Freitag, März 29, 2024

Ölpreiskrieg und Corona

Wie Saudi-Arabien Russland bestraft

Am Montag ist der Ölpreis historisch eingebrochen. Der Preis für ein Fass Rohöl (159 Liter) fiel von 48 auf 32 Dollar. Zur selben Zeit brachen die Börsen weltweit ein und in New York wurde wegen der hohen Verluste zeitweise der Handel eingestellt. Überall Corona-Alarm?

Wien, 11. März 2020 / Beim Ölpreis ist es nicht allein die Angst vor dem Virus. Saudi-Arabien hat Russland quasi den Ölkrieg erklärt und will sich damit für dessen Illoyalität im OPEC+ Kartell rächen. Salopp gesagt: Putin beschert uns billiges Öl für die nächste Zeit.

Seit Mohammed bin Salman zum Kronprinzen aufgestiegen ist, hat sich die Politik in Saudi-Arabien grundlegend verändert. Weniger freundlich könnte man auch sagen, sie ist sprunghafter geworden. Diese Erfahrung muss nun ausgerechnet Vladimir Putin machen, der sich auf einen Kampf im Ölgeschäft mit einem der größten Erdölproduzenten der Welt eingelassen hat.

Russland, das unter der Führung von Putin gerne hoch pokert, hat wohl nicht damit gerechnet, dass sich Saudi-Arabien auf einen Produktionskrieg mit Russland einlässt.

Russland stellt sich gegen OPEC+

Was ist passiert? Die OPEC beabsichtigte ursprünglich eine Reduktion der Förderung seiner Mitgliedsländer, um dem weltweiten wirtschaftlichen Einbruch durch die Corona-Krise Rechnung zu tragen. Russland, das dem erweiterten Gremium der sogenannten OPEC+ angehört, pochte jedoch auf eine völlige Freigabe der Fördermengen ab dem 01. April 2020 und ließ sich nicht davon abbringen.

Putins Kalkül

Es dürften zwei Gründe hinter der Haltung Russlands stehen. Erstens wollte Russland die genauen Auswirkungen der Corona-Krise auf den Ölverbrauch abwarten. Zweitens wollte es den Spielraum für die Ölindustrie der USA, die dank Fracking von Schieferöl zum größten Ölproduzenten weltweit aufgestiegen sind, nicht unnötig vergrößern. Ein hoher Ölpreis spielt den USA bei der Produktion von Schieferöl in die Hände. Politisch hat Putin aufgrund der US-Sanktionen und der Ablehnung der North-Stream 2 Pipeline durch die USA ein Hühnchen mit Trump zu rupfen.

Saudi-Arabien hat einen Trumpf

Nun hat also Saudi-Arabien die Initiative ergriffen und angekündigt, seine Produktion auszuweiten. Das ist nicht ungefährlich für die Wirtschaft des Wüstenstaates, denn diese ist nicht auf eine Preis-Crash eingestellt und es ist fraglich, ob der Zugewinn von Marktanteilen, das Abenteuer lohnt. Saudi-Arabiens einziger Trumpf in diesem Spiel sind seine niedrigen Ölproduktionskosten.

Droht Trump Ungemach?

Für die USA sind die Folgen ebenfalls weitreichend. Prinzipiell spielt ein niedriger Ölpreis der US-Wirtschaft in die Hände. Der jetzige Preis-Crash hat aber eine nachhaltige Wirkung auf die Schieferölförderung in Texas und North Dakota. Dort könnte es schnell zu einer wirtschaftlichen Krise kommen, die Trump wichtige Wählerstimmen kosten dürfte. Zusammen mit dem Ausbruch von Corona auch in den USA, keine einfache Situation für den Präsidenten.

Es bleibt wohl vorerst beim billigen Öl

Auch wenn sich der Ölpreis am Dienstag wieder ein wenig erholt hat, sehen viele Experten keine klare Richtung, wohin der Ölpreiszug fährt. Ein Überangebot zu wirtschaftlichen Krisenzeiten verlangt von allen Ölproduzenten einiges ab. Das der Ölpreis schnell wieder alte Höhen erklimmt, das sehen die Experten aber nicht. Es bleibt also eine Frage: Wie lange wird Saudi-Arabien den Ölmarkt mit seinem billigen Öl fluten?

(sm)

Titelbild: APA Picturedesk

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