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AUA-Hilfen: Deutsche Lufthansa will österreichisches Steuergeld

Während der Lufthansa-Konzern seine Tochter Germanwings schließt, sucht mit Austrian Airlines eine andere Tochter um Staatshilfe aus Österreich an. Pikant: Die Republik Österreich hatte vor mehr als zehn Jahren die AUA-Anteile zum Spottpreis an den deutschen Konzern verkauft und ein Großteil der Schulden übernommen.

Frankfurt/Schwechat, 08. April 2020 | Wegen der Corona-Krise greift der deutsche Airline-Riese Lufthansa offenbar zu drastischen Maßnahmen: Der Luftfahrtkonzern schließt sein Tochterunternehmen Germanwings und schrumpft die Flotte um mehr als 40 Flugzeuge.

Update: Wie der ORF berichtet, sind die dementierten 500 Millionen Euro angedachter Hilfe sogar noch zu niedrig. Die AUA verhandelt demnach um Hilfen in Höhe von 800 Millionen Euro allein für das laufende Jahr.

AUA will Staatsgelder aus Österreich, halbe Milliarde dementiert

Die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) spricht derweil mit der österreichischen Bundesregierung über Staatshilfen, wurde zugleich bekannt. Dass es im Falle der AUA um eine halbe Milliarde Staatshilfen oder mehr gehen soll, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Nachmittag berichtete, dementierte ein AUA-Sprecher gegenüber der APA. Man sei erst am Anfang der Gespräche. Doch jetzt stehen die vom ORF genannten 800 Millionen im Raum.

Die AUA geht davon aus, dass sie für den Sommer 2020 eine Nachfrage von nur 25 bis 50 Prozent im Vergleich zu 2019 haben wird.

Heftige Debatten bei Verkauf vor zehn Jahren

Das Ansuchen um österreichische Staatshilfen und damit Steuergelder ist pikant. Österreichs einstiges Prestigeunternehmen war vor mehr als einem Jahrzehnt an den deutschen Lufthansa-Konzern verkauft worden. Faktisch würde die Lufthansa damit von österreichischem Steuergeld profitieren.

Damals wurden die ÖIAG-Anteile (aus der ÖIAG ging die ÖBIB und schließlich 2019 die ÖBAG hervor, Red.) in Höhe von knapp 42 Prozent zu einem Spottpreis verscherbelt, weshalb die damalige AUA-Führung und die Republik heftig kritisiert wurden. In den Nullerjahren hatte das Unternehmen einen aufgerechneten Verlust von weit mehr als einer Milliarde Euro angehäuft, was die AUA zunehmend zur Belastung für den Staat machte. Die Staatsholding übernahm bei dem damals umstrittenen Deal üppige 500 Millionen Euro Schulden, während im Gegenzug die AUA zu einem symbolischen Verkaufspreis von kolportierten knapp 300.000 Euro in den Lufthansa-Konzern wanderte.

Seitdem kommt die rot-weiß-rote Airline nicht so recht auf die Beine: schon 2012 hieß es vonseiten der Lufthansa, dass man die ständigen Verluste nicht dauerhaft hinnehmen werde. Die Sanierungsgeschichte der AUA geht also jetzt in die nächste Runde.

Sparprogramme verschärft

Bei den Tochterfirmen Austrian Airlines und Brussels Airlines würden die bereits begonnenen Restrukturierungsprogramme “nochmals verschärft”, kündigte Lufthansa an. Beide Gesellschaften arbeiteten unter anderem an der Reduzierung ihrer Flotten.

Für alle betroffenen Mitarbeiter gelte weiter das Ziel, möglichst vielen eine Weiterbeschäftigung innerhalb der Lufthansa Group zu bieten, teilte der Konzern mit. Dafür sollten mit den Sozialpartnern zügig Gespräche vereinbart werden. Die Lufthansa hatte bereits vergangene Woche Zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt – darunter die rund 7.000 bei der österreichischen AUA.

Warum die im deutschen Lufthansa-Konzern befindliche AUA nun in Österreich um Staatshilfen ansucht, ist auch aus anderer Perspektive brisant. Mehreren Luftfahrtportalen zufolge könnte der AUA zudem die Aufsicht durch die österreichischen Luftfahrtbehörden entzogen werden, denn seitens Lufthansa heißt es: „Wir prüfen eine Unterstellung unserer Fluggesellschaften unter die Aufsicht der EASA (EU-Agentur für Flugsicherheit, Red.)“. Der Austro Control könnten mit diesem Schritt wichtige Einnahmen entfallen.

(wb/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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