Türkis-Grüne Umfärbung in Bundesmuseen
Erster Schritt von türkis-grünem Postenschacher? In einer Nacht-und-Nebel-Aktion setzte Karoline Edtstadler drei Kuratoriumsvorsitzende von Bundesmuseen ab. Sie gelten als ÖVP-Kritiker. Die Opposition ist empört.
Wien, 30. Jänner 2020 / Bis Mittwoch war Karoline Edtstadler Kurzzeit-Kulturministerin. Erst gestern übernahm Ulrike Lunacek das Ressort. Die letzten Stunden von Edtstadler als Kultur-Chefin hatten es aber in sich. Wie nun bekannt wurde, kündigte sie per E-Mail drei Kuratoriumsvorsitzende der Bundesmuseen.
Schwarzer Kurz-Kritiker abgesetzt
Die Albertina, das technische Museum und das Museum für angewandte Kunst sind betroffen. Die Vorsitzenden waren bekannte Personen: In der Albertina hatte Christian Konrad, altschwarzer ÖVPler und ehemaliger Raiffeisen-Boss, den Vorsitz. Er kritisierte regelmäßige die Politik von Sebastian Kurz. In den anderen Museen wurden SPÖ-nahe Personen abgesetzt: Peter Kostelka war in den 90er Jahren SPÖ-Klubobmann und Staatssekretär unter Kanzler Vranitzky. Johann Sereining galt in den 90er Jahren ebenfalls als enger Vertrauter von Alt-Kanzler Franz Vranitzky.
Der Vorsitz in der Albertina wurde bereits neu vergeben. Eva Dichand, Medien-Tycoon und Kunst-Liebhaberin, soll nun den Posten übernehmen. Zuerst stand sie nur als Stellvertreterin im Raum. Daniela Hammer-Tugendhat soll der Vorsitz angeboten worden sein, sie lehnte jedoch ab. Sie sei zwar dafür angefragt worden, habe die Aufgabe aber abgelehnt. Dass ÖVP-Ministerin Karoline Edtstadler quasi in letzter Sekunde noch Umbesetzungen vornahm, findet sie allerdings “sehr merkwürdig”. Pikant: Hammer-Tugendhat ist die Mutter von Grünen-Politiker Lukas Hammer. Er ist seit dieser Legislaturperiode Abgeordneter.
Türkis-Grüner Postenschacher?
Sepp Schellhorn (NEOS) zeigte sich empört und verwundert: „Diese Bestellungspraxis derart befremdlich, dass man sich fragen muss, was bekommen die Grünen dafür?“ Möglicherweise wären die Grünen aber mit einem Posten ausgestiegen, doch Daniela Hammer-Tugendhat stand dafür nicht zur Verfügung.
Obwohl sich die neue Regierung als Transparenz-Vorreiter bezeichnet, gab man während der Regierungsklausur in Krems keine Stellungnahmen ab. Weder von Edtstadler noch von ihrer Nachfolgerin Ulrike Lunacek wurden zum neuen Postenschacher-Vorwurf Fragen beantwortet. Erst heute nahm Kanzler Kurz dazu Stellung: „Es ist positiv, dass nicht mehr nur Männer diese Institutionen leiten.“ Nachsatz: „Es ist merkwürdig, dass das Motiv von den Medien hinterfragt wird.“ Vizekanzler Werner Kogler sagte, dass er sich mit ganz anderen Dingen beschäftigt habe. Es sei aber alles zwischen den Regierungsparteien abgesprochen gewesen.
SPÖ empört
Thomas Drozda, Kultursprecher der SPÖ, zeigte sich empört. „Sowohl Albertina als auch Technisches Museum und MAK verzeichneten in den letzten Jahren jährliche Besucherrekorde. Die Arbeit der Kuratorien ist natürlich ein Teil dieses Erfolges; die abgesetzten Kuratoriums-Vorsitzenden haben erfolgreiche Arbeit geleistet“, sagt Drozda gegenüber ZackZack.
Er kündigte eine parlamentarische Anfrage an und will die Sache im Kulturausschuss auf die Tagesordnung bringen. Nachsatz: „Dass gerade ein der ÖVP nahestehender Kritiker der Politik des Bundeskanzlers abgesetzt wurde, ist wohl kein Zufall. Insgesamt lässt der Vorgang und der zeitliche Ablauf keine lauteren Motive im Sinne der Kultur vermuten. Leider sind die Grünen nun offenbar Teil dieser türkisen Personalpolitik.“ Auch die FPÖ spricht von „einer überheblichen Selbstverständlichkeit dreister Postenschacherei.“
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk