Mittwoch, April 24, 2024

24-Stunden-Pflege: Zug eingefahren, 270 Plätze blieben leer.

270 Plätze blieben leer

Nach wochenlangem Ringen ist am Montag in der Früh der erste Korridorzug mit 24-Stunden-Betreuerinnen aus Rumänien in Wien-Schwechat angekommen. An Bord des Nachtzuges befanden sich 74 Betreuerinnen, 350 Personen hätten im Zug Platz gehabt. ZackZack hat nachgefragt.

Wien, 11. Mai 2020 | Nachdem von Ministerin Edtstadler wochenlang eine Lösung für die Einreise der 24-Stunden-Betreuerinnen aus Rumänien versprochen wurde und sie zuletzt sogar ohne dem Wissen der rumänischen Regierung einen Zug angekündigt hatte, war es am Montag so weit.

Kurzfristige Buchungsmöglichkeiten

Ein Zug fuhr mit insgesamt 74 Personenbetreuerinnen in Wien ein. Sie sollen für die 24-Stunden-Pflege in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland zum Einsatz kommen. Der WKO-Fachverband der Personenbetreuer, der den Zugkorridor in Kooperation mit der ÖBB organisierte, erklärt die geringe Passagierzahl gegenüber ZackZack mit der kurzfristigen Buchungsmöglichkeit für die erste Zugfahrt.

“PflegeHELP”, der Verein zur Unterstützung und Förderung der Interessen der PflegerInnen in Österreich, ist aufgrund der Ansteckungsgefahr froh, dass nicht mehr Frauen an Bord waren.

Heimkehr für Hiergebliebene

Vereinbart sind vorerst sechs Züge: nach dem Zug vom Montag erfolgt die Rückreise der ausgetauschten Betreuer und Betreuerinnen am 12. Mai. Personenbetreuerinnen für die Bundesländer Oberösterreich, Kärnten, Salzburg, die Steiermark, Vorarlberg und Tirol sollen mit dem nächsten Zug am Donnerstag ankommen. Weitere Verbindungen sind am 20. Mai, 24. Mai und 27. Mai geplant.

In jedem Zug gibt es 300 buchbare Plätze für Vermittlungsagenturen und 50 Plätze für Privatpersonen. Nur Personenbetreuerinnen mit aufrechter Gewerbeberechtigung dürfen mitfahren.

Hotelaufenthalt bis zum Testergebnis

Der Zugkorridor aus Rumänien wurde von der Wirtschaftskammer in Kooperation mit den ÖBB organisiert. Die Einrichtung der Verbindung sei eine “Herausforderung” gewesen, sagte der Obmann des Fachverbands der Personenbetreuer in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Andreas Herz. Laut ihm werden die Rumäninnen nach ihrer Ankunft in einem Hotel auf dem Flughafengelände auf das Coronavirus getestet. Bei einem negativen Test können sie von den Familien und Agenturen abgeholt werden. Positiv Getestete müssen in Quarantäne.

Gesundheitsuntersuchung in Rumänien

Die ÖBB-Vorständin für den Personenverkehr, Michaela Huber, ergänzte, dass derartige Züge normalerweise eine monatelange Planung erfordern. Die Kooperation mit Rumänien habe gut funktioniert.

Die Betreuerinnen seien vor Abreise einer Gesundheitsuntersuchung unterzogen worden. Das sei sehr diszipliniert vonstattengegangen. Die Insassen hätten Mund-Nasen-Schutz erhalten und sich im Zug nicht frei bewegen dürfen.

Aktivistinnengruppe bei Ankunft vor Ort

Die Betreuerinnen wurden auch von der Pflege-Selbsthilfegruppe “D.R.E.P.T pentru îngrijire” mit einem Willkommensplakat begrüßt. Eine Vertreterin der Gruppe, Flavia Matei, erklärte, dass sich ihnen rund 5.000 rumänische Pflegerinnen angeschlossen hätten, weil es “viel Missbrauch” in der Branche gebe. Ein “großes Thema” sei für die Pflegerinnen die Kürzung der Familienbeihilfe. Die Gruppe fordert die Rücknahme der Maßnahme.

500 Euro-Bonus geht an Familien oder Agenturen

Die Betreuerinnen haben mit noch zahlreichen weiteren Problemen zu kämpfen: So seien viele Betreuerinnen etwa gezwungen, den Vermittlungsagenturen Inkassovollmachten zu unterschreiben, so Matei.

Als “erniedrigend” würden viele Pflegerinnen außerdem empfinden, dass sie den 500 Euro-Bonus, der ihnen zusteht, wenn sie ihren Turnus verlängert haben, nicht direkt bekommen. Das Geld geht abzüglich Sozialversicherung an die Betreuungsfamilien oder die Agenturen. Kosten für ihre Anreise müssen die Rumäninnen aber selbst tragen:

(lb/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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