Letzte Woche verlangte US-Außenminister Pompeo offenbar einen Direktschlag gegen den Iran. Der Feind sei aufgrund der Corona-Epidemie stark geschwächt, die Chance will Pompeo offenbar nutzen. Das Lager, das gegen solch einen Militärschlag ist, konnte sich aber durchsetzen.
Washington/Teheran, 23. März 2020 / Trotz der globalen Corona-Krise bleibt das Verhältnis zwischen der USA und dem Iran angespannt. Der US-Außenminister Mike Pompeo sieht offenbar im aktuellen Zustand des Irans eine militärische Chance für die USA.
Pompeo sieht Corona als Iran-Schwächephase
So empfahl Pompeo US-Präsident Trump offenbar einen direkten Militärschlag gegen den Iran, nachdem am 12. März US-Militärbasen im Irak angegriffen worden waren. Ob hinter dem Angriff Teheran steckt, konnte das Pentagon nicht genau sagen. Man geht davon aus, dass der Anschlag von der Hisbollah unternommen wurde.
Offenbar haben sich im Weißen Haus zwei Lager gebildet. Das eine, rund um Pompeo, will die aktuelle Schwächung des Irans wegen der Epidemie nutzen, um den Feind zu schwächen. Mit einem Direktschlag auf beispielsweise Marineschiffe sollte der geschwächte Kontrahent an den Verhandlungstisch gezogen werden. Kleinere Vergeltungsangriffe sieht Pompeo als ständiges Aufbauschen des Eskalationsspirale.
Angriff nicht vom Tisch
Pompeo gegenüber stehen Mark T. Esper und General Milley, Experten des Verteidigungsministeriums. Für sie könne eine solcher Direktschlag die USA umgehend in einen offenen Krieg mit den Iran reinziehen. Dies würde die Beziehung mit dem Land endgültig zerstören.
In der Krisensitzung nach den Anschlägen vom 12. März überzeugte die Gruppe um Esper und Milley. Doch ein Angriff gegen den Iran ist damit nicht vom Tisch. Für Pompeo gilt der Iran aktuell als schwer verwundbar. Laut der „New York Times“ soll aber Trump nicht besonders interessiert an einer Eskalation im Iran sein. Der Iran selbst ist mit der Epidemie beschäftigt – auch hochrangige Politiker sind infiziert.
Iran lehnte US-Hilfe ab
Trump dagegen steht ebenfalls aufgrund der Corona-Krise innenpolitisch im Fokus. Doch das Attentat auf General Suleimani Anfang Jänner scheint den Iran nicht zum Nachdenken gebracht haben. Militärs der USA geben mittlerweile zu, dass der Iran weiter im Irak aggressiv operiert, auch ohne Suleimani.
Beruhigt ist der Konflikt also trotz Corona keinesfalls. Das beweist auch die iranische Ablehnung US-amerikanischer Corona-Hilfe. Die USA hatten dem Iran angeboten, aufgrund der Epidemie zu helfen. Das Mullah-Regime lehnte dieses Angebot umgehend ab, bat aber den IWF um Hilfe – zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Die größte Hilfe wäre für das Regime aktuell ohnehin die Lockerung der Sanktionen.
Auch wenn die USA in den nächsten Wochen ebenfalls mit einer heftigen Corona-Epidemie rechnen müssen, der Konflikt und das Säbelrasseln mit dem Iran gehen ungehindert weiter.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk