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O-Ton aus Mailand: „Pasta und Kekse ausverkauft“

O-Ton aus Mailand

Einige Regionen in Norditalien sind mittlerweile Corona-Risikogebiet. Was bedeutet das? Die stark betroffene Stadt Codogno ist wie leergefegt. Doch was ist mit der Großstadt Mailand? ZackZack hat mit einem „Milanese“ gesprochen. Luigi Calce über Preisspekulation, Pasta und Schutzmasken.

Mailand, 27. Februar 2020 / Norditalien steht derzeit im Fokus der Berichterstattung rund um das Coronavirus in Europa. Gerade die Stadt Codogno ist stark betroffen und ist nach zahlreichen Ausbrüchen wie leergefegt. Mailand ist in Alarmbereitschaft, aber die Menschen sind größtenteils besonnen. Wie es genau aussieht in der norditalienischen Metropole erzählt uns der 27-jährige Digitalexperte und „Milanese“, Luigi Calce.

Öffentliche Einrichtungen geschlossen

„Nach dem Ausbruch des Virus in Codogno, nähe Mailand, wurden nach und nach Maßnahmen ergriffen: Schulen, Universitäten, Kinos, Theater und Sportanlagen wurden als Vorsichtsmaßnahme geschlossen. Bis Anfang März sind die meisten öffentlichen Einrichtungen in Codogno geschlossen.“

Fraglich ist, wie es nach der ersten verhängten Sperre weitergeht. Da sich die Situation derzeit eher nicht sichtlich entspannt, ist eine Verlängerung wohl nicht unwahrscheinlich. Jedoch betonte der Mailänder im Gespräch mit ZackZack auch:

„Bars und Shopping-Center haben limitierte Öffnungszeiten, sind aber nicht gänzlich geschlossen.“

Es erschließt sich dem Beobachter nicht ganz, warum limitierte Öffnungszeiten irgendetwas eindämmen sollen bzw. warum nicht entweder ganz zugemacht oder aber weiterhin regulärer Betrieb aufrechterhalten wird. Die Devise bei unseren Nachbarn im Süden scheint zu lauten: “Sicher ist sicher”.

Pasta-Plünderung, auch Kekse beliebt

Die Nahrungsmittelsituation ist nicht unkritisch. Erwartungsgemäß erfreut sich gerade in der derzeitigen Situation Pasta, des Italieners Leibspeise, erhöhter Beliebtheit bei den Italienern:

 „Die Supermärkte sind weiterhin auf, aber am vergangenen Sonntag wurden die ersten Regale leergeräumt. In Italien sind natürlich sofort die Nudeln weg. Ebenso gibt es in den meisten Läden kein Mehl mehr, das Trinkwasser wird knapp und auch Kekse sind im Prinzip ausverkauft.“

Bilder: Luigi Calce.

Preisspekulation bei Tech-Giganten?

Eine irre Geschichte bahnt sich indes rund um die Tech-Giganten Amazon und eBay an: so ist dem Vernehmen nach seit Ausbruch des Virus der Preis für Schutzmasken und antibakteriellen bzw. Desinfektionsmitteln stark angestiegen. Laut Calce kosten 4 Flaschen Desinfektionsgel mittlerweile zusammengerechnet ca. 100 Euro, auch die Preise für Masken bewegen sich in dieser Höhe! Der Verdacht, der in Mailand die Runde macht: Preisspekulation! Deshalb war die Finanzpolizei „Guardia di Finanza“ zu Besuch bei Amazon und eBay. Die Ermittler schleppten Medienberichten zufolge bei der Razzia eine Reihe von Akten und Daten aus den Firmenzentralen, die nun ausgewertert werden.

Italiener bleiben ruhig

Der Großteil der Bevölkerung hätte laut Luigi Calce aber keine Panik. Dies treffe nur auf einige wenige zu. Man könne in Mailand weiterhin ohne große Einschränkung außer Haus gehen, in den sogenannten „Roten Zonen“ sehe es natürlich anders aus. Diese Zonen sind die Corona-Risikogebiete rund um Codogno, wo die bestätigten Fälle in Quarantäne untersucht und betreut werden. Luigi Calce betont auch die professionelle Arbeit der italienischen Behörden und deren umfassende Informationspolitik.

(lc/wb)

Luigi Calce (27) ist Digital- und Marketing-Experte in Mailand.

Er berichtet für ZackZack aus der norditalienischen Motropole über den Stand der Dinge seit dem Ausbruch des Coronavirus.

Titelbild: APA Picturedesk

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