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Corona-Award für Vietnam – 0 Tote, nur 260 Fälle

0 Tote, nur 260 Fälle

“Wir sind bestens vorbereitet”, hieß es in Europa im Februar. Was mit COVID-19 geschehen kann, wenn man handelt statt redet, sieht man in Vietnam. Dort schloss man die Schulen schon vor dem ersten Fall und setzte Maßnahmen nach wenigen Fällen. Ergebnis: Null Tote, nur 270 Erkrankte.

Wien/Hanoi, 26. April 2020 | Rund um die Corona-Pandemie geriet Vietnam schnell aus den Schlagzeilen. Dabei war das Land in Südostasien das erste Land außerhalb Chinas, das auf Quarantäne und Lockdown setzte.

Erstes Land außerhalb Chinas mit Quarantänemaßnahmen

Als in Vietnam die ersten 10 COVID-19-Fälle bekannt wurden, stellte man eine Region mit 10.000 Menschen unverzüglich unter Quarantäne. Das war am 13. Februar, mehr als 2 Monate später scheint Vietnam der Corona-Gewinner. Auch wenn die Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind, aktuell hält Vietnam bei 268 Corona-Infizierten. Kein einziger Kranker ist an der neuartigen Lungenkrankheit gestorben. Vietnam hat offenbar das geschafft, woran Europa kläglich scheiterte. Aber wie?

Im Gegensatz zu Regierungen in Europa, die kollektiv den Ausbruch verschlafen haben, reagierte Vietnam umgehend. Anfang Februar, als die österreichische Regierung noch das Mantra „Wir sind bestens vorbereitet“ gesungen hatte, wurden in Vietnam die ersten betroffenen Dörfer abgeriegelt.

Angst vor Kollaps

Die vietnamesische Führung hatte Angst vor dem Kollaps: Man erklärte schon Anfang Februar, dass sich das Land keine Epidemie erlauben könne. Nguyen Thanh Phong, der Bürgermeister der Acht-Millionen-Einwohner-Metropole Ho Chi Minh-Stadt erklärte damals:

„Es gibt nur 900 Betten zur intensivmedizinischen Betreuung in unserer Stadt, wir können eine Epidemie damit nicht behandeln.“

Statt auf “Flattening the Curve” setzte man in Vietnam darauf, es erst gar nicht zur Kurve kommen zu lassen. Schon bei 200 Fällen flachte sie ab. Man handelte schon, bevor das Virus wirklich im Land war.

Man wartete also nicht, bis sich die Krankheit im Land ausgebreitet hatte, sondern setzte schon nach den ersten Fällen strikte Maßnahmen. Diese kommen zweifellos äußerst autoritär daher, auch die Stigmatisierung der Erkrankten ist ein Problem.

Aber eines der ärmsten Länder der Welt hat den Industrienationen von USA, über Frankreich bis China und Österreich gezeig, wie man eine Infektionskrankheit im Keim erstickt. Anstatt einen Kollaps im System zu erleben, erlebt Vietnam eine Welle der Solidarität innerhalb der Bevölkerung.

Striktes Tracing

Auch China setzte Ausgangssperren, erst als es unvermeindlich wurde ein, die Krankenhäuser in Wuhan waren damals schon völlig überlastet. Stattdessen setzte Vietnam auf rigorose Quarantäne und lückenlose Ermittlung von Kontaktpersonen – vom ersten Fall an. Das betreibt man bis heute und zwar viel intensiver als in Europa. Hier erfasst man Erkrankte und direkte Kontaktpersonen. In Vietnam bekommen auch Zweit-, Dritt-, und Viertkontakte eine dreiwöchige Quarantäne verordnet.

Universitäten und Schulen sind seit Mitte Jänner geschlossen, damals gab es noch keinen Fall in Vietnam. Man denkt aktuell auch nicht über Lockerungen nach. Ebenso mussten Einreisende aus Risikogebieten schon seit Februar in Quarantäne, die Grenze zu China wurde schon im Jänner dichtgemacht.

Dann startete die Regierung eine große Kommunikationskampagne, inklusive Händewasch-Song und Kriegsrhetorik. Sie funktionierte offenbar, die Leute kümmerten sich um Hygiene und um „Social Distancing.“ Premierminister Phúc trommelte die Bevölkerung ein: “Jedes Unternehmen, jeder Bürger, jedes Viertel muss eine Festung sein, um die Epidemie aufzuhalten!”

 

Die Maßnahmen werden erst jetzt langsam gelockert. Aber der Premierminister Nguyễn Xuân Phúc warnt: “Viele Teile der Welt sind noch infiziert, das Risiko ist nicht vorbei.“ Aber auch darum kümmerte sich Vietnam. Im März verschenkte man Schutzmasken an Europa und die USA. Der Corona-Award geht wohl an Vietnam.

(ot)

 

Titelbild: APA Picturedesk

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