Dienstag, April 23, 2024

Eskalation des Gesundheitssystems in der Türkei

Nachdem die türkische Regierung der Bevölkerung versichert, alles unter Kontrolle zu haben, berichten Ärzte von enormen Versäumnissen. Geht es hier um einen Vertuschungsversuch oder versucht die Regierung Panik zu vermeiden?

Wien, 01. April 2020 / Nach außen wirkt der Kampf gegen das Coronavirus sehr erst, auch in der Türkei. Doch türkische Ärzte sind anderer Ansicht und schlagen nun Alarm.

Bereits überfordertes Gesundheitssystem

Die “Deutsche Welle” sprach mit Ärzten in türkischen Krankenhäusern, die anonym bleiben wollten. Diese berichten von enormen Versäumnissen der Regierung im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus. Es gebe bereits eine sehr hohe Zahl an Infizierten. Diese wachse so rasant, dass das Gesundheitssystem die Situation nicht mehr bewerkstelligen könne. Die Johns Hopkins Universität berichtet bereits von über 13.500 nachvollziehbar Infizierten.

Kaum Testungen

Die Zahl der Infizierten könnte jedoch viel großer sein, da es kaum Tests gibt. Obwohl der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca versichert, ausreichend Tests durchzuführen, kritisieren die interviewten Ärzte, dass zu wenig getestet würde.

“90 Prozent unserer Patienten unterziehen sich derzeit einer Corona-spezifischen Therapie, aber bei keinem der Patienten wurde zuvor Covid-19 diagnostiziert, da kaum Tests durchgeführt werden“,

sagt einer der Ärzte. Selbst bei typischen Symptomen, werden kaum Tests durchgeführt.

Ein weiterer Kritikpunkt der Ärzte sind die mäßig eingehaltenen Quarantäne-Maßnahmen. Personen mit Verdacht auf Covid-19 werden von anderen Patienten isoliert, aber Angehörige der Patienten würden nach wie vor in den Stationen ein- und aus gehen, berichtet ein  Krankenhausangestellter.

Kritische Situation von Ärzten und Gesundheitspersonal

Der türkischen Öffentlichkeit sei zudem weitgehend unbekannt, wie viele Ärzte und wie viel Gesundheitspersonal auf der Intensivstation zur Verfügung stehen und wie hoch die Anzahl derjenigen ist, die künstlich beatmet werden, berichtet ein Chirurg. Er hat große Sorgen, dass die Ärzte die hohe Anzahl an Patienten nicht mehr bewältigen können, nachdem sämtliche Intensivbetten bereits jetzt belegt wären.

Bevölkerung scheint Lage nicht erst zu nehmen

Viele würden aber auch das Virus an sich nicht erstnehmen sowie die Appelle der Regierung und des Staatspräsidenten, zuhause zu bleiben. Es wird davon berichtet, dass auch ältere Menschen trotz Ausgangssperre das Haus verlassen oder noch Hochzeiten gefeiert werden. Da 80% der Infizierten keine ernsten Symptome entwickeln würden, liegt die Gefahr in der heimlichen Infektiosität, meint einer der Ärzte. Er warnt:

„Isolation sei das einzige Mittel zur Verlangsamung – sonst kann niemand den Ansturm bewältigen. Niemand!”

(red)

Titelbild: APA Picturedesk

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