Ein Brief der WKO und der Verlagsgruppe MediaPrint erhitzt derzeit die Gemüter. Die WKO bietet nun zum „Neustart“ der Gastronomie ein Angebot an Lokalbetreiber, das für Kopfschütteln bei den Wirten sorgt: Bis zu 5 Gratis-Exemplare von “Kurier” und “Krone”. Auf Geld für die entfallenen Umsätze muss der hingegen der Großteil weiter warten.
Wien, 26. Mai 2020| „Herausfordernde Zeiten liegen hinter uns“ so beginnt ein gemeinsamer Brief des Zeitungsverlags MediaPrint und der Wirtschaftskammer (WKO) an österreichische Gastronomen. Zahlreiche Lokalbesitzer stehen wegen der entgangenen Einnahmen durch die zweimonatige Schließung vor dem Ruin. Finanzielle Unterstützung der Regierung beziehungsweise der WKO kam bis jetzt nur äußert spärlich bei den Wirten an.
Bis jetzt fast nichts ausbezahlt
Erst 0,464 Milliarden wurden bis jetzt aus den Mitteln für Kurzarbeit und Härtefallfonds ausgezahlt. Das sind ungefähr 1,5 Prozent des Volumens, dass von der Regierung für die Unterstützung für sämtliche Unternehmen veranschlagt wurden. Von „Koste es was es wolle“ ist das weit entfernt. Für Lokalbetreiber hat die WKO nun jedoch ein Alternativangebot angekündigt.
Kam mit der Post. Ich überlege ein Mail an die #WKO zu schreiben, dass ich das Angebot nett finde^^, mir aber den #Falter wünsche. Mir ist jedenfalls klar wessen Interessen die #WKO vertritt. pic.twitter.com/eopc4UsD83
— Antje Hochholdinger (@AntjeClaudia) May 23, 2020
Gratis Benko-Blätter
Bis zum 31. 8 erhalten Gastronomen eine kostenfreie Belieferung mit je bis zu fünf Exemplaren der “Kronen Zeitung” und des “Kurier”. Beide Zeitungen befinden sich teilweise im Besitz des Milliardärs und Sebastian Kurz Vertrauten René Benko. Sein Signa-Konzern ist zu 24,22 Prozent am „Kurier“ und 24,5 Prozent an der „Krone“ beteiligt. Aus der umstrittenen Sonder-Corona-Medienförderung, die sich an der Auflage des letzten Jahres orientiert, erhielten beide Zeitungen bereits umfassende Zahlungen. Schätzungsweise dürfte der Kurier 680.000 Euro aus dem Topf erhalten haben, die Kronen Zeitung soll sogar 2,72 Millionen Euro erhalten haben.
Scharfe Kritik
Der Brief der WKO und der Zeitungsverlags Mediaprint sorgte in den Sozialen Medien für Entrüstung. Nutzer kritisierten den „Service“ der WKO scharf: „Jössas ein Geschenk für jene Unternehmen, die trotz Härtefondzahlungen gerade in die Pleite schlittern, na hoffentlich zahlt die WKO wenigstens die Abo’s für die Kurz-gesteuerten Blattln…“
Bei Interesse soll man sich einfach unter Angabe seiner Daten bei der Mediaprint melden. Die Mediaprint würde sich sogar Ende August verlässlich bei den Wirten melden, um das Angebot zu verlängern.
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk