Donnerstag, März 28, 2024

Kommentar: Wenn ÖVP-Interviews zum Bullshit-Bingo verkommen

Kommentar

„Illegale Migration“, „am Ende des Tages“, „Sparen im System“. Bingo! Die ZIB 2 wird seit Angelobung der neuen Regierung zum Bingo-Fernsehen. Die ÖVP ist Meister darin, mit vielen Worten nichts auszusagen. Das sorgt nun für Spannungen: Auch von ÖVP-Seite.

Wien, 19. Februar 2020 / Wenn Sie einmal in der letzten Zeit durch die ZIB 2 gezappt haben, wird vermutlich ein ÖVP-Politiker aus der Röhre herausgeschaut haben. Meist ist man jedoch nach den Interviews genauso „gscheit“ wie im Vorfeld, manchmal sogar ein bisschen blöder. Das Extrem setzte bis jetzt die von Kurz als Aushilfsjustizministerin beförderte Karoline Edtstadler Mitte Jänner. Es folgten mit Innenzampano Nehammer und der Möchtegern-Airbuseinpeitscherin Tanner zwei weitere traurige Höhepunkte. Die ÖVP geht in Interviews, nicht um Informationen zu teilen, sondern um die Debatte zu zerstören. Denn nur so kann man mit möglichst vagen Sprüchen an der Macht bleiben. Man muss Leute offenbar politikverdrossen machen, sodass sie sich nicht mehr für Inhalte interessieren, dann reicht es auch aus, wenn man mit Slogans wie „Ein neuer Weg“, „Eine Bewegung“, „Es ist Zeit“ durchs Land fährt. Wenn ein Türkiser etwas sagen will, dann sagt er es nicht direkt, sondern durch die Blume. Sebastian Kurz zum Beispiel, gestern im Report: „Ich möchte die Kritik (an der Justiz, Red.) nicht wiederholen, aber ich wünsche mir ein rasches Vorgehen“. Er will es zwar nicht, aber er tut es für uns trotzdem. Wie reizend von ihm.

Türkise Wahrsager

In diesen Interviews springen einem die immer wieder selben Phrasen ins Auge. „Zeitnah“, „am Ende des Tages“, “ergebnisoffen diskutieren“ – oder übersetzt „Nie“-, „es ist eigentlich wurscht“ und „Ich habe keine Ahnung davon“. Es erinnert an die Taktik von Wahrsagern und Horoskopschreibern: „Halte dich möglichst vage, du kannst im Nachhinein immer dazudichten, dass du Recht hattest.“

ÖVP-Kritik an ÖVP

In den sozialen Netzwerken wird gerade ein Video des ehemaligen ÖVP-Chefs und Ex-Vizekanzlers Erhard Busek geteilt. In diesem erzählt er über seine Erfahrungen mit Sebastian Kurz.Busek fragte Kurz, für welche Inhalte dieser eigentlich stehe. Vier Mal erhielt er keine Antwort. Aber fragen sie sich selbst, liebe Leser, für welche Werte steht die Kurz-ÖVP eigentlich?

Erhard Busek im September 2019 über Sebastian Kurz. Quelle: Twitter.

Sie werden jetzt vielleicht “christliche Werte” sagen. Doch ist es im Sinne der “christlichen Werte”, einfach wegzusehen, wenn im Mittelmeer Leute ersaufen – beziehungsweise dies aktiv zu fördern? Die Verlängerung der Mission „Sophia“ scheiterte immerhin an den Stimmen Österreichs und Orban-Ungarn. Bei der momentanen Situation ist das natürlich ein Land, mit dem man unbedingt in einem Atemzug in Sachen Europapolitik erwähnt werden will. Auch dafür hagelte es Kritik von ÖVP-Seite – und zwar vom EU-Vizeparlamentspräsidenten Othmar Karas.

Läuft bei euch.

Benedikt Faast

Titelbild: APA Picturedesk

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