Donnerstag, März 28, 2024

Kulturschock: Lunacek – “Bitte lassen Sie die Profis ran”

“Lassen Sie endlich die Profis ran”

Die Kulturbranche ist von den Corona-Maßnahmen schwer getroffen. Die Pressekonferenz am vergangenen Freitag von Kulturminister Werner Kogler und Staatssekretärin Ulrike Lunacek sorgte für mehr Verwirrung als Lösung. Eine Pressekonferenz “zum Fremdschämen” für hochrangige Kunstvertreter. Im gestrigen ORF-„kulturMontag“ gipfelte der kulturelle Frust in den Worten “Bitte Frau Lunacek, lassen Sie die Profis ran”.

Wien, 21. April 2020 |Die Kulturszene in Österreich ist durch das Coronavirus zum Erliegen gekommen. Die Maßnahmen der Bundesregierung, die am Freitag von Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Lunacek vorgestellt wurden, sorgten für Verwirrung bei den Kunstschaffenden.

Liebes- und Kampfszenen sind im Theater „schwierig vorstellbar“. 20 Quadratmeter Freifläche sollen pro Gast eingerechnet werden. Für Theater und Kinobetreiber eine unmögliche Forderung. Die 147 Kinos werden somit geschlossen bleiben müssen, obwohl sie theoretisch öffnen dürften. Dies sei betriebswirtschaftlich völlig undenkbar, so der Kinoverband. Auch die Bundesmuseen werden bis 1. Juli weiterhin geschlossen bleiben.

Kulturszene “im Stich gelassen”

In der gestrigen ORF-Sendung „kulturMontag“ kam es dann zur Konfrontation zwischen Lunacek und Theater in der Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger, sowie Christoph Klingler, Chef-Sprecher der IG Österreichische Veranstaltungswirtschaft und Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin der IG Kultur. Lunacek gab bereits anfangs zu, sie habe verstanden, dass die Pressekonferenz für Verwirrung sorgte.

Kollektive Meinung der Gäste: Man fühle sich von der Politik im Stich gelassen. Es wurde beklagt, dass Lunacek sich im Vorfeld nicht bei hochrangigen Kulturvertretern gemeldet habe.

Föttinger ging sogar soweit, dass er vor laufender Kamera die Staatssekretärin um ihre Telefonnummer fragen musste, um ein Gespräch zu bekommen. Föttinger äußerte zudem den Wunsch, endlich einen runden Tisch mit Virologen und Politikern zu machen, um gemeinsame Lösungen für die Kulturbranche zu finden.

Pressekonferenz war “zum Fremdschämen”

Ähnlich kritisch sieht es Klingler: fünf Wochen habe man von den verantwortlichen Politikern nicht wirklich etwas gehört betreffend Maßnahmen im Kulturbereich. Nun folgte für Klingler eine Pressekonferenz „zum Fremdschämen“.

Hinsichtlich möglicher Maßnahmen verwies er auf andere Länder, die bereits vielversprechende Lösungen hätten, etwa im Ticketverkauf. So sollen gekaufte Tickets von abgesagten Veranstaltungen als eineinhalb-jähriger Gutschein für eine andere Veranstaltung gelten. Auf diesem Wege könne eine Möglichkeit für die Sicherstellung der Liquidität von Veranstaltern gefunden werden. Der Vorschlag liege dem Ministerium laut Klingler seit Wochen vor.

“Bitte Frau Lunacek, lassen Sie die Profis ran!”

Mit Lunacek ging Klingler hart ins Gericht.

„Bitte Frau Lunacek, lassen Sie endlich die Profis ran“,

so Klingler. In einer Krise hole man jemanden, der das kann. Von Kollegen höre er nur, es habe keiner mit Ihnen gesprochen. Der Ticketverkauf ist laut Branchenkennern um 98-99 Prozent zurückgegangen.

Klingler forderte auch einen runden Tisch mit der grünen Staatssekretärin, Lunacek hielt das für eine gute Idee. Angesprochen auf die „realitätsfernen Maßnahmen“ und mit wem sie diese denn ausgemacht habe, erwiderte Lunacek, sie habe mit vielen in der Theaterszene gesprochen, das wäre jedoch nicht mit allen gelungen.

Auch betreffend Härtefallfond setzte es Kritik von Yvonne Gimpel, die mehrwöchige Bearbeitung der Fälle dauere viel zu lange. Bis jetzt sind ungefähr ein Drittel aller Anträge aus der ersten Härtefallfonds-Phase ausbezahlt. Im Durchschnitt erhielten die Künstler rund 700 Euro. Die zweite Phase begann am gestrigen Freitag.

Der Schaden für die Kulturszene durch die Corona-Krise ist enorm. Für Föttinger stehe der Kunst-Tod bevor – würden die Einnahmen über mehrere Monate weiterhin ausbleiben. An Lunacek richtete er aus, sie solle sofort zum Finanzminister gehen. Diese erwiderte, sie sei in ständigem Kontakt mit dem Minister.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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