Dienstag, April 23, 2024

„Mein Wien ist ned deppat, die Schließung der Bundesgärten schon“ – Kommentar

Kommentar

Im Schatten der Corona-Zeit wartet auf uns im Herbst die Wien-Wahl. Die ÖVP nützt die Schließung der Bundesgärten als Wahlkampf und Wien-Bashing. Auf Kosten derer, die in dieser Zeit hart arbeiten und mit Hund, Kind und Kegel auf 40 Quadratmeter leben.

Wien, 01. April 2020 / Die momentane Bundesgartenschließung ist mehr als nur fragwürdig. Wieso sind die größten Grünflächen Wiens geschlossen, während andere Parks, auch der Türkenschanz-Park, geöffnet sind? Statt, dass man die großflächigen Bundesgärten öffnet, müssen die Bewohner des dicht besiedelten Wiens in den kleineren Parks ihren Durst nach ein bisschen Grünfläche stillen.

„Die Gefahr lauert draußen“ kündigte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger gestern groß an. Der logische Schritt wäre also eigentlich: Entweder man sperrt alle Parks und Gärten zu, oder man lässt alle offen. Ja wir müssen uns an den Mindestabstand und Social Distancing halten, aber die Gefahr an Covid-19 zu erkranken, ist im Schönbrunner Schlosspark nicht höher als im Auer-Welsbach-Park.

Diese Flächen sperrte die ÖVP-Regierung zu. Grafik ZackZack.

Es trifft die, die hart arbeiten

Das trifft natürlich nicht den klassischen ÖVP-Wähler: Einfamilienhaus, Stadtrand, nahe bei der Natur. Das trifft die Leute, die 12 Stunden im Krankenhaus arbeiten und sich Sorge um ihre eigene Gesundheit machen, weil sie tagtäglich mit Covid-Patienten zu tun haben. Das trifft die, die sich den ganzen Tag an der Supermarkt-Kasse ein „Zweite Kassa, bitte“ entgegenplärren lassen müssen – und dafür nicht einmal ein angemessenes Gehalt bekommen, nur um sich dann in einer 40-Quadratmeter-Wohnung für den Rest des Tages die Decke auf den Kopf fallen zu lassen. Statt, dass die hart arbeitenden Menschen am Wochenende ein bisschen grün genießen können, müssen sie sich die Wohnung mit Kind und Kegel von innen anschauen.

Die Bundesregierung betreibt hier billigen Wahlkampf auf Kosten derer, die gerade unser System am Laufen halten. Auch schiebt man den Wienern wieder den „schwarzen Peter“ zu. Laut Köstinger würden sich die Wiener nicht an die Maßnahmen halten. Die Polizei Wien verkündete eben erst am Montag, dass der Großteil der Wiener sich an den Mindestabstand hält und das wohlgemerkt momentan auf weniger Fläche, als wir eigentlich hätten. Wieso soll es dann in Bundesgärten nicht funktionieren? Auf die Anzahl der Einwohner gemessen, war Wien nicht einmal das Bundesland mit den meisten Anzeigen. Die türkise ÖVP nützt die Krise für Wien-Bashing. Die lebenswerteste Stadt der Welt wird seit Jahren von der ÖVP als faules, sich nicht an Regel haltendes, rotes Nest angepatzt. Ich sage: “Mein Wien ist ned deppat, die Schließung der Bundesgärten schon”.

Benedikt Faast

Titelbild: APA Picturedesk

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Benedikt Faast
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Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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