Donnerstag, April 18, 2024

Warum Corona in den USA fatal wird – US-Armageddon?

Warum Corona in den USA fatal wird

In den USA geht die Corona-Epidemie nun richtig los. New York, der dichtest besiedelte Ballungsraum der USA, wurde zum Epizentrum des Ausbruchs. Laut New York-Gouverneur Cuomo fehlen zehntausende Betten, aber auch Schutzausrüstung für das medizinische Personal.

Wien/Washington, 25. März 2020 / New York ist nur der Vorbote für das, was den USA drohen könnte. Nicht nur das Gesundheitssystem ist eine Indiz: Es gibt einige Gründe, warum die USA zum größten Corona-Patienten werden könnten.

1. Das Gesundheitssystem

Es dauerte bis Mitte März, bis der Corona-Test in den USA kostenlos wurde. Bis dahin war es für 46 Millionen Amerikaner ausgeschlossen, sich überhaupt testen zu lassen. Der Test kostete zuvor bis zu 3.000 Dollar. Ein Test war also Luxus.

Überhaupt gaben 40 Prozent der Amerikaner 2019 an, ihre Versicherung wäre so schlecht, dass sie auch im Krankheitsfall nicht zum Arzt gehen würden. Stattdessen schleppt man sich weiter in die Arbeit. Krankengeld gibt es in den USA kaum. Kommt man nicht zur Arbeit, gibt es auch kein Geld. Mit Helikoptergeld versucht Trump dem nun entgegenzusteuern. Doch auch hier gibt es ein großes Problem: Vielen Menschen in den USA fehlt der Zugang zur Information der Regierung. Außerdem sind die 1.000 Dollar Unterstützung den US-Bürgern vorenthalten. Ein Migrant der hustet, wird sich dennoch zur Arbeit schleppen.

Erst in den letzten Tagen ab 14. März wurden die Testungen gratis und mehr. Mit Stand 19. März unternahm man 103.000 Corona-Testungen. Heute wird die USA 50.000 Corona-Fälle überschreiten. Doch bei Corona blicken wir, aufgrund der hohen Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen, stets in die Vergangenheit. Maßnahmen wie Ausgangssperren greifen erst nach 10-14 Tagen.

Zwar intensivierten die USA die Testungen, trotzdem liegt man im Verhältnis zu Tests pro Million Einwohner ziemlich abgeschlagen im Mittelfeld.

Das größere Problem ist allerdings die Frage, wer den Krankenhausaufenthalt bezahlt. Als unversicherte Person in den USA kann man sich mittlerweile zwar testen lassen, muss man aber aufgrund einer schweren Erkrankung ins Spital, wird niemand die Kosten übernehmen. Auch versicherte Personen müssen für den Krankenhausaufenthalt einen Teilbetrag mitfinanzieren.

2. Donald Trump

Es dauerte Monate, bis US-Präsident Trump das Corona-Virus ernstnahm. Diese Monate sind nicht mehr aufzuholen. Personalentscheidungen des Präsidenten bleiben aber. Denn, dass Vize-Präsident Mike Pence zum Chef der Corona-Taskforce im Weißen Haus wurde, ist dramatischer als es klingt.

Mike Pence ist Anhänger der fundamentalistisch-evangelikalen Christen. Sie stehen mit der Wissenschaft eher auf Kriegsfuß. Das beweist auch das Foto vom 2. März. Dort trifft sich die Taskforce, um für eine Lösung zu beten. Christlichen Fundamentalisten das Krisenmanagement zu überlassen, könnte sich rächen.

Letzte Woche schwenkte Trump dann um, erklärte sich zum “Kriegspräsidenten”. Doch nur um gestern zu erklären, dass ein teilweiser Shut-Down wie er in der USA gerade stattfindet, höchstens einige Wochen hält: “Die Menschen müssen arbeiten gehen”, sagte Trump bei seinem Lieblings-TV FOX News.

Es waren die vergangenen Wochen und Monate, in der sich die US-amerikanischen Behörden vorbereiten hätten können. Doch die Zeit ließ man offenbar verstreichen. Mittlerweile hat man akute Probleme.

