Donnerstag, März 28, 2024

Pflege fordert Arbeitszeitverkürzung: Gewerkschaft gibt Streik-Freigabe

Gewerkschaft gibt Streik-Freigabe

Es war bereits die vierte Verhandlungsrunde über die Kollektivverträge in der Sozialwirtschaft Österreich – nach zehn Stunden wurden die Verhandlungen unterbrochen. Arbeitnehmervertreter fordern eine 35-Stunden-Woche, Arbeitgebervertreter blockieren. Eine Freigabe für Streiks ist heute durch den ÖGB erfolgt.

Wien, 30. Jänner 2020 / Es geht um die Kollektivverträge für insgesamt 125.000 Beschäftigte im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich. In der vierten Verhandlungsrunde hat es am Mittwoch wieder keine Einigung gegeben. Die Verhandlungen wurden abends nach zehn Stunden unterbrochen, für 10. Februar wurde ein weiterer Termin angesetzt. Bis dahin planen die Arbeitnehmervertreter Aktionen und Demos. Beim ÖGB wurde erfolgreich auf Streikfreigabe angesucht.

Streikfreigabe durch ÖGB

Der Österreichische Gewerkschaftsbund hat indes das Ansuchen positiv beantwortet und verbreitete die Freigabe unter anderem via Twitter.

Der ÖGB hat seine Freigabe für Streiks der SWÖ-Beschäftigten getwittert.

Bis zum nächsten Termin wird es Kundgebungen und Aktionen in den Bundesländern geben, etwa am Stephansplatz in Wien am 5. Februar.

Im Gespräch mit ZackZack erklärt Daniel Gürtler vom ÖGB, dass in den Betrieben Vorbereitungen stattfinden werden, um unmittelbar nach der Verhandlung am 10. Februar in Warntstreiks treten zu können, sollte dies notwendig sein. Das Klienten- und Patientenwohl werde dadurch selbstverständlich nicht gefährdet.

35-Stunden-Woche: Arbeitgeber betreiben „völlige Gesprächsverweigerung“

Die Gewerkschaften GPA-djp und vida fordern bessere Arbeitsbedingungen und daher weiterhin eine 35-Stunden-Woche bei vollem Gehalts- und Personalausgleich. Für Teilzeitbeschäftigte entspricht eine solche Arbeitszeitverkürzung einer Gehaltserhöhung von 8,6 Prozent. In der dritten Runde der Verhandlungen hatte es bereits konstruktive Gespräche über eine mögliche Etappenlösung gegeben, am Mittwoch sei davon keine Rede mehr gewesen, berichtete Eva Scherz, Verhandlerin für die Gewerkschaft GPA-djp. Sie spricht von einem Rückschritt in den Verhandlungen, der ÖGB schreibt von einer „völligen Gesprächsverweigerung“ seitens der Arbeitgebervertreter.

Arbeitgeber: „Liegen bei Problemanalyse nicht weit auseinander“

Die 35-Stunden-Woche ist den Arbeitnehmervertretern ein wichtiges Anliegen. Sie würden ihre Beschäftigten „zu hundert Prozent“ hinter sich wissen. Arbeitgeber kämen in der Analyse des Problems auf ein ähnliches Ergebnis wie die Arbeitnehmer, suchen aber andere Lösungen, so Walter Marschitz, Geschäftsführer der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ), im Gespräch mit ZackZack:

„Bei der Problemanalyse liegen wir mit der Gewerkschaft nicht weit auseinander. Die Gewerkschaft sieht in der Arbeitszeitverkürzung die Antwort auf alle Fragen, das stimmt so nicht.“

Gesprächsbereit sei die Arbeitgeber-Seite, aber eben nicht beim Thema Arbeitszeitverkürzung.

Arbeitgeber befürchten Konkurrenz

Eine Arbeitszeitverkürzung könnte sich aus Sicht von SWÖ-Geschäftsführer Walter Marschitz sogar negativ auf die Branche auswirken, da andere Berufe, die bei einer 38-Stunden-Woche bleiben würden, im Falle ansteigender Gehälter attraktiver würden und damit noch mehr Konkurrenz um die wenigen Fachkräfte entstünde. Marschitz sieht die Notwendigkeit einer Aufstockung der Betreuungskapazitäten seitens der öffentlichen Hand, um Arbeitsplätze attraktivieren zu können.

(lb/apa)

Titelbild: APA Picturedesk.

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2 Kommentare

  1. […] Wien, 10. Februar 2020 / Es ist bereits die fünfte Verhandlungsrunde zu den Kollektivverträgen für insgesamt 125.000 Beschäftigte im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich. Die bisherigen Verhandlungs-Marathons verliefen enttäuschend vor allem für die Arbeitnehmer-Seite: Arbeitgebervertreter blockieren bisher, wenn es um die zentralste Forderung der Arbeitnehmervertreter, der 35-Stunden-Woche, geht. Über den bestehenden Personalmangel vor allem im Bereich der Pflege und damit einhergehend die Notwendigkeit einer Arbeitsplatz-Attraktivierung sind sich die beiden Verhandlungsparteien einig, nicht jedoch darin, wie sie zu diesem Ziel gelangen. […]

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