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Rot-Kreuz-Kampagne von Kurz-Kanzlermacher entwickelt – Danach Regierung “Nutzungsrechte überlassen”

Danach Regierung “Nutzungsrechte überlassen”

Die Rot-Kreuz-Kampagne „Schau auf dich, schau auf mich“ wurde von der Regierung massiv verbreitet. Konzipiert wurde die Kampagne allerdings von der Agentur des Kurz-Intimus Philipp Maderthaner. Die Kosten der Covid-Kampagne kennt die Öffentlichkeit nicht.

Wien, 15. April 2020 | Phillip Maderthaner gilt als der Marketingguru hinter der Marke Sebastian Kurz. Die Farbe Türkis, das „Design“ der Marke Neue Volkspartei, all das kommt aus seinem Büro. Was noch aus seinem „Campaigning Bureau“ kommt: Die aktuelle „Schau auf dich, schau auf mich“-Kampagne des Roten Kreuzes.

15 Millionen für Kampagne?

Diese Kampagne stammt damit aus dem türkisen Kampagnenbüro schlechthin. Doch damit nicht genug. Laut Lukas Holter, der für Maderthaner die Rot-Kreuz-Kampagne entwickelte, stellte das Rote Kreuz die Kampagne sofort der Regierung zur Verfügung. Auch Rot-Kreuz-Sprecher Foitik bestätigte das heute: „Wir haben der Bundesregierung Nutzungsrechte daran überlassen und kreieren und produzieren Inhalte.“

Die Inserate kosteten der Regierung bisher rund 15 Millionen Euro, heißt es aus SPÖ-Kreisen. Der Großteil ging wohl an die regierungstreue Mainstreampresse. Vergeben wurde das wohl von Kurz-Medienaufpasser Gerald Fleischmann, der die Stabstelle Medien im Kanzleramt leitet. Wie genau die Gelder verteilt wurden, ist aber unbekannt. Transparenz ist nicht zu erkennen. Mittlerweile weiß man vom Roten Kreuz: Bisher seien rund 350.000 Euro an die Werbeagenturen geflossen.

NEOS empört

Man weiß nicht, wie viel Maderthaners Agentur bekommen hat oder wie viel verschiedene Zeitungen für die Inserate kassierten. Es scheint auch nicht so, als hätte es Ausschreibungen gegeben. Wer zahlte Maderthaners Büro und mit welchem Geld?

Die NEOS bereiten nun eine Anfrage an das Kanzleramt vor, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Für Henrike Brandstötter, Mediensprecherin der NEOS im Nationalrat, ist das dringend notwendig:

Rotes Kreuz verteidigt sich, lässt ZackZack-Anfrage aber unbeantwortet

Der Kommunikationschef des Roten Kreuzes, Gerry Foitik, wehrt sich gegen die Kritik, dass ein ÖVP-nahes Büro tätig war. Laut seiner Verteidigung auf Twitter war Maderthaners Büro nicht die einzige Agentur, die an der Kampagne beteiligt war. Auch ein Büro, das für Van der Bellen im Präsidentenwahlkampf arbeiteten, beteiligt. Foitik nannte bisher allerdings keine anderen Agenturen. Eine ZackZack-Anfrage genau zu diesem Thema, blieb aber bisher noch unbeantwortet. Via Twitter und Oe1 sagt er:

„Wir haben im Krisenstab vereinbart, diese Kampagne der Regierung zu präsentieren. Den Vertreter_innen der Bundesregierung hat die Kampagne gefallen und sie haben entschieden, die Kampagne zu unterstützen, damit größer und wirkungsvoller zu machen. Wer putzt denn die Gänge bei uns im Roten Kreuz? Das haben wir auch nicht transparent gemacht.”

Dass Sebastian Kurz die Kampagne aus dem Büro von seinem Intimus Maderthaner gefallen hat, überrascht nicht.

Maderthaner schon 2016 für Rotes Kreuz aktiv

Die „Schau auf dich“-Kampagne ist nicht die erste Rot-Kreuz-Kampagne, die vom ÖVP-Kampagnenbüro konzipiert wurde: Auch die „Aus Liebe zum Menschen“-Kampagne aus dem Jahr 2016 stammt aus dem Büro von Maderthaner. Ganz grundsätzlich scheint das Rote Kreuz aufs Engste mit der ÖVP verstrickt zu sein. Der Präsident, Gerald Schöpfer, ist ein ehemaliger ÖVP-Politiker.

Zuletzt war Maderthaner in die Schlagzeilen gekommen, als bekannt wurde, dass er im Zuge des Wahlkampfs 2017 Kontakt mit der umstrittenen, politischen Big Data-Firma Cambridge Analytica aufnahm. Er bestritt daraufhin, jegliche Dienste in Anspruch genommen zu haben. Daten sammeln und nutzen ist allerdings zentraler Bestandteil der Arbeit von Maderthaner. Durch die Kooperation mit dem Roten Kreuz stellt sich auch die Frage, ob Maderthaner und sein Büro Zugriff auf die Datenbanken der Blaulichtorganisation bekam.

Screenshot: https://www.campaigning-bureau.com/

Der Webauftritt des “Campaigning Bureau” ist dem Design der Neuen Volkspartei teilweise zum Verwechseln ähnlich. Nicht überraschend, immerhin ist das Design und Marketing der türkisen Volkspartei in diesem Büro mitentwickelt worden. In einem Interview vor wenigen Wochen, klingt ein Angesteller des “Campaigning Bureau” ohnehin wie ein Regierungssprecher:

Die Kampagnen- und Werbeoffensive der Regierung wird in den nächsten Wochen und Monaten aufzuklären sein.

(ot)

 

Titelbild: APA Picturedesk

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