Samstag, April 13, 2024

Was helfen 500 Euro? – tausende EPU stehen im Regen

Tausende EPU stehen im Regen

Peter Dubovsky ist Messebauer aus Leidenschaft. Seit 40 Jahren plant, gestaltet und baut er sehr erfolgreich für Unternehmen bei nationalen und internationalen Messen die so wichtigen Branchen-Treffpunkte. Die Coronakrise hat ihn schwer getroffen. Von der Regierung fühlt er sich allein gelassen.

Wien, 14. April 2020 | „Messen sind wie Probefahrten für Autohäuser: Reinsetzen, riechen, fühlen – und man hat sogar die Möglichkeit dem Verkäufer allerhand Fragen zu stellen“, bringt Dubovsky die Seele seines Berufs, der für ihn fast Berufung ist, auf den Punkt.

„Was mir jetzt, nachdem mir das Arbeiten verunmöglicht wurde, am meisten fehlt, ist die Montage der Stände, die manuelle Arbeit, das „In-Bewegung-Sein“. Es fehlt mir so, dass ich manchmal in den Garten gehe und Laub gegen den Wind reche – es ist genauso sinnlos wie das untätige Herumsitzen, aber ich bin wenigstens in Bewegung.“

Keine Hilfe von der Regierung

Die Untätigkeit ist das eine, das Dubovsky zu schaffen macht. Das andere sind die „Hilfsmaßnahmen“, die ihm nicht helfen. „Messebau ist eine sehr kostenintensive Sache. Für alle: Die Aussteller, die Messebauer selbst und alle Zulieferer. Messebau ist vor allem Vertrauenssache, es muss alles fertig sein und funktionieren, wenn die Messe los geht; man muss sich auf alle verlassen können.“

Die Liste der Zulieferer, die ebenso wie Dubovsky und alle Messebauer indirekt, aber zu 100% vom Veranstaltungsverbot betroffen sind, ist lang. Durch die Besonderheit des
Messebaus sind es Spezialisten: Grafiker, die auf Großformate spezialisiert sind, genauso wie Druckereien, die diese Formate überhaupt drucken können. Bodenleger, die ihre Lager mit
Einwegbahnenware im Wert von vielen zig-tausend Euro gefüllt haben, genauso wie Transportunternehmen, die die Ausstellungsstücke liefern, Caterer und der gesamte Bereich
der Möbelverleiher – und sehr viele mehr.

Kredite – wer soll die zurückzahlen?

Das Problem bei allen sind das gebundene Kapital in den Lagerbeständen und die sehr hohen Fixkosten wie LKW, Mieten von großen Lagerräumen an idealen, verkehrsgünstigen
Standorten, und vieles mehr, die nicht zu verhindern sind. Dubovsky wird bei diesem Thema sehr nachdenklich: „Selbst wenn jetzt alles Mögliche gestundet wird, hilft das nicht wirklich.
Das ist ja nur aufgeschoben. Wenn das Geschäft läuft, ist es kein Problem, das alles übers Jahr zu planen, obwohl wir in der Branche starke saisonale Schwankungen und Umsatzspitzen zu den Messe-Saisonen haben. Ich kann als Dienstleister nichts einholen. Es nützt nichts, einen vom Staat besicherten Kredit aufzunehmen, ich muss ihn ja irgendwann zurückzahlen. Was helfen mir also diese 500 € oder 1.000 € des Härtefall-Fonds? Es helfen mir ja nicht einmal die in Aussicht gestellten drei Mal 2.000 € weiter. Die Fixkosten rückwirkend, irgendwann 2021, zu einem Teil erstattet zu bekommen, wird ohne Kredit nicht funktionieren. Ich hoffe, dass meine Kunden diese Krise gut überstehen, doch Messen und Ausstellungen werden nicht das vorrangige Thema nach der Krise sein. Denn meine Kunden hoffen auch, dass es ihre Kunden irgendwie durch die Krise schaffen. Wir Messebauer waren
eine der ersten, die von der Krise zu 100% getroffen wurden und wir werden zu den letzten gehören, die „danach“ wieder arbeiten können.“

Selbstversorgung aus dem Garten

Privat würden er und seine Frau mit 500 € oder 1.000 € über die Runden kommen. Allerdings monatlich und nicht einmalig. Dubovsky ist sich bewusst, dass er in dieser Hinsicht nicht
repräsentativ ist. Er und seine Frau leben im Waldviertel in einem alten Haus, das sie liebevoll über Jahre restauriert und renoviert haben. Sie haben auch genug Platz im Garten, um sich wenigsten zum Teil selbst versorgen zu können – und sie sind schuldenfrei.

„Wir werden unsere Motorräder verkaufen, um privat etwas mehr Luft zu haben. Wir und unsere Biker-Freunde haben uns entschieden, jetzt ohnehin nicht zu fahren. Wir wollen nicht
riskieren, einen Unfall zu haben und jemandem ein Akut-Bett wegzunehmen, der es dringend braucht.“

Sonja Lauterbach

Titelbild: APA Picturedesk

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