Freitag, März 29, 2024

Biden gewinnt Vorwahlen – Bleibt Trump Präsident?

Bleibt Trump Präsident?

Sozialreformer Bernie Sanders hat praktisch keine Chance mehr, die Nominierung als demokratischer Präsidentschaftskandidat zu gewinnen. Das Rennen heißt höchstwahrscheinlich: Donald Trump gegen Joe Biden. Hat Obamas ehemaliger Vizepräsident Chancen gegen “The Donald”?

Wien/Washington, 18. März 2020 / Bernie Sanders ist, falls nicht noch ein Wunder geschieht, draußen. Nach seiner herben Niederlage gegen Joe Biden beim “Super Tuesday” hat er nun auch noch in Florida und Illinois – beides wichtige Bundesstaaten für die Präsidentschaftswahl – sowie Arizona verloren. Bidens Vorsprung dürfte für Sanders nicht mehr aufzuholen sein. Dafür sprechen vor allem zwei Gründe:

1. Eine breite Koalition einflussreicher Demokraten hat sich hinter Biden versammelt. Sanders steht beinahe isoliert da. Nur der linke Flügel der Demokraten, allen voran Alexandra Ocasio Cortez, steht auf seiner Seite. Diese Gruppe ist zwar entschlossen, aber klein.

2. Das Coronavirus hat den Vorwahlkampf praktisch zum Erliegen gebracht. Es wird keine Gelegenheit für Sanders mehr geben, das Ruder in letzter Sekunde herumzureißen.

Biden vs. Trump

Das Duell um die Präsidentschaft lautet daher fast mit Sicherheit: Joe Biden gegen Donald Trump. Die Frage, welcher demokratische Kandidat am besten geeignet wäre, Trump aus dem Amt zu bekommen, war die entscheidende Frage im demokratischen Vorwahlkampf. Für die Dems steht das Ziel, eine Wiederwahl Trumps zu verhindern, über allem anderen.

Konservative Kreise sehen in Joe Biden, der als Kandidat des Establishments gilt, die sicherere Wahl. Biden spricht den rechten Flügel der Demokraten an, er könnte auch für zentrumsnahe Republikaner eine Alternative darstellen oder zumindest dafür sorgen, dass sie nicht zur Wahl gehen. Die beiden wichtigsten Wählergruppen der Demokraten, Frauen und Afroamerikaner, unterstützen merheitlich Barack Obamas ehemaligen Vizepräsidenten Biden. Blieben sie bei der Wahl zu Hause, hätte Trump gewonnen.

Bernie Sanders spricht vor allem junge, gut gebildete Linke an. Das ist eine einflussreiche, weil politisch sehr aktive Gruppe. Sie ist aber zu klein, um gegen die großen Wählergruppen hinter Biden ins Gewicht zu fallen. Außerdem hat Sanders es sich mit Wählern mit mittel- und lateinamerikanischen Wurzeln verscherzt, indem er sozialistische Regime – darunter auch das Fidel Castros – lobte. Latinos sind für die Demokraten keine sicheren Wähler. Gut möglich, dass viele von ihnen lieber Trump als Sanders wählen würden. Sanders’ Unterstützer sagen, dass nur das Angebot eines echten Systemwechsels den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen bringen könne – doch die meisten Anhänger der Demokraten scheinen das anders zu sehen.

Wie stehen die Chancen?

Wie stehen nun Joe Bidens Chancen gegen Donald Trump? Auf dem Papier sehr gut. Fast alle Umfragen sehen Biden weit voraus und zwar seit Monaten unverändert mit durchschnittlich rund sieben Prozentpunkten. Auch im März lag Biden bisher komfortabel voran. “NBC News” und das “Wall Street Journal” sehen einen Vorsprung von neun Prozent, der “Economist” vier, “CNN” sogar zehn Prozent. Selbst Trumps ultrakonservativer Lieblingssender “FOX News” gab Biden Ende Februar einen Vorsprung von acht Prozent.

Trump spaltet die Nation. Laut der neuesten Studie von Hart Research Associates sehen 42 Prozent der registrierten Wähler Trump “positiv” oder “sehr positiv”, 51 Prozent hingegen “negativ” oder “sehr negativ”. Eine neutrale Haltung haben nur sieben Prozent der Befragten. Biden begeistert kaum jemanden, wirkt aber deutlich verbindender: 37 Prozent positiv, 21 Prozent neutral und 41 Prozent negativ. Klare Angelegenheit, oder? Aber so einfach ist die Sache nicht.

Schauen wir auf den März 2016, rund ein halbes Jahr vor der Wahl: Hillary Clinton’s Vorsprung auf Trump war in allen Umfrage noch größer als der Bidens heute, im Durschnitt 8,6 Prozent. Am Ende rettete Clinton einen Vorsprung von gut zwei Prozent der Wählerstimmen über die Ziellinie, aber das reichte nicht. Trump ergatterte mehr Wahlmännerstimmen. Den Ausschlag gaben neben den wichtigen Swing-States Florida und North Carolina vor allem Michigan und Wisconsin im mittleren Westen. Den Wählern dort, die unter dem Niedergang der traditionellen Industrie leiden, hat Joe Biden nichts anzubieten. Der Umfragevorsprung alleine sagt wenig aus. Trumps Wahlkampf hat noch nicht einmal begonnen.

Aus Fehlern wird man…

Die Themenlage spielt Trump in die Hände. Es herrscht Krisenstimmung, und das nicht nur wegen des Coronavirus. Geschickt hat die Trump-Administration es geschafft, von äußeren Feindbildern zu profitieren – vor allem Iran und China. Ausgerechnet diese Länder kann Trump nun für den Ausbruch der Coronapandemie verantwortlich machen. In Zeiten wie diesen werden viele Wähler sich lieber in Trumps “Festung USA” zurückziehen, als über eine Neuauflage von Obamacare, Reichensteuern und staatliche Hilfen für die Wirtschaft zu streiten. Aus europäischer Perspektive mögen diese Dinge rational erscheinen, aber viele US-Bürger halten sie für gefährliche Experimente. In Krisenzeiten kommt das nicht gut an.

Die Demokraten sind überzeugt, dass Bernie Sanders’ Unterstützer im November zähneknirschend Biden wählen werden, um Trump zu verhindern. Ähnliche Überlegungen führten 2016 zur Nomienierung Clintons. Wohin das führte, wissen wir.

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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