3. Föderalismus

Jeder Bundesstaat kocht sein eigenes Süppchen. Die Schulschließung, jene Maßnahme, die sich schon bei der Spanischen Grippe 1917/18 bewährt hat, bestimmt der Gouverneur des Bundesstaates selbst. Mit Samstag waren in 45 Bundesstaaten die Schulen geschlossen. In 5 blieben die Schulen weiterhin offen.

Noch nicht einmal alle Einkaufszentren sind in den USA geschlossen. In Chicago bleiben einige Malls ebenso geöffnet. Viele Unternehmen wollen ihre Angestellten weiter im Büro sehen.

Während die Bundesstaaten, die mit massiven Ausbrüchen konfrontiert sind, zum Beispiel New York oder Kalifornien, auf drastische Maßnahmen setzen, bleiben andere zaghaft. So ließ der Vize-Gouverneur von Texas aufhorchen, als er diskutierte, ältere Menschen zu opfern:

„Ich denke, es gibt da draußen viele Großeltern wie mich, ich habe sechs Enkel. Ich will nicht, dass das ganze Land geopfert wird.”

Naturgemäß sorgt sich Patrick um die Wirtschaft. Er will nicht, dass das Land heruntergefahren wird, um Leben zu retten.

Im ganzen Land wehren sich viele Bundesstaaten, “Shut-Down-Anordnungen” zu erlassen. Es wird erst reagiert, sobald die Krise akut ist. Aufgrund der hohen Inkubationszeit ist das bei Corona gerade das Gefährliche. Nur die Westküste mit den Infektionsherden Seattle und Kalifornien konnte sich einheitlich zu Anordnungen durchringen:

4. Gefängnisse

Häftlinge gelten als besonders gefährdet. Nicht umsonst entließ der Iran vorübergehend 70.000 Insassen, Italien verhängte eine Besucher-Sperre. Erst gestern gab die WHO bekannt, dass Gefängnisse einen besonders großen Risikoherd darstellen. Ist das Virus erst einmal eingeschleppt, ist es kaum noch aufzuhalten.

Die USA ist das Land mit den meisten Häftlingen. Über 2 Millionen Menschen sitzen in den USA im Gefängnis. Das ist um eine halbe Million mehr als in China, das allerdings um das Vierfache größer ist. Rund ein Fünftel aller Häftlinge weltweit sitzen in den USA im Gefängnis.

Und auch wenn die Häftlinge dicht gedrängt im US-amerikanischen Gefängnis zusammenleben, die große Menge an Insassen ergibt auch unzählige Gefängnisse. Über 6.100 Gefangenenanstalten gibt es in den USA – Militärgefängnisse nicht miteinberechnet. Aber alle sind nun Corona-Hochrisikogebiet. Ist das Virus erst einmal in einem Gefängnis, ist der lokale Ausbruch kaum mehr zu kontrollieren.

Die Stadt New York reagierte gestern Abend. Bürgermeister De Blasio entließ 300 Insassen. Dabei handelt es sich um Insassen, die für kleinere und nicht-gewalttätige Vergehen einsitzen und deren Haftstrafen in weniger als einem Jahr ablaufen.

5. Klimaanlagen

Zentrale Klimaanlagen könnten das Virus möglicherweise befördern und leicht verbreiten. Das vermuteten Forscher bereits hinter den Seuchen-Schiffen der Kreuzfahrer. Dort war die Ansteckung besonders hoch. Eine Erklärung könnte die Belüftung der Schiffe sein.

In den USA sind Klimaanlagen nicht wegzudenken. Viele Wohnhäuser werden mit zentralen Klimaanlagen beheizt. Die Klimakiller könnten nun auch zum „Super-Spreader“ werden.

Die Branche verteidigt sich. Es gäbe klare Regeln, diese würden dem Virus keine Chance geben. Dass aber in den USA viele Klimaanlagen veraltet sind, steht außer Frage. Wie viele Belüftungsanlagen mit den notwendigen Filtern ausgerüstet sind und wie viele nicht, weiß de facto niemand.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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