Eurofighter-Diskussion
In der hochkarätig besetzten ORF-Runde „Im Zentrum“ stand Verteidigungsministerin Tanner unter verstärkter Beobachtung. Ihre Lippenbekenntnisse wirkten wenig glaubwürdig, die Verantwortung schob sie auf Airbus. Das Netz reagierte entsprechend sarkastisch.
Wien, 17. Jänner 2020 / Klaudia Tanner steht seit Tagen wegen der Causa Eurofighter unter Druck. Die unerfahrene ÖVP-Verteidigungsministerin forderte von Airbus „endgültige Wiedergutmachung“ und vollmundig angekündigt: „Airbus wird mich noch kennenlernen“..
Tanner blass, Kogler und „Dosko“ überzeugen
Doch zunächst hatte Österreich am Sonntag die Möglichkeit, die Verteidigungsministerin kennenzulernen. Tanner ist im Bereich Sicherheits- und Verteidigungspolitik recht unerfahren. Man merkte es ihr an. So versuchte Tanner zwar in der hochkarätig besetzten ORF-Runde mit flotten Ansagen Richtung Airbus zu glänzen, doch kam sie damit nicht ganz durch. Vor allem SPÖ-Star und Ex-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil ließ Tanners Ausweichmanöver nicht durchgehen.
So sagte die Verteidigungsministerin:
„Ich erwarte, dass Airbus auf mich zukommt“
Doskozils Antwort sinngemäß:
„Da können’s lang warten, die werden nicht kommen! Die verstehen nur eine Sprache: die der Staatsanwaltschaft.“
Tanner bejahte Doskozils Einwand und sagte auf einmal „Sie haben Recht, das ist der Punkt. An der Justiz liegt’s.“
Kogler lobt Pilz und Doskozil
Neben Doskozil fiel vor allem Werner Kogler mit breitem Fachwissen zum Fall auf. Fundiert und mit klarer Sprache drängte er auf eine baldige Aufklärung des schwarz-blauen Skandals. Er betonte zudem seine eigene Leistung und die von Ex-Parteikollege Peter Pilz:
„2006/07 haben wir gemeinsam mit Peter Pilz, der Vorsitzender im Eurofighter-Untersuchungsausschuss war, glaube ich sehr viel zustande gebracht. Der hat überhaupt sehr viel zustande gebracht in der Frage.“
Der Vizekanzler forderte auch, dass endlich die Verfolgung der Aufdecker aufhören solle. Des Weiteren lobte er Doskozil für seinen damaligen Einsatz und seine Klarheit. Der burgenländische Landeshauptmann gab zu, dass auch seine Partei an mancher Stelle versagt hatte.
Tanner blitzt bei Airbus ab
FPÖ-Chef Norbert Hofer und Ex-Innenminister Wolfgang Peschorn waren hingegen eher blass und glänzten allenfalls mit Plattitüden. Tanner versuchte über die ganze Diskussion, die Verantwortung auf Airbus abzuwälzen. Doch zeigte ihr der Konzern nur einen Tag später die kalte Schulter. So wurde heute bekannt, dass Airbus abblitzen lässt:
„Für ein Gespräch in Wien in dem in der gestrigen Pressekonferenz geschilderten Format stehen wir nicht zur Verfügung“,
ließ der Münchner Luftfahrtkonzern über einen Sprecher mitteilen.
Zudem hatte Tanner laut „Standard“ angekündigt, dass der Termin mit Airbus gemeinsam mit der Finanzprokuratur und unter Einbindung aller Wehrsprecher der im Parlament vertretenen Parteien stattfinden soll. Nun platzte genau dieses Vorhaben.
Für ihren Auftritt kassierte die Neo-Ministerin viel Schelte in den Sozialen Netzwerken:
(wb)
Titelbild: APA Picturedesk
Wenn es stimmt, dass das Airbus-Nein zu einem Gespräch bereits Freitag Nachmittag im Ministerium war, ist es bemerkenswert, dass Ministerin #Tanner gestern #imzentrum keinen Ton dazu gesagt hat. So von wegen Transparenz, die ja jetzt die ganze Zeit bemüht wird
— Klaus Webhofer (@KlausWebhofer) February 17, 2020
Irgendwie fallen #ÖVP-Ministerinnen verlässlich mit Inkompetenz auf.#imzentrum
— Sonja M. Lauterbach (@SolautSonja) February 16, 2020
best moment #imzentrum heute:
tanner: „ich erwarte, dass airbus auf mich zukommt!“
doskozil: „da könnens lange warten die werden net kommen! die verstehen nur eine sprache – die der staatsanwaltschaft!“
tanner: „sie haben vollkommen recht. das ist der punkt! an justiz liegts!“
— Stefan Petzner (@stefan_petzner) February 16, 2020
Titelbild: APA Picturedesk