Mittwoch, April 24, 2024

Seilbahnkaiser machen Druck auf Anschober – Tiroler Berge vor Kommerz-Neustart trotz neuer Ischgl-Enthüllung

Tiroler Berge vor Kommerz-Neustart

Ungeachtet neuer Ischgl-Enthüllungen öffnen viele Tiroler Bergbahnen am Freitag ihre Pforten. Sie hätten das „OK von Günther Platter.“ Eine Verordnung fehle allerdings noch – die Seilbahner machen Druck auf Anschober.

Innsbruck, 25. Mai 2020 | Ungeachtet jüngster Corona-Enthüllungen rund um den Ischgl-Skandal wird der Duck für einen Neustart der Tiroler Bergbahnen erhöht. Der Geschäftsführer der Imster Bergbahnen, Bernhard Schöpf, kündigte am Wochenende in der „Tiroler Tageszeitung“ an, dass man für den Neustart bestens vorbereitet sei. Am Freitag soll es losgehen. Auch die Berghütten öffnen wieder.

Platter wieder hinter Tourismuslobby

Nur auf den Gesundheitsminister Rudolf Anschober müssten die Seilbahner noch warten. Während Schöpf behauptet, das O.K. sowohl „von der Tiroler Wirtschaftskammer, sowie aus dem Büro des Tiroler Landeshauptmannes Platter“ zu haben, fehle es noch an der Verordnung. Doch nachdem Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger der Tiroler Tourismuslobby das Versprechen gab, dass es mit Ende Mai wieder losgehen werde, kam kein Widerspruch von Rudolf Anschober. Deshalb geht Schöpf davon aus, dass Anschober die Verordnung zeitgerecht erlässt.

Der Druck der Seilbahner auf Anschober kommt nur kurz nach weiteren Ischgl-Enthüllungen zum Wochenende. Dänische Behörden veröffentlichten auf Basis der Informationsfreiheit wichtige Emails, die weder das Gesundheitsministerium, noch die Tiroler Behörden entlasten. So folgte auf die Warnung Islands vom 5. März eine Warnung von Dänemark nur drei Tage später. Erst fünf Tage später kam es zu Maßnahmen. Zudem sollen die Namen der infizierten Isländer allen Behörden bekannt gewesen sein.

SPÖ-Kucher sieht „Dilettantismus“

SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher nannte den Schlagabtausch zwischen Anschober-Ministerium und Tiroler Behörden „Tarnen und Täuschen“:

„Erst wird versucht, Island den Schwarzen Peter für das eigenen Versagen zuzuschieben. Jetzt stellt sich laut ‚profil‘ heraus, dass die Vorwürfe gegen Island Fake News und die Pannen hausgemacht waren. Tatsache ist, dass das Gesundheitsministerium erst am Abend des 5. März um die Namen angesucht hat. Bereits am nächsten Tag waren sie im Gesundheitsministerium und zu Mittag in Tirol“,

kritisiert Kucher die „dilettantische“ Aufklärung rund um Ischgl. SPÖ-Tirol-Chef Georg Dornauer sprach sich deshalb am Wochenende erneut für einen U-Ausschuss im österreichischen Parlament aus. Ähnliches verlangt FPÖ-Rechtsaußen Herbert Kickl. Dornauer erkennt einen Versuch von Anschober, die schwarz-grüne Tirol-Regierung zu decken:

„Damit haben sich die Grünen endgültig auf allen Ebenen als Diener ihrer ÖVP-Herren geoutet. Doch damit kommen sie nach den jüngsten Veröffentlichungen nicht mehr durch. Und auch der seit Tagen wild um sich schlagende Innenminister Nehammer muss sich die Frage gefallen lassen, wo er rund um die chaotische Abreise von Touristinnen und Touristen aus den Tiroler Tourismusgebieten war. Darauf hat er Antworten zu liefern, bevor er weiterhin aus parteipolitischen Gründen versucht, die tadellose Vorgehensweise der Stadt Wien in Sachen Corona in den Dreck zu ziehen.“

Dornauer weiter im Angriffsmodus

Für Dornauer, auf dessen Initiative nach wochenlangem Streit eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt wurde, geht kein „Weg an einem parlamentarischen U-Ausschuss vorbei“:

„Die belegbaren Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen im Tiroler Krisenmanagement haben ausgehenden vom Hotspot Ischgl zur rasanten Verbreitung des Coronavirus in Österreich und ganz Europa geführt. Das hatte unnötig viele Infizierte, Kranke, Hospitalisierte und Todesopfer zur Folge. Inwieweit diese Entwicklung durch Fehler auf Bundesebene beschleunigt wurde, muss genauso aufgeklärt werden, wie die groben Missstände in Tirol.“

Während sich die Aufklärung des Corona-Versagens hinzieht, starten die mächtigen Tiroler Seilbahner am Freitag wieder durch. Da Sebastian Kurz weiter alle Grenzen geschlossen hält, werden die Bergbahner für einheimische Tiroler statt für Touristenmassen zur Verfügung stehen. Das große Geschäft droht aber auszubleiben.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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