Tiroler Kinderschutzexpertinnen schlagen ob des Shutdowns wegen des Coronavirus in den vergangenen Wochen Alarm und sehen das Kindeswohl in Gefahr:

Wien, 27. April 2020 | Kinderschutzexpertinnen schlagen Alarm. Als Begründung führten sie an, dass es seit dem Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen kaum Anfragen im Kinderschutz gegeben habe.

Telefone stehen still

“Seit dem 16. März gab es im Kinderschutz kaum Anfragen”, erklärte Petra Sansone, Geschäftsführerin der Tiroler Kinder und Jugend GmbH am Montag. Es würden keine zusätzlichen hinzukommen. Dies sei “ungewöhnlich und mit Vergleichszahlen und Erfahrungen aus den Vorjahren nicht zu begründen”, so Sansone. “Das Telefon steht beinahe still, im vergangenen Monat verzeichneten wir lediglich zwei neue Anfragen. Das bereitet uns große Sorgen”, erklärte Sansone und nannte als Gründe etwa die De facto-Schließung von Schulen und Kindergärten sowie ausbleibende Besuche bei Kinderärzten.

Gleichzeitig seien aufgrund der Ausgangsbeschränkungen Familien in erster Linie unter sich und 24 Stunden auf teilweise engem Raum zusammen. Es könne sich kaum jemand “unbemerkt” an die Beratungsstelle wenden, ohne sich erklären zu müssen, so Sansone, die einforderte, dass es nun an der Zeit sei, nach dem notwendigen Fokus auf die physische Gesundheit der Menschen auf die psychische Gesundheit zu achten.

Anwältin Harasser warnt

“Kinderschutz steht und fällt mit Hinschauen und Handeln – hier sind sowohl die Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen, aber auch außenstehende Personen aufgerufen, Missstände aufzuzeigen und sich an die entsprechenden Stellen zu wenden”, appellierte indes die Tiroler Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser.

Sie ortete noch ein weiteres Problemfeld: “Auch die Gefahr von sexualisierter Gewalt steigt in Zeiten der Kontaktsperre. Die Täter können sich nämlich derzeit sicher sein: Das Kind kann und wird sich niemandem anvertrauen”. Das nahe Umfeld sei deshalb noch mehr gefordert und solle sich bei Verdacht an den Kinderschutz wenden.