Freitag, März 29, 2024

Riesenlücken in SORA-Studie – Wichtigste Infos fehlen

Wichtigste Infos fehlen

Das SORA-Institut führte im Auftrag der Regierung eine Studie zur Covid-19-Dunkelziffer durch. Vieles rund um die Studie bleibt im Dunkeln, fest steht: Wichtige Informationen fehlen.

Wien, 10. April 2020 | Schon lange ist klar: Die offiziellen Infektionszahlen sagen nichts darüber aus, wie viele Menschen in Österreich sich bisher mit dem Coronavirus angesteckt haben. Das liegt daran, dass nur bei sehr wenigen Verdachtsfällen überhaupt Tests durchgeführt werden. Die Zahlen zu Ansteckungen, Erkrankungen und Toten stehen daher auf sehr wackligen Beinen. Damit sind auch viele gesundheitspolitische Maßnahmen der Regierung Schüsse ins Blaue.

Riesige Schwankungsbreite

Schon lange fordern daher Experten wie Oppositionspolitiker Stichprobentests. Das SORA-Institut hat im Auftrag der Regierung bei 1.544 repräsentativ ausgewählten Personen Tests durchführen lassen. Die Ergebnisse wurden heute von Bildungsminister Heinz Fassmann veröffentlicht: 0,32 Prozent der Getesteten waren infiziert. Was das für die Gesamtbevölkerung bedeutet, weiß SORA nicht genau: Zwischen ca. 10.000 und 67.000 Personen könnten demnach infiziert sein. Die Wahrheit dürfte irgendwo in der Mitte liegen, SORA hält rund 28.000 Infizierte für wahrscheinlich.

Keine Antikörpertests

Doch die SORA-Studie hat noch ein weiteres Problem: Sie nutzt ausschließlich sogenannte PCR-Tests. Mithilfe dieser Tests kann die Virusbelastung im Körper nachgewiesen werden. Und genau da liegt der Hund begraben. Wer sich in der Vergangenheit angesteckt, das Virus aber bereits überstanden hat, wird durch diesen Test nicht erfasst. Dazu müsste man ergänzend Antikörpertests durchführen (die sogar wesentlich simpler sind als die PCR-Tests). Genau so haben es deutsche Tester gemacht, die im Landkreis Heinsberg im Westen Deutschlands eine repräsentative Studie durchgeführt haben. Die deutschen Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass bereits 15 Prozent der Bevölkerung das Virus überstanden haben.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hatte wiederholt auf die Bedeutung von Antikörpertests hingewiesen. Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte flächendeckende Tests bereits Ende März in Aussicht gestellt, geschehen ist seitdem aber nichts. Gesundheitsminister Rudi Anschober kündigte am Dienstag im ORF-Report erneut “flächendeckende Antikörpertests” ab Mitte April an, relativierte aber gleich: “Wir werden erst in die Ausrollung gehen, wenn wir gesicherte Aussagen von diesen Testungen haben.”

Harald Walser: Rohdaten zur Verfügung stellen!

Aussagen über die sogenannte Durchseuchung der Bevölkerung kann die österreichische Bundesregierung wegen der fehlenden Antikörpertests nicht treffen. Sie weiß also nach der SORA-Studie nicht viel mehr als zuvor. Die entscheidende Frage: “Wer hatte das Virus schon und ist daher immun?”, wurde gar nicht gestellt.

Die Datengrundlage der Studie wird der Öffentlichkeit übrigens nicht zur Verfügung gestellt. Genau dazu fordert der Vorarlberger Grün-Politiker Harald Walser per Facebook seinen Parteifreund Rudi Anschober auf: “Ich würde mir wünschen, dass das Sora-Institut die Rohdaten dieser Studie allen Forscher*innen zugänglich macht. Wo wurde getestet, wo nicht? Wie schaut es in den Bundesländern aus, in den Bezirken, in größeren Gemeinden? Und zur zentralen Frage sagt die Studie leider gar nichts: Wie hoch ist der Grad der Durchseuchung der Bevölkerung?”

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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