Landminen und Zerstörung gegen Venezuela
Für den selbsternannten Venezuela-Präsidenten Juan Guaidó wird es eng: Der Vertrag zwischen ihm und der US-Söldnerarmee Silvercorp ist nun öffentlich. Darin wird der Einsatz von Landminen erlaubt und die Inhaftierung von Zivilisten legitimiert. Guaidó soll aktuell in eine europäische Botschaft geflüchtet sein.
Caracas/Washington, 08. Mai 2020 | Der Vertrag zwischen Juan Guaidó und der US-amerikanischen Sicherheitsfirma Silvercorp bringt erschütternde Enthüllungen ans Tageslicht. So vereinbarte Guaidó mit dem Silvercorp-Chef, dem ehemaligen Elite-Soldaten Jordan Goudreau, Leistungen im Wert von über 220 Millionen US-Dollar.
Guaidó in der Zwickmühle
Dass der Vertrag echt ist, wurde von Goudreau bestätigt, er selbst spielte ihn an die Medien. Offenbar hatte er sich mit Guaidó überworfen, da dieser das Geld nicht zahlte. Veröffentlicht wurde er auch nicht von Maduro-Medien, sondern von der Maduro-kritischen Journalistin Patricia Poleo.
Guaidó, der seit Anfang 2019 selbsternannte Präsident Venezuelas ist, dementiert den Vertrag weiterhin. Es gäbe keine Verbindungen zwischen Silvercorp und ihm – das ist aber einfach zu widerlegen. Mittlerweile hat sogar sein Komplize Juan Rendón auf CNN die Echtheit des Vertrags bestätigt. Er habe auch persönlich 50.000 US-Dollar an Silvercorp bezahlt. Es sei aber noch „kein grünes Licht für Aktionen in Venezuela gegeben“ worden.
Verbindungen seit Februar 2019
Im Februar 2019 wurde Goudreau beauftragt, ein Konzert an der kolumbianisch-venezolanischen Grenze zu „sichern“. Das Konzert hatte Guaidó mit dem Geld des britischen Milliardärs Richard Branson organisiert.
Ziel war es, eine Bewegung zu initiieren, die für den Sturz Maduros mobilisiert. Goudreau postete dessen Einsatz beim Konzert auch auf Instagram. Die Verstrickungen zwischen Guaidó und Goudreau seit diesem Konzert wurden bereits von mehreren großen Nachrichtenagenturen bestätigt.
Ein Foto beim Konzert an der Grenze zu Venezuela zeigt Goudreau selbst. Kommentiert wurde der Instagram-Post so: das Chaos an der venezolanischen Grenze kontrollieren, während ein Diktator besorgt zuschaut. Organisiert wurde das Konzert von Juan Guaidó.
Guaidó in europäische Botschaft geflohen?
Guaidó soll aktuell in einer Botschaft eines europäischen Landes Unterschlupf gefunden haben. Eine ZackZack-Anfrage an Außenminister Schallenberg sowie an Bundeskanzler Kurz, der Guaidó immer wieder vehement unterstützt hatte, wollte wissen, ob ausgeschlossen werden kann, dass es sich um die österreichische Botschaft handelt. Die Anfrage blieb unbeantwortet. ZackZack wollte vom Kanzler auch wissen, ob er Guaidó weiterhin unterstütze. Auch dazu kam keine Antwort.
Auch wenn Sebastian Kurz einer der vehementesten Unterstützer des Putschisten ist, ist er wahrlich nicht der einzige. Guaidó hat nicht nur Donald Trump hinter sich, sondern auch Angela Merkel oder Emmanuel Macron. Aber diese Unterstützung könnte nun bröckeln, denn was in diesem Vertrag zu lesen ist, zerstört die Geschichte vom „Kämpfer für die venezolanische Demokratie“, wie sie Kurz, Trump und Macron gerne erzählen.
220 Millionen US-Dollar oder viel Öl
Denn dass Guaidó der Söldnertruppe 220 Millionen US-Dollar für einen Zeitraum von 495 Tagen versprochen hatte, ist keinesfalls die brisanteste Vereinbarung in diesem Deal. Dass die Putschisten rund um Guaidó im Falle einer Zahlungsunfähigkeit Venezuelas die Millionen mit Öl zahlen wollten, auch nicht.
220 Millionen US-Dollar sollte Silvercorp von Venezuela für den Umsturz kassieren. Im Falle des Staatsbankrott wäre mit Öl bezahlt worden.
Vertrag des Schreckens
Denn der Vertrag beinhaltet exakte militärische Anweisungen sowie Vereinbarungen zwischen den US-Söldnern und der Gruppe um Guaidó. Er liest sich wie ein Planspiel für den Kriegsfall.
Landminen der Kategorie M18A1, eingesetzt erstmals im Koreakrieg und international geächtet, werden explizit erlaubt, ebenso die Zerstörung von kritischer Infrakstruktur, die unter Kontrolle von Diktator Maduro beziehungsweise dem „früheren Regime“ ist oder die Inhaftierung von Zivilisten, „die einer Mission im Weg stehen.“
Schockierende Auszüge aus dem verbrecherischen Vertrag. Landminen sind erlaubt, Zivilisten können einfach inhaftiert werden. Der OSC ist der “On-Scene Commander”, der alle taktischen Entscheidungen trifft und Silvercorp-Söldner ist.
Das alles passiert, während das Land höchst verletzlich ist. COVID-19 konnte Venezuela für die hiesigen Verhältnisse noch halbwegs im Griff halten. Allerdings fehlt es an allem, die Menschen hungern. Nothilfe wurde vom IWF dennoch verweigert. Der IWF argumentierte, Maduro sei „nicht der legitime Präsident“.
Auch für den IWF ist Guaidó, der Minen im eigenen Land erlaubte, der rechtmäßige Präsident. Diese Meinung könnte sich aufgrund der aktuellen Enthüllungen wohl bald ändern. Venezuela beantragte indes die Auslieferung von Goudreau, der derzeit in Florida verweilt. Trump dagegen, ernannte für Venezuela am Mittwoch einen neuen Botschafter. Damit hat die USA zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt wieder formell einen Vertreter in Venezuela.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk