Samstag, April 20, 2024

Züge für 24-Stunden-Pflege: Grünes Licht nach Kritik

Grünes Licht nach Kritik

Nach wochenlangem Ringen und viel Kritik an Karoline Edtstadler (ÖVP) gibt es nun Grünes Licht für den Pflege-Korridorzug zwischen Rumänien und Österreich. Die Europaministerin teilte am Donnerstagabend mit, dass die rumänische Staatsbahn alle Genehmigungen erhalten habe. Zuvor hatte diese sich durch eine Falschmeldung blamiert.

Wien, 8. Mai 2020 | Edtstadler äußerte sich dabei auch im Namen des rumänischen Verkehrsministers Lucian Bode, der ursprüngliche Angaben Österreichs dementiert hatte.

“Auch in Krisenzeiten muss bei strikter Einhaltung der Vorschriften der Gesundheits- und Grenzbehörden die Arbeitnehmerfreizügigkeit gewährleistet werden können”, betonten die Minister beider Länder demnach. Der erste Nachtzug mit bis zu 350 Pflegekräften soll nun am 10. Mai im rumänischen Timisoara starten.

Edtstadlers Zug-Blamage

Bode hatte vor zwei Wochen den öffentlichen Ankündigungen Edtstadlers zum Korridorzug widersprochen, wie ZackZack berichtete. Er hatte damals gesagt, dass es “keinerlei Vereinbarung auf Regierungsebene” bezüglich eines Sonderzugs gebe.

Die daraufhin von der Opposition mit Häme überschüttete ÖVP-Ministerin spielte umgehend den Ball an die rumänische Staatsbahn zurück und meinte, dass diese sich selbst für den Transport angeboten habe.

Ursprünglich hätte der erste Korridorzug schon am 2. Mai starten sollen, doch verzögerte sich dies aufgrund der fehlenden Genehmigungen. Edtstadler betonte, dass die Sicherung der 24-Stunden-Betreuung in Österreich “hohe Priorität” für die türkis-grüne Bundesregierung habe. “Dabei muss sichergestellt werden, dass alle Vorgaben der Behörden zum Schutz der Reisenden eingehalten werden”, fügte sie hinzu.

Ein- und Ausreiseschwierigkeiten

In der Coronakrise hatten zahlreiche europäische Staaten, darunter auch Österreich, ihre Grenzen dicht gemacht und ausländische Staatsangehörige nur noch mit Gesundheitsattesten ins Land gelassen. Edtstadler wies darauf hin, dass die Auswirkungen der Grenzschließungen auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit im Bereich der 24-Stunden-Betreuung “enorm spürbar” seien, “da viele Betreuerinnen aus dem Ausland stammen und derzeit nur sehr eingeschränkt zu ihrem Arbeitsplatz bzw. zurück in ihre Heimat kommen können”.

Österreichweit sind rund 33.000 Personen auf Ganztags-Betreuung angewiesen, wobei rund die Hälfte der Betreuerinnen aus Rumänien stammt. Sie haben durch die geltenden Restriktionen kaum die Möglichkeit, durch Kolleginnen abgelöst zu werden. Diese Ablöse kann nun durch den überfälligen Korridorzug erfolgen. Organisiert werden die Transporte vom Fachverband der Personenbetreuer in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

Kosten müssen die Betreuerinnen selbst tragen

Derzeit sind drei Züge zur Buchung offen; am 10., 12. und 13. Mai. Nach der Ankunft in Wien-Schwechat werden die Betreuerinnen und Betreuer in ein Hotel am Flughafen gebracht, wo Coronavirus-Tests gemacht werden. Alle negativ Getesteten können dann von den Agenturen oder Familien abgeholt werden. Die Fahrt kostet 100 Euro, der Test 105 Euro sowie die Unterbringung im Hotel 74 Euro.

Wie viel ist uns Pflege wert?

Die Corona-Krise zeigt ein Problem auf, das schon lange besteht: Österreich war bisher nicht imstande, zahlreiche Gesundheits- und Pflegeberufe derart zu gestalten und zu entlohnen, dass die Betroffenen sich damit auch ein Leben in Österreich finanzieren können.

(apa/lb)

Titelbild: APA Picturedesk

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