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China verschlief Corona-Ausbruch – In Wuhan fehlt es an Tests

In Wuhan fehlt es an Tests

Bereits Anfang Dezember brach das Corona-Virus aus. Das bestätigt mittlerweile auch die chinesische Presse. Doch seitdem das Politbüro um Xi Jinping die Bekämpfung des Virus übernommen hat, wird es richtig ernstgenommen. Die Zensur arbeitet auf Hochtouren, in Wuhan ist die Lage kompliziert.

Wien/Peking, 03. Februar 2020 / Langsam bekommt auch die Weltwirtschaft das Corona-Virus zu spüren: heute Morgen eröffneten asiatische Börsen mit einem starken Minus. Mittlerweile gab die chinesische Regierung zu, zu spät gehandelt zu haben. Der erste Fall wurde Anfang Dezember bekannt. Doch es dauerte bis Mitte Jänner, dass der Staat eingriff. Dann dafür umso entschlossener.

Politbüro übernahm Kontrolle

Warum dauerte es über 6 Wochen, bis der Ernst der Lage verstanden wurde? Nicht nur weil China mit Zensur beschäftigt war, auch sollen lokale Behörden rund um Wuhan und der Provinz Hubei (Ausbruchsort, Red.) versucht haben, die Krankheit zu verschweigen. Denn sonst hätte man das Zentralbüro und Präsident Xi verärgert.

Dass lokale Autoritäten am Ausbruch schuld sind, ist jetzt auch die Erklärung von Xi Jinping. Und seitdem das Zentralbüro die Kontrolle in Wuhan übernommen hat, ist das Eingreifen und der Kampf gegen die Krankheit umso rigoroser. Die Maßnahmen wirken entschlossen und umfangreich: Quarantäne, Drohnenüberwachung, Ortung und Abholung von Personen, die sich in Risikobereichen aufhielten.

Diese Maßnahmen sind wohl auch notwendig, um einen weiteren Ausbruch einzudämmen. Und Xi kämpft nun mit der Zeit. Denn je schneller er die Krankheit eindämmt, umso leichter wäre das als Erfolg des zentralen Politbüros verkaufen. Dass aber der Ausbruch weitaus umfangreicher ist, als die offiziellen Zahlen sagen, daran zweifelt niemand mehr. In Wuhan selbst fehlt es an Tests, die Krankenhäuser sind überfüllt. Viele Menschen bleiben deshalb gleich zuhause.

Heftige Zensur, Spannungen zwischen USA und China

Das neue Highspeed-Spital, das in wenigen Tagen aus dem Boden gestampft wurde, geht heute in Betrieb. Aus ganz China wurde Personal nach Wuhan beordert. Auch dieser Highspeed-Bau wird von der Regierung als großer Erfolg verkauft. Man tue nun alles, um den Virus zu besiegen, die ganze Nation müsse zusammenarbeiten, es brauche eine nationale Einheit, so die Vorgaben des Pekinger Politbüros.

Eines der wenigen offiziellen Bilder aus einem Spital in Wuhan. Die Aufnahme stammt vom 31. Jänner, veröffentlicht gestern in der chinesischen Zeitung “Caijing”. Der Artikel, der die Todes- und Infektionszahl in Frage stellt, wurde später zensiert und offline genommen.

Dieses Video zeigt den Highspeed-Bau eines neuen Spitals in Wuhan. Stolz präsentiert es die Regierung als Beweis, alles zu unternehmen, um die Krankheit einzudämmen.

Zeitgleich verschärfte China die Zensur in Wuhan und Hubei. Bevor die Quarantäne ausgerufen wurde, sollen Gerüchte in den Sozialen Medien in China Hochkonjunktur gehabt haben. Nun wurden die Zügel angezogen: kaum Bilder gehen raus, den Ärzten ist es verboten, Interviews zu geben. Die Kommunikation wird von ganz oben gesteuert. Gesicherte Informationen sind aktuell eher rar, standfeste Zahlen und Wissen über den Virus hat wohl auch die chinesische Regierung nicht. Diese strenge Zensur und das Fehlen von gesicherter Information fördern die Gerüchte weltweit.

Diese bedienen oft auch anti-chinesische Ressentiments. China sieht naturgemäß die USA dahinter und kritisiert Washington scharf. Es sei unmoralisch, den Virus nun politisch zu nutzen, sagt das Sprachrohr des Politbüros, die Zeitung „Global Times“, am Sonntag. Dann wird darauf verwiesen, dass die USA beim Ausbruch des H1N1-Virus völlig versagt hätten. Der Virus könnte über 250.000 Menschenleben gefordert haben. Es brach 2009 in der USA aus.

Unruhe in Hongkong

Trump verkündete bereits, den Virus „ausgeschaltet“ zu haben. Er verhängte ein Einreiseverbot für alle ausländischen Reisenden, die sich in den letzten 14 Tagen in China aufhielten. Seit Sonntagnachmittag werden sie nicht mehr ins Land gelassen. Und das, obwohl die WHO meinte, das sei nicht notwendig. Dies könnte sich die nächsten Tage aber durchaus ändern. Wird China (und Hongkong) wirklich umfassend isoliert, wird das die Wirtschaft stärker zu spüren bekommen. Deshalb zögern viele Regierungen und hoffen, dass China das Problem in Griff bekommt.

In Hongkong fordern Menschen die Schließung der Grenze zu China.

Foto: AFP

Es bleibenwenig Zweifel, dass Xi den Ausnahmezustand nutzt, um Partei-Kritiker zum Schweigen zu bringen. Im Krisenherd Hongkong wird es indes wieder unruhig. Heute traten rund 2.500 Personen des medizinischen Personals in den Streik. Auch am Flughafen soll gestreikt werden. Sie fordern, dass die Grenze zu China geschlossen werde. Zwar wurde erst bei 15 Personen das Virus festgestellt, dennoch haben die Menschen Angst, das Virus würde gerade importiert werden.

Die sieben Österreicher, die sich in der Provinz Hubei aufhielten, sind mittlerweile heimgekehrt. Sie wurden in Quarantäne gebracht und Tests unterzogen. Laut offiziellen Informationen soll es aber eine 14-tägige Isolation geben – egal wie die Tests ausgehen.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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