ist ein Unterüberschrift

In den 1990er Jahren verramschte der britische Staat sein Eisenbahnnetz an Privatunternehmen. Die sollten alles besser machen, wirtschafteten die Bahn aber in Grund und Boden. Nun kauft der Staat Eisenbahnen zurück.

Wien/London, 28. Jänner 2020 / Die Privatisierung der britischen Bahn gilt als Paradebeispiel dafür, wie Privatunternehmen staatliche Infrastruktur ruinieren können. Teile der gescheiterten Norther Rail werden nun vom Staat zurückgekauft. Das wird der britische Transportminister Grant Shapps das britischen Medien zufolge noch diese Woche offiziell bestätigen. Die konserative Tory Party von Ministerpräsident Boris Johnson erfüllt damit ausgerechnet ein wichtiges Wahlversprechen der konkurrierenden Labour-Partei unter dem Sozialisten Jeremy Corbyn.

Zuckerl für Wechselwähler

Gerade der Erfolg in ehemligen Labour-Hochburgen im Norden Englands hatte Johnson den Wahlsieg gesichert. Die neuen Tory-Wähler in den umkämpften alten Industriegebieten sollen offenbar langfristig an die Partei Johnson gebunden werden. Dazu werden auch Strecken wieder eröffnet, die vor fünf Jahrzehnten als unprofitabel stillgelegt worden waren. Dabei waren es gerade die Tories gewesen, die seit den 1960er-Jahren das britische Eisenbahnwesen zusammengekürzt und privatisiert hatten.

Misslungene Privatisierung

1963 fiel der Axthieb: Mit der sogenannten Beeching-Axe strich die britische Transport-Kommission unter ihrem Chef Richard Beeching über sechseinhalbtausend Kilometer Bahnstrecke – mehr als das Gesamtnetz der ÖBB. Fast 2400 Bahnhöfe wurden geschlossen. Der Grund: Die Strecken waren nicht rentabel. So begann der Niedergang des Eisenbahnnetzes in dem Staat, der die ersten Eisenbahnen hervorgebracht hatte. Der zweite Schlag folgte unter Margaret Thatcher: Die “Eiserne Lady” ließ alle Eisenbahnen des Landes privatisieren und löste damit ein wichtiges Wahlversprechen der Konservativen ein.

Die Privatisierung hatte katastrophale Folgen. Über hundert Unternehmen waren beteiligt und setzten die Reste des britischen Eisenbahnwesens vollends in den Sand. Die Preise stiegen, die Qualität sank, schwere Unfälle häuften sich. Bald fuhr kaum noch jemand mit der Bahn. Die Gesellschaft Railtrack, die das Schienennetz übernommen hatte, schlitterte 2002 in den Bankrott. Den Unternehmen, die das rollende Material betrieben, erging es nicht viel besser.

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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