Freitag, April 19, 2024

Corona-Isolation: (K)ein guter Zeitpunkt für ein Haustier?

(K)ein guter Zeitpunkt für ein neues Haustier

Immer mehr Menschen in Österreich haben auf Grund der Corona-Maßnahmen viel Zeit. Immer mehr rufen daher auch beim Tierschutzverein an, weil sie sich gerne ein Haustier zulegen möchten. Doch auch Österreichs Tierschutzheime sind von Coronamaßnahmen betroffen: Tier-Abholungen sowie Abgaben sind ausgesetzt. Doch regelmäßiger Kontakt mit Tieren ist auch ohne eine Haustieranschaffung möglich – und durchaus gefragt.

Wien, 27. März 2020 / Die Corona-Maßnahmen betreffen den Großteil der Österreicher und Österreicherinnen. Viele sind plötzlich arbeitslos oder in Kurzarbeit – und haben unerwartet viel mehr Zeit als zuvor. Ein guter Zeitpunkt, sich ein Tier zuzulegen – diesen Gedanken haben offenbar immer mehr Österreicher. Tierschutzheime verzeichnen einen Anstieg von Anrufern, die sich gerne ein Haustier zulegen möchten. Doch der Tierschutzverein-Betrieb ist auf ein Minimum reduziert. Der reguläre Parteien- und Tier-Verkehr ist eingestellt. Sprich, Tiere können in der Regel weder abgegeben noch abgeholt werden, auch wenn derzeit die Zahl an Anrufern massiv steigt, die sich gerne ein Haustier zulegen würden.

Wiener Tierschutzverein: Betrieb auf Minimum heruntergefahren

Den rund 1.000 Tieren im Wiener Tierschutzverein geht es gut: Der Betrieb ist auf ein Minimum heruntergefahren, aber alle werden versorgt. ZackZack hat mit Oliver Bayer, dem Pressesprecher des Wiener Tierschutzhauses, gesprochen:

„Wir haben unseren Betrieb heruntergefahren und arbeiten mit so wenig Personal wie möglich. Der ganze administrative Teil ist im Home-Office. Die Versorgung der Tiere findet im verminderten Betrieb statt. Pro Stall ist ein Pfleger im Dienst. Bei jenen Tieren, die mehr Betreuung brauchen, arbeiten zwei Personen. Das Notwendigste wird also gemacht – die Tiere sind versorgt, aber im eingeschränkten Betrieb.“

Immer mehr Leute wollen Haustiere

Die Zahl an täglichen Anrufern, die sich ein Haustier zulegen wollen, sei seit Beginn der Corona-Maßnahmen stetig gestiegen, so Oliver Bayer gegenüber ZackZack:

„Wir bekommen grad sehr viele Anrufe von Menschen, die sich ein Tier nehmen wollen – aber man muss dazu sagen, das ist zu 99 Prozent aus Langeweile. Die Leute denken: Jetzt hab‘ ich Zeit und jetzt könnte ich mir ein Tier nehmen.“

Es sei verständlich, dass sich derzeit immer mehr Menschen gerne ein Haustier halten möchten. Sie haben auf Grund der Maßnahmen mehr Zeit und auch das Bedürfnis nach Kontakt. Der Wiener Tierschutzverein rechnet daher mit einem starken Anstieg in der nächsten Zeit, denn:

„Je länger das dauert, desto fader wird den Leuten“,

so Bayer gegenüber ZackZack.

Kein guter Zeitpunkt für Haustier-Anschaffung

Bayer befürchtet, würde man allen Anrufern, die gerade Interesse an einem Haustier haben, eines geben, würde ein hoher Prozentsatz nach Ende der Corona-Maßnahmen wieder zurück ins Tierschutzheim wandern: Irgendwann würden die Menschen allerdings wieder arbeiten gehen und könnten wieder einem normalen Lebensrhythmus nachgehen. Viele würden dann draufkommen: Jetzt bin ich eingeschränkt, habe Verantwortung, brauche Zeit und Geld – und das Tier bald wieder ans Tierschutzheim retournieren. Es sei also weder verantwortlich, angesichts der Ansteckungsgefahr derzeit Tiere besichtigen zu kommen, andererseits auch wegen der Ausnahmesituation generell.

Corona-Maßnahmen „Guter Zeitpunkt zur Eingewöhnung“

ZackZack hat mit einer frischen Hundebesitzerin gesprochen. Sie hat ihren Golden Retriever erst letzte Woche von einer Hundebesitzerin abgeholt, die festgestellt hatte, dass sie sich nicht ausreichend um das Tier kümmern kann und nach einem neuen Frauchen gesucht hatte. Sabine (Name von der Redaktion geändert) sagt gegenüber ZackZack:

„Natürlich muss man sich das gut überlegen. Wir sind gerade in einer Ausnahmesituation, und wenn der Normalzustand wieder einkehrt, dann muss das mit dem Hund auch weiterhin gut passen. Dem Tier soll es ja gut gehen.“

Sie habe sich bereits seit längerem einen Hund anschaffen wollen. Derzeit sei sie im Homeoffice, daher sei es ein guter Zeitpunkt für die Eingewöhnung eines neuen Hundes im Haushalt. Sabine ist allerdings sicher, dass ihr normaler Alltag auch hundetauglich sein wird:

„Ich kann ihn dann regelmäßig mit ins Büro nehmen, das ist überhaupt kein Problem. Auch die Kinder freuen sich total, er ist eine Bereicherung für die ganze Familie.“

Haustier aufnehmen „nicht so einfach“

Sabine kam zu ihrem neuen Haustier quasi auf privatem Wege über eine Anzeige. Über das Tierschutzheim sei das nicht so einfach, sagt Oliver Bayer vom Wiener Tierschutzverein: Einerseits ist mit der Aufnahme eines Tiers viel bürokratischer Aufwand verbunden, man müsse zum Tierarzt, Behörden etc. Das wäre angesichts der derzeitigen Situation unverantwortlich und gefährlich, auf Grund der Ansteckungsgefahr – nicht nur für die Tierliebhaber, auch für das Personal im Tierschutzheim:

„Das ist was, das können wir nicht machen, da würden wir gegen sämtliche Maßnahmen verstoßen. Das wäre auch für unser Personal gefährlich – und die Versorgung der Tiere muss gewährleistet bleiben.“

Diese Regelung sei wichtig – und für die meisten auch verständlich:

“Wenn man nicht ins Spital Angehörige besuchen darf, warum sollte dann der Besuch im Tierschutzheim, um sich ein Tier auszusuchen, möglich sein?”

Genug andere Möglichkeiten für Tierkontakt

Angesichts der für viele schwierigen Lage ist auch unter den Tierliebhabern ein massiver Anstieg an Solidarität spürbar, bestätigt auch Oliver Bayer gegenüber ZackZack. So gäbe es zahlreiche Gruppen auf Social Media, in welchen Tierbesitzer oder Tierfreunde ihre Dienste für die Tiere anbieten, sollte das Frauchen oder Herrchen in Quarantäne sein oder einer Risikogruppe angehören. Der Wiener Tierschutzverein verweist auf seiner Homepage auf einige dieser Gruppen. Wer also gerade viel Zeit hat und diese gerne mit Vierbeinern verbringen möchte, könnte dort, wo es gerade dringend gebraucht wird, unterstützen.

Diese Facebook-Gruppe vernetzt Helferleins mit Hundebesitzern in Wien.

(lb)

Titelbild: APA Picturedesk

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