Postenschacher-Vorwurf gegen Hofer
Grünen-Ministerin Gewessler weiß nicht, warum Kathrin Glock in den Aufsichtsrat der Austro Control entsandt wurde. Sie will nun ihre Bestellung evaluieren. Die Grünen sagen, dass nicht einmal ein Lebenslauf von ihr im Ministerium gefunden wurde. Ex-Minister Hofer widerspricht.
Wien, 19. Februar 2020 / Kathrin Glock kam im April 2018 in den Aufsichtsrat der Austro Control. Verkehrsminister war damals der leidenschaftliche Flieger Norbert Hofer. Wenige Monate zuvor gastierte Hofer bei Glocks Reitturnier am Ossiacher See, ein privater Ausflug des damaligen Verkehrsministers. Sie kennen sich also auch privat. Ohnehin galten die Verbindungen zwischen Glock und der FPÖ als „gepflegt“, schon vor dem Ibiza-Video.
Sieben Monate Berufserfahrung
Die Rechercheplattform „Dossier“ fragte Norbert Hofer, ob er am Ossiacher See mit Kathrin Glock über den Aufsichtsrat-Posten gesprochen hat. Darauf gab es keine Antwort. Als Glock Aufsichtsrätin wurde, hieß es aus Hofers Büro: „Die Wahl fiel auf Kathrin Glock, weil sie als Geschäftsführerin der Glock Aviation GmbH Einblick in die Materie hat.“ Diesen Job hatte sie allerdings erst seit sieben Monaten inne.
Ihr Anwalt stellt trotzdem klar: „An der fachlichen Qualifikation von Frau Kathrin Glock für deren Aufsichtsratsmandat besteht kein Zweifel.“ Doch genau das wollen die Grünen, und zwar das Ministerium von Leonore Gewessler, überprüfen.
Grüne: Nichts über Glock zu finden
„Mir ist nicht bekannt, aufgrund welcher Kriterien meine Amtsvorgänger die Qualifikation von Frau Kathrin Glock bewertet haben“, sagte die Infrastrukturministerin. „Es gibt keine nachvollziehbaren Akten. Wir haben keine Dokumente zu diesem Thema gefunden.“
Auch Grünen-Parlamentarier David Stögmüller stimmt dem zu: „Da ist nichts da, gar nichts. Nicht einmal ein Lebenslauf. Es ist unklar, wie Hofer die Qualifikation von Kathrin Glock nachvollziehen konnte.“
Hofer: Grüne offenbar im Ministerium überfodert
Norbert Hofer meint aber, den Grünen und der Neo-Infrastrukturministerin den Job erklären zu müssen: „Bestellungen von Aufsichtsräten werden in einem elektronischen Akt – kurz ELAK – festgehalten. In diesem ELAK ist auch der Lebenslauf der Aufsichtsrätin/des Aufsichtsrats enthalten.“
Hofer widerspricht dem Vorwurf von Stögmüller entschieden: „Das ist schlicht eine Unwahrheit.“ Was stimmt also? Sind Unterlagen zur Bestellung von Glock, sowie ihr Lebenslauf im Ministerium zu finden? Auf Nachfrage hielt sich das Klimaschutzministerium bedeckt. Aktuell werde evaluiert und auch überprüft welche Dokumente zur Bestellung von Glock im Ministerium zu finden sind.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk