Samstag, April 20, 2024

NEOS und FPÖ fordern Abberufung von Sektionschef Pilnacek

Ein neu aufgetauchter, allerdings schon ein Jahr alter E-Mail-Verkehr von Justiz-Sektionschef Christian Pilnacek im Streit mit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat am Samstag die Opposition auf den Plan gerufen. NEOS und FPÖ fordern seine Abberufung.

Wien, 16. Mai 2020 |  Justizministerin Alma Zadic müsse die Vertragsverlängerung des Spitzenbeamten verweigern, forderte die FPÖ. Ähnlich äußerten sich die NEOS.

Pilnacek wieder unter Beschuss

Stein des Anstoßes ist ein vom Nachrichtenmagazin “profil” per Vorabmeldung öffentlich gemachter Mailverkehr zwischen Christian Pilnacek und dem Leiter der Wiener Oberstaatsanwaltschaft, Johann Fuchs, aus dem Juni 2019. Damals kochte der Konflikt um die Eurofighter-Ermittlungen hoch.

Die WKStA warf den beiden den Wunsch nach Abwürgen des Verfahrens vor und zeigte sie – erfolglos – wegen Amtsmissbrauch an. WKStA-Leiterin Ilse-Maria Vrabl-Sanda ging mit ihren Vorwürfen in einem ZiB2-Interview an die Öffentlichkeit.

Laut “profil”, das sich auf Screenshots beruft, schrieb daraufhin Fuchs, der WKStA gehe es vor allem um die “Verteidigung der Komfortzone möglichst ohne Einflussmöglichkeit der Dienst- und Fachaufsicht”. Er forderte eine “Reaktion auf die Grenzüberschreitungen” der Behörde. Es bedürfe “gemeinsamer Strategien”, um dieses “sich ständig aufbauende Problem nachhaltig zu lösen”.

Pilnacek beruhigt

Pilnacek bezeichnete die damals eben erst anlaufende Mediation per Mail als “gescheitert”, beklagte den mangelnden “Flankenschutz” aus den eigenen Reihen und forderte: “Ich denke, man muss jetzt aktive und breite Öffentlichkeitsarbeit betreiben und insgesamt die Leistungen der WKStA hinterfragen.”

Auf “profil”-Anfrage verwies Pilnacek darauf, dass er seine Mails “in dieser Angelegenheit gelöscht” habe und daher “die Inhalte im Detail nicht mehr nachvollziehen” könne. Inzwischen sei die Mediation erfolgreich absolviert worden.

FPÖ-Klubchef Herbert Kickl sah dadurch einen neuen, “nicht für möglich gehaltener Tiefpunkt in der österreichischen Rechts- und Justizgeschichte” erreicht, wie er am Samstag in einer Aussendung erklärte. Er erinnerte auch an den Angriff von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gegen die WKStA: “So manches erscheint da plötzlich in einem ganz neuen, anderen Licht und es erhärten sich einmal mehr Hinweise, dass es sich bei Christian Pilnacek um den Exekutor türkiser parteipolitischer Anliegen und Wünsche an die Justiz handelt, welche offensichtlich die ÖVP-Hierachie bis ganz hinauf zum Kanzler selbst geäußert und sogleich auch deren Umsetzung besprochen wird.”

Schützt Pilnacek ÖVP?

Justizministerin Zadic obliege es jetzt, bis zur geltenden Frist von 30. Mai 2020 zu entscheiden, ob der Vertrag Pilnaceks als Sektionschef verlängert oder aber neu ausgeschrieben werde. Diese Entscheidung werde zum Lackmustest der Grünen als Partei, so Kickl.

Dass Pilnacek seine Hand schützend über die ÖVP halte, werde mit jedem Tag klarer, meinte auch Stephanie Krisper von den NEOS. Dazu passe, dass dem Ibiza-Untersuchungsausschuss weiterhin unzählige Aktenteile fehlten. Zadic müsse die Reißleine ziehen. “An einer Enthebung Pilnaceks aus seinem Amt führt in Anbetracht der zahlreichen Verfehlungen jetzt kein Weg mehr vorbei”, forderte Krisper.

(apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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