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Lösungen für die 24-Stunden-Betreuung

Die Maßnahmen gegen das Coronavirus stellen die 24-Stunden-Pflege vor große Herausforderungen und Probleme. Einige kreative Organisationen und Bürger machen sich nun Gedanken über Lösungen. Ihre Ansätze und die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung geben Hoffnung.

Wien, 25. März 2020 / ZackZack hat bereits über die prekäre Lage der 24-Stunden-Betreuerinnen sowie die schwierige Situation, die Betreuung sicherzustellen, berichtet. Die Personenbetreuerinnen kommen durchwegs aus dem Ausland und können aufgrund der derzeitigen Grenzsperren und Quarantäne-Maßnahmen nicht wie gewohnt ein- und ausreisen. Nun sind daher andere kreative Lösungen gefragt. Das am Dienstag angekündigte Maßnahmenpaket von 100 Millionen Euro für die Pflege berücksichtigt auch zum Teil die 24-Stunden-Betreuung. An Geld sollte es daher nicht mangeln – doch für den möglicherweise bevorstehenden Personalmangel sind kreative Lösungen gefragt.

Maßnahmenpaket der Regierung: Auch 24-Stunden-Pflege betroffen

Gesundheitsminister Rudolf Anschober präsentierte am Dienstag bei der Pressekonferenz ein neues Maßnahmenpaket für die Pflege: Die Bundesregierung stellt demnach den Ländern insgesamt 100 Millionen Euro für die Bewältigung der Engpässe in der Pflege zur Verfügung, darunter auch die 24-Stunden-Betreuung. Die Förderungen sollen mit dem neuen Maßnahmenpaket flexibler werden. Bisher sind die Förderungen daran gebunden, dass die Betreuerinnen alle 14 Tage wechseln – das sei in der derzeitigen Situation nicht möglich, daher würden die Förderungen auch bei längeren Betreuungsphasen ausbezahlt werden. Bei Anschobers Rede wurde jedenfalls ein für alle Mal klar: die erhofften Ausnahmeregelungen werden nicht kommen.

 „Ein Teil der Betreuungskräfte in der 24-Stunden-Betreuung wird ausbleiben aufgrund von Grenzschließungen, Erkrankungen oder Betreuungspflichten im eigenen Land.“

„Österreich muss auf Ausbleiben der Betreuungskräfte vorbereitet sein“

Anschober sagte weiters, Österreich müsse auf das Ausbleiben der 24-Stunden-Betreuungskräfte vorbereitet sein und auf Ersatzlösungen zurückgreifen können:

„Wir können nicht garantieren, dass jeder zu 100 Prozent zu Hause bleiben kann und an seinem derzeitigen Betreuungsplatz eine Ersatzpflege hat, aber das Ziel ist, Ressourcen zu schaffen, damit niemand alleine bleibt. Das heißt, es kann in einzelnen Situationen sein, dass die Pflege in anderen Bereichen stattfindet, deswegen bauen wir Ersatzkapazitäten auf – bzw. die Länder machen das.“

Dabei sprach er zum Beispiel auch die Nutzung freiwerdender Kapazitäten, wie leerstehender Hotels für Pflege, an. Es brauche eine Lösung für jeden und jede – erste Priorität sei das Aufrechterhalten der bestehenden Pflegesituation, das könne aber nicht in allen Fällen garantiert sein. Für Fragen zu Ausfällen oder Problemen in der 24-Stunden-Betreuung hätten die Bundesländer jeweils eigene Pflege-Hotlines, die Informationen anbieten.

Zivildiener und Pfleger in Ausbildung

Zivildiener könnten unterstützend im Bereich der 24-Stunden-Pflege tätig werden. Das war in den letzten Tagen von mehreren Seiten zu hören. Die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) führte dazu in der gestrigen Pressekonferenz aus, dass das durchaus möglich wäre – als Unterstützung:

„Zivildiener sollen Hauptamtliche entlasten und die bestehende Infrastruktur unterstützen. Sie sind kein 1:1 Ersatz für 24-Stunden-Betreuer. Das sind qualifizierte, ausgebildete Pflegerinnen, die ein Zivildiener nicht ersetzen kann.“

Die Regierung prüfe auch, ob Menschen in Pflege-Ausbildung unterstützend hinzugezogen werden könnten. Das sei eine rechtliche Frage, die erst geklärt werden müsse, so Anschober.

Rehab- und Kureinrichtungen

In der Zwischenzeit werden immer mehr Stimmen laut, die weitere Lösungsvorschläge für die 24-Stunden-Betreuung einbringen. So schlug unlängst der Präsident des SPÖ-Pensionistenverbands Peter Kostelka den Einsatz von Personal aus Kur- und Rehab-Einrichtungen, die derzeit großteils geschlossen seien, im Rahmen der 24-Stunden-Pflege vor. Auch Gesundheitsminister Anschober sprach im Rahmen der Pressekonferenz am Dienstag an, dass die Mitarbeiter dieser Einrichtungen für die Pflege genutzt werden sollen.

Konzept „Notfallplan für die 24h-Betreuung“

Der Pflegedienst ISL aus Tirol bietet unter anderem 24-Stunden-Betreuung an und hat nun ein Konzept veröffentlicht, das mögliche Lösungen aufzeigt. Es soll auch von allen anderen Einrichtungen und Betroffenen als Inspiration genutzt werden. Der Notfallplan für die 24-Stunden-Betreuung ist online frei zugänglich. Es setzt dabei auf Unterstützung aus der Bevölkerung, da durch den momentanen Shutdown viele Ressourcen frei würden. Der Aufbau regionaler Pools an Laienkräften wäre dabei vor allem in Hinblick auf die mögliche Quarantäne ganzer Orte zu forcieren. Diese Laienkräfte sollten auf ihre Tätigkeit vorbereitet werden – mittels Handbuch, Online-Videokonferenzen oder Seminaren. Die Organisation arbeitet im Moment noch an der Koordination über Einführungsseminare und Videos, erzählt Gisela Klammsteiner vom Pflegedienst ISL gegenüber ZackZack.

An Ideen und Hilfsbereitschaft mangelt es nicht

Die Pflegepartner GmbH rief auf Facebook Freiwillige zur Unterstützung für ihre Personenbetreuerinnen auf, dabei hätten sich mehr Helfer gemeldet, als benötigt waren. Diese und viele andere Erfahrungen zeigen: Die Österreicher wollen helfen. In der Krise wird Solidarität spürbar – und mit den freigewordenen Ressourcen gibt es auch immer mehr Ideen für Lösungen. Auch Herbert Saurugg sagte es im Interview mit ZackZack: Lösungen müssten jetzt aus der Bevölkerung kommen – und lokal, im Kleinen, ablaufen.

Larissa Breitenegger

Titelbild: APA Picturedesk

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