Freitag, März 29, 2024

Das Ende der Fußballfans? Fan-Allianz sagt “Geldmaschine Fußball” den Kampf an

Fan-Allianz sagt “Geldmaschine Fußball” den Kampf an

Fußballfans aus ganz Österreich wenden sich per offenem Brief an Bundesliga und Öffentlichkeit. Sie sehen den Fußball am Ende einer Entwicklung angelangt, bei der der Fan überflüssig wird. “Der Fußball ist krank” schreiben sie, nur einen Tag, nachdem der Beckenbauer-Prozess zur Vergabe der WM 2006 in Deutschland eingestellt wurde.

Wien, 29. April 2020 | Die Fußball-Bundesliga will mit einer Geisterliga mit leeren Stadien ihren Meister ermitteln. Gegen das Konzept der Bundesliga, das aktuell mit der Politik überarbeitet wird, gehen die Fußballfans jetzt auf die Barrikaden.

Fan-Allianz sieht Geisterspiele als Höhepunkt einer “kranken Entwicklung”

In einem leidenschaftlichen Brief einer Fan-Allianz von Fans aus Altach über Hütteldorf, bis Klagenfurt oder Ried, diagnostizieren sie in der aktuellen Debatte rund um den Profifußball den vorläufigen Höhepunkt einer „kranken Entwicklung“. Die österreichischen Entscheidungsträger, die nun „nahezu selbstverständlich die Abhaltung von Geisterspielen ins Auge fassen“, seien beeinflusst von Kapitalinteressen der UEFA oder der TV-Firmen.

Der Fußball sei nur noch „eine Milliarden-Geldmaschinerie und eine Spielwiese einiger weniger Reicher“, schreiben die Fankurven in ihrem gemeinsamen Brief. Dass nun Geisterspiele als Ultima Ratio und alternativlos von Behörden und Verbänden kommuniziert werden, geht den Fans zu weit.

Der Fan, ein Störfaktor

Der Fan, in den letzten Jahren des Öfteren als störend wahrgenommen, da er bedrohlich für den reibungslosen Ablauf der milliardenschweren Fußballshow ist, soll nun laut Fan-Allianz offenbar endgültig vor den Fernseher gefesselt werden:

„Der Tribünenbesucher, der Fan, ist so nur noch Aufputz für die TV-Übertragungen. Die Emotionen sollen das Produkt maximal besser verkaufen, aber keinesfalls die Übertragung und die Show stören.“

Die Fan-Allianz zeigt eine Entwicklung auf, die sich in diesem Jahrhundert rapide beschleunigte. War der moderne Fußball zwar schon immer auch Spielwiese von Investoren und Reichen (abgesehen von einzelnen ehemaligen Arbeitervereinen), ist der Profifußball mittlerweile fast ausschließlich zum Spielball des Kapitals geworden.

Pappfans und “Fan-Apps” seien eine bedrohliche Farce, allerdings nur konsequent in der Entwcklung des Spitzenfußballs.

Fußball in unheiliger Allianz mit Großkapital

Die kommerziellen Möglichkeiten des Fußballgeschäfts machten aus dem professionellen Spitzenfußball der Gegenwart ein Freizeitspektakel für die Massen der Welt, mit Unmengen an verschiedenen Geschäftszweigen. Das Stadionereignis und die dazugehörigen Einnahmen, sind da nur noch eine Kleinigkeit. Pay-TV- und Marketing-Verträge übersteigen die Zuschauereinnahmen oftmals:

“Der Profifußball hat sich in den letzten Jahrzehnten auf eine unheilige Allianz aus windigen Investoren, TV-Vermarktung und unseriösen Spielerberatern eingelassen. Selbst Korruption auf höchster Verbandsebene wurde zur Normalität. In Katar sterben laufend Menschen für eine WM, die dort kein einziger Fußballfan haben will. Moralisch gibt es für das Fußballgeschäft global betrachtet kaum noch Luft nach unten.“

Im Schatten der Corona-Krise wird es für die Fußballklubs immer enger. Haben zwar die österreichischen Profiklubs ihre Zahlungsfähigkeit bis Herbst halbwegs sichergestellt, steht der Amateurbetrieb vor einer völligen Ungewissheit. Nur eines ist bisher klar: Der Regelbetrieb wird noch länger auf sich warten lassen.

Fußballprozess diese Woche wegen Verjährung eingestellt

Für die Fan-Allianz steht fest: „Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, entsprechende Maßnahmen einzuleiten, um sich weniger abhängig von Sponsoren und TV-Stationen zu machen.“ Schmerzhaft zynisch scheint es dann, dass in derselben Woche der Faninitiative der globale Fußball seine hässliche Fratze zeigt.

Der Prozess rund um die Vergabe der Fussball-WM 2006 in Deutschland wurde mit Montag eingestellt. Für die im Fokus stehenden Franz Beckenbauer, Theo Zwanziger, Horst R. Schmidt, Wolfgang Niersbach und Urs Linsi endete der Prozess nun aufgrund von Verjährung. Es ging um Korruption und Schmiergeldzahlungen. Bewiesen ist eine dubiose Überweisung des DFB (Deutscher Fußballbund) an die FIFA in der Höhe von 10 Millionen Franken.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

Direkt an unser Konto spenden!

Bildungsverein Offene Gesellschaft
Verwendungszweck: ZackZack
AT97 2011 1839 1738 5900

Redaktion
Redaktion
Die ZackZack Redaktion
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!