Freitag, März 29, 2024

Folter und Massenhinrichtungen in syrischen Gefängnissen

In Koblenz hat der weltweit erste Prozess gegen zwei mutmaßliche Handlanger des syrischen Diktators Bashar al-Assad begonnen. Es geht um Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Gefängnis Al-Khatib in der syrischen Hauptstadt Damaskus.

Wien 23.April 2020 | Nach Berichten von Opfern und Menschenrechtsorganisationen sind Folter und Massenhinrichtungen in syrischen Militärgefängnissen an der Tagesordnung.

Hauptangeklagter war Leiter der Ermittlungsabteilung

Der Hauptangeklagte Anwar R. in dem Koblenzer Prozess soll Leiter der Ermittlungsabteilung beim Allgemeinen Geheimdienst im Gefängnis Al-Khatib gewesen sein. Laut der Anklage wurden dort mindestens 4.000 Menschen bei Verhören gefoltert, unter anderem durch Elektroschocks, Peitschenhiebe und Prügeln mit Kabeln. R. werden zudem Mord in 58 Fällen sowie Vergewaltigung und schwere sexuelle Nötigung zur Last gelegt.

Insassen tagelang wachgehalten

Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International gehörte zu den Foltermethoden in Al-Khatib auch, dass Insassen tagelang wachgehalten oder mit den Handgelenken an der Decke aufgehängt wurden, so dass sie gerade noch mit den Zehenspitzen den Boden berühren konnten.

Al-Khatib-Gefängnis kein Einzelfall

Das auch als “Einheit 251” bekannte Al-Khatib-Gefängnis in der syrischen Hauptstadt ist laut Amnesty kein Einzelfall. Bereits 2016 hatte die Organisation in einem erschütternden Bericht eine “Politik der Vernichtung” der syrischen Regierung gegen die eigene Bevölkerung dokumentiert. Im berüchtigten Gefängnis Saidnaja nördlich von Damaskus wurden demnach zwischen 2011 und 2015 zwischen 5.000 und 13.000 Menschen von regierungstreuen Kräften gehängt. Folterungen, gezieltes Aushungern und willkürliche Hinrichtungen waren demnach an der Tagesordnung, die meisten Opfer laut Amnesty Zivilisten.

“Folter-Fabrik”

Ein Bericht über das Gefängnis Saidnaja – immer wieder auch als “Folter-Fabrik” beschrieben – wirft einen Blick in den Abgrund menschlicher Grausamkeit. Mindestens einmal pro Woche sei eine Gruppe von bis zu 50 Gefangenen

“mitten in der Nacht und in aller Heimlichkeit”

aus ihren Zellen geholt, misshandelt und gehängt worden, heißt es in dem Bericht. Den Opfern waren bis zum Schluss die Augen verbunden – bis ihnen

“die Schlinge um den Hals gelegt wurde”.

Ein ehemaliger Richter, der Zeuge der Hinrichtungen wurde, sagte aus, die Betroffenen hätten oft zehn bis 15 Minuten lebend am Strang gehangen.

“Die Jüngeren waren zu leicht, als dass ihr eigenes Gewicht sie töten würde. Wärter haben dann an ihnen gezerrt, um ihr Genick zu brechen.”

Stranfanzeige bereits 2017

2017 erstatteten frühere Gefangene beim deutschen Generalbundesanwalt Strafanzeige gegen mehrere ranghohe syrische Armeeangehörige, darunter gegen den Verteidigungsminister Fahd Jasim al-Furaji. Dabei geht es um Folter im Militärgefängnis Saidnaja und weiteren militärischen Einrichtungen.

(apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